Rundbrief Mai / Juni 2013

Inhalt

1. Vocal Devotional - Krishna Das Songbook
2. Raga Studium mit CDs - Gyan Educational Series
3. Die jungen Meister (7/8) - Satyajit Talwalkar
4. Die Schöne mit der Sitar - Anoushka Shankar
5. Neu im Team (2/2) - Jens Petersen
6. Eingeschränkter Betrieb - Juli
7. Indische Klassik (7/7) - Tradition & Erneuerung
8. Workshops - Juni bis September
9. Konzerte - Juni & Juli

 


1. Vocal Devotional - Krishna Das Songbook
- Neu im Sortiment -


Das Krishna Das Songbook "Breath of the Heart" bietet Notationen aller Stücke auf Krishna Das' beliebtem Kirtan-Album von 2001. Notiert ist sowohl in westlicher Notenschrift als auch in indischer Sargam-Notation. Darüber hinaus ist jedes Stück mit seltenen Fotos aus Krishna Das' Zeit in Indien mit Neem Karoli Baba illustriert. Abgerundet wird das Buch mit exklusiven Hintergrundgeschichten u.a. zur Entstehung der Stücke und zur Bedeutung der verwendeten Mantras.

Die folgenden sechs Stücke von "Breath of the Heart" werden vorgestellt: Baba Hanuman, Kainchi Hare Krishna, Ma Durga, Kashi Vishwanath Gange, Om Namo Bhagavate Vasudevaya, Vrindavan Hare Ram. Das Buch wird zusammengestellt und herausgegeben von Daniel Tucker, einem US-amerikanischen Kirtan-Musiker und Harmoniumlehrer der nächsten Generation. Die Notationen sind mit kunstvollen Götterzeichnungen von Jennifer Mazzucco geschmückt.

Kirtan, das Chanten heiliger Götternamen im Call and Response zwischen Vorsänger und Gruppe, ist eine der zentralen Praktiken im Bhakti Yoga. Der 1947 geborene US-Amerikaner Krishna Das ist einer der wichtigsten Pioniere des Kirtan im Westen und heute einer der populärsten Kirtan-Sänger weltweit. Er war in den 1970er Jahren Schüler von Neem Karoli Baba und arbeitete eng auch mit Ram Dass zusammen, Neem Karoli Babas zweitem bekannten amerikanischen Schüler. Seiner ersten CD 1996 folgten inzwischen rund ein Dutzend weitere Alben, zwei Bücher und ein Dokumentarfilm über sein Leben. In seiner Musik verbindet er stimmig alte indische Kirtan-Melodien und indische Instrumente wie Harmonium und Tabla mit westlichen Musikkonzepten wie Akkordbegleitung und unterlegter Bassstimme. Damit gelingt es ihm, Menschen in Ost und West gleichermaßen zu erreichen.

* Krishna Das: Breath of the Heart, 35 Seiten, sechs Stücke, zahlreiche Illustrationen und Fotos - ab sofort bei India Instruments erhältlich für 25,- Euro (zzgl. 1,95 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands). Coverbild und weiteres Material für Kirtan und Chanting finden Sie hier.

 

 


2. Raga Studium mit CDs - Gyan Educational Series
- Neu im Sortiment -


Gesang ist die Grundlage der klassischen indischen Raga-Musik - das Wesen eines Ragas und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Ragas lassen sich am unmittelbarsten mit der Stimme darstellen. Insofern ist ein gesangliches Verständnis unverzichtbar für eine authentische Raga-Interpretation auf einem Instrument. Nur wer durch seine Sitar, Sarod, Flöte oder Geige zu singen vermag, kann einen Raga zum Leben erwecken

Für das vertiefende Studium ausgewählter Ragas gibt es jetzt eine wunderbare Reihe von Gesangs-CD-Sets mit Erläuterungen und Notationen unter dem Titel "Gyan" - Wissen. Das Konzept stammt von Vijay Kichlu, langjähriger Leiter der Sangeet Research Academy (SRA) in Kalkutta, einem weltweit wohl einmaligen Musikzentrum, an dem in alter Lehrer-Schüler-Tradition professionelle klassisch-nordindische Musiker ausgebildet werden. Jedes CD-Set besteht aus zwei CDs, die je 4 bis 5 ähnliche Ragas präsentieren. Dazu gehören gesprochene Kommentare von Vijay Kichlu und gesungene Ragaphrasen und Vokalkompositionen, dargeboten von der renommierten Sängerin Subhra Guha. Sämtliche Vokalkompositionen (je 3 bis 6 pro Raga) sind im Begleitheft auch in indischer Sargamnotation ausnotiert, so dass sie gut nachvollziehbar und erlernbar sind. Die Präsentation macht Eigenheiten, Unterschiede und Gemeinsamkeiten der behandelten Ragas deutlich und liefert mit den Kompositionen eine üppige Fülle an Studienmaterial. Die Sets ist unbedingt zu empfehlen für alle, die sich über die Anfangsgründe hinaus eingehender mit bestimmten Ragas beschäftigen möchten! Insgesamt sollen in der Reihe mit dem Untertitel "Educational Series of Indian Ragas" etwa 60 Ragas in detaillierter Analyse für Lernende klassisch-nordindischer Musik aufbereitet werden.

Bisher sind vier CD-Sets mit folgenden Inhalten erschienen:
Gyan Vol. 1: Ragas Yaman, Bhupali, Deshkar, Shudh-Kalyan, Kedar, Kamod, Hamir und Chhayanat
Gyan Vol. 2: Ragas Bhairav, Kalingra, Ahir Bhairav, Kafi, Bhimpalasi, Bageshwari, Rageshwari und Barwa
Gyan Vol. 3: Ragas Bilawal, Behag, Marubehag, Nand, Shankara, Marwa, Puriya, Sohini und Bhatiyar
Gyan Vol. 4: Ragas Bhairavi, Bilaskhani Todi, Malkauns, Miyan-ki-Todi, Multani, Khamaj, Jhinjhoti, Desh, Tilak-Kamod und Jaijaiwanti

* Vijya Kichlu: Gyan - Educational Series of Indian Ragas, 2-CD-Sets mit ausführlichem Booklet, Vol. 1 - 4 - ab sofort bei India Instruments erhältlich für 24,90 Euro je Set (zzgl. 1,95 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands). Coverbilder, Detaiinfos und weiteres Lehrmaterial für indischen Gesang finden Sie hier.

 

 


3. Die jungen Meister (7/8) - Satyajit Talwalkar
- Reportage von Arunabha Deb, India -


In der Erstausgabe der neuen indischen Musik-, Tanz- und Theaterzeitschrift Avantika schrieb der Musikjournalist Arunabha Deb im Januar 2012 über die neue Generation großartiger klassisch indischer Musiker im Alter zwischen 30 und 40. Wir bringen seinen Artikel mit einer Einführung und sieben Musikerportraits als Fortsetzungsreihe in acht Teilen.

Satyajit Talwalkar, 35, Mumbai, Tablaspieler ohne spezifische Gharana

Seit dem Erfolg der Gruppe Shakti in den späten Siebzigern, mit Ustad Zakir Hussain als eine der treibenden Kräfte, hat sich die Tabla wahrscheinlich zum beliebteste interkulturellen Instrument entwickelt. Als Folge davon sind Tablaspieler sehr gefragt als Teilnehmer von Crossover-Projekten. Satyajit zählt heute zu den besten jungen Tablaspielern in Indien, und so ist es nicht überraschend, dass er bereits zur Zusammenarbeit mit mehreren Gruppen gebeten wurde. Aber genau wie Sarangispieler Murad Ali hat er sich Zeit gelassen, bevor er diesen Sprung machte.

Er ist der Sohn von Tablameister Pandit Suresh Talwalkar und Sängerin Padma Talwalkar. Obwohl er schon immer an Gesang interessiert war, drängte ihn seine Liebe zum Rhythmus schon als Kind zur Tabla. Unter der Führung seines Vaters strukturierte er seine Lehrjahre (und schließlich seine Karriere) nach den strengen Regeln der Tradition. "Anfangs erhielt ich eine Ausbildung als Solist. Für die ersten paar Jahre, bis ich ungefähr 16 war, war das mein Schwerpunkt. Im Unterricht bekam ich überwiegend Material, das ich in Soli spielen konnte. Nach und nach begann mein Vater, mich zu bitten, Gesang zu begleiten, und dann, nach einiger Zeit, Instrumentalmusik. Und dann, viel später, als ich spürte, dass ich sicher in diesen beiden Aspekten des Tablaspiels war, habe ich mich entschieden, mich in die Fusion zu wagen", sagt er.

Satyajit behauptet, dass es zwingend notwendig sei, sich zuerst als klassischer Musiker zu etablieren. "Darin liegt die eigentliche Herausforderung", sagt er. "Bei Fusion sind eine Menge Sachen einstudiert und du weißt, wo das Stück hingehen wird. Aber in der Klassik weißt du nie, wohin sich der Künstler bewegen wird. Außerdem spielst du in klassischen Konzerten vor hoch gebildeten Kunstkennern, und das ist immer ein ganz anderes Gefühl." Er spielt sehr oft mit anderen Genres, aber er beharrt darauf, dass die Befriedigung beim Spielen rein klassischer Musik unvergleichlich sei.




4. Die Schöne mit der Sitar - Anoushka Shankar
Bericht von Dieter Zarnitz -


Vier Abende lang zog Anoushka Shankar im April im gut gefüllten Konzerthaus Dortmund das Publikum in ihren Bann. Die höchst aufwändige Inszenierung "Svatantrya" verband am ersten Abend indischen "Bharatantyam-Tanz" mit zeitgenössischem Ausdruckstanz und europäischem Puppenspiel, umgeformt zu großem Schattenspiel. Anoushka versteht sich hier mit ihrem Sitarspiel als Erzählerin. Am zweiten Abend gab es unter dem Titel "Anoushka Shankar and Friends" mit Sitar, Klavier, Gesang, Cello, Hang (eine Art Steeldrum), Flöte, Tanpura und Percussion etwas ganz Neues. Schon die Alben "Breathing Under Water" und "Rise" hatten Anoushkas großes Interesse an populärer Musik deutlich gezeigt. In Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Produzenten Nitin Sawhney hatte sie nun eigens für den Dortmunder Auftritt ein Ensemble mit Musikern aus ihrer Wahlheimat London zusammengestellt. Als Widmung einer Weltbürgerin an eine kosmopolitische Stadt wandelte sie damit erneut hinüber zur Popmoderne.

Ein weiter Weg war es von Rajasthan bis nach Andalusien. Eine Wanderung vor 1000 bis 1200 Jahren (so wird vermutet) von "Unberührbaren", die im indischen Kastensystem keine Lebensmöglichkeit sahen. Ihre Musik trugen sie im Herzen. Gesang und rhythmisches Händeklatschen waren die ersten Ausdrucksformen. Mischungen mit anderen Stilen entstanden. Erst spät, im 19. Jahrhundert, kam die Gitarre hinzu. Anoushkas CD "Travellers" vermittelt einen sehr guten Eindruck von diesen Verwandtschaften. Mit "A Raga-Flamenco Journey" waren sie am dritten Abend live zu erleben. "A Tribute to my Father" hat Anoushka den vierten Abend im Zeichen klassischer indischer Ragas genannt. Eine junge Sitarspielerin mit dem Bonus des großen Meisters und Vaters Ravi Shankar? Nein! Es ist eine tiefe Verbeugung. Anoushka ist reif. Sie hat einen eigenen Stil. Die Tonbildung ist brillant und sauber, ihr Spiel voller Fantasie und der Klang ist farbig-kristallin.

"Wie kommt ein solches Gesamtkonzept beim Publikum an", habe ich im Dortmunder Konzerthaus gefragt. "Das Haus war immer sehr gut besucht. Viel besser als kalkuliert.", war die Antwort. Das lässt hoffen, dass nach dem Hype Ende der 1960er Jahre, nun endlich eine Renaissance der Wahrnehmung indischer Kultur und indischen Lebens anbricht. Wünschenswert wäre es, wenn nicht nur negative Presse die Aufmerksamkeit auf diese Kultur lenken würde.

Weitere Infos:
www.konzerthaus-dortmund.de
www.anoushkashankar.com




5. Mitarbeiterportraits (2/2) - Jens Petersen
- Firmen-Info -


Um die wachsenden Wünsche und Anforderungen unserer Kunden weiter zufriedenstellend bearbeiten zu können, haben wir 2012 zwei Mitarbeiter neu mit in den Laden genommen. Beide sind hervorragende Fachleute auf ihren Gebieten und erweitern unser Knowhow mit ihren speziellen Kenntnissen und Fertigkeiten. Im vorigen und in diesem Rundbrief stellen wir sie vor.

Jens Petersen wurde 1967 in Wiesbaden geboren. Er wuchs in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf und entwickelte schon als Kind eine starke Neigung zur Musik. Mit neun begann er zu singen und als Teenager spielte er Querflöte. Nach ersten Schritten in westlicher Klassik war er aktiv in einem Ensemble, das sich auf alte Musik von Mittelalter über Renaissance bis Barock spezialisierte. Dafür wurden auch diverse schwer erhältliche Instrumente gebraucht, von Chrotten bis Cembali, die die Ensemblemitglieder kurzerhand selbst bauten. Dabei kümmerte sich Jens vor allem um den Holzbau. Seit dieser Zeit hat er laufend weiter im Instrumentenbau gearbeitet. Ab seinem 21. Lebensjahr schwenkte er um auf afrikanische Percussion. Nach einem Chemiestudium ging Jens 1992 nach Berlin und wurde dort Mitglied der Afro-Percussion-Gruppe La Forêt Sacrée und Mitgründer des Karnevals der Kulturen. Mit Mitte 30 machte sich Jens noch einmal auf in musikalisches Neuland und entdeckte die klassische südindische Rhythmik für sich. Er lernte die klassischen karnatischen Percussionsintrumente Mridangam, Ghatam, Kanjira und Morsing bei S. V. Giridhar in Berlin und Bangalore. Seit 2012 vertieft er sein Können bei Manickam Yogeswaran und beschäftigt sich auch mit südindischem Gesang.

Ein besonderes Anliegen ist es für Jens, die natürlichen Ordnungsprozesse zu ergründen, die unserem Leben und unserer Gesundheit zugrunde liegen. Er ist geprüfter Heilpraktiker mit Schwerpunkt craniosacrale Therapie, sieht die Welt nach harmonikalen Prinzipien geordnet, beschäftigt sich mit der Wirkung rhythmischer Schwingungen auf Körper und Seele und vor dem Hintergrund seines Chemiestudiums auch mit traditionellen natürlichen Werkstoffen und handwerklichen Arbeitstechniken. Das daraus gewonnene umfangreiche und detaillierte Wissen bringt er jetzt als Spezialist für Restaurierungen und komplexe Reparaturen bei India Instruments ein. Jens ist ein Meister der Holzbearbeitung und der Herstellung und Verarbeitung natürlicher Leime, Lacke und Farben und teilt seine Kenntnisse und Erfahrungen gern mit den Teamkollegen. Inzwischen hat er schon etlichen scheinbar toten indischen Instrumenten zu neuem Leben verholfen.

Weitere Mitarbeiterportraits und Hintergrundinfos zu India Instruments hier.

 

 


6. Eingeschränkter Betrieb - Juli
- Firmen-Info -


Unser Geschäftsführer Norbert Klippstein ist vom 9. - 26.7. im Urlaub. Leider können Versand und Laden von India Instruments in dieser Zeit nur sehr eingeschränkt arbeiten. Der eMail-Verkehr ist dagegen nicht betroffen - wir beantworten weiter zügig alle Anfragen und nehmen Bestellungen und Vormerkungen entgegen. Im Rahmen der personellen Möglichkeiten werden wir uns auch bemühen, Bestellungen so zeitnah wie möglich zu bearbeiten und zu versenden. Vor allem Kleinbestellungen können voraussichtlich relativ gut abgewickelt werden.

Der Versand größerer Instrumente muss dagegen unter Umständen auf die Zeit ab 29.7. verschoben werden. Bestellungen größerer Instrumente sollten nach Möglichkeit bis spätestens 3 Werktage vor der Urlaubszeit bei uns eingehen, wenn der Versand noch davor erfolgen soll. Eil- und Terminbestellungen können während der Urlaubszeit leider nicht abgewickelt werden. Besuche im Berliner Laden sind nur eingeschränkt und nach genauer Absprache möglich. Wir bitten um Entschuldigung für diese Unannehmlichkeiten!




7. Indische Klassik (7/7) - Praxis: Tradition & Erneuerung
Hintergrundinfo von Yogendra -


Die klassische indische Musiktradition und ihre Instrumente sind die Grundlage für die Arbeit von India Instruments. Aber was hat es mit dieser Tradition auf sich? In einer siebenteiligen Reihe von Yogendra bringen wir eine Einführung für Einsteiger.

Die Feinheiten der klassischen indischen Musik lassen sich in Notenschrift kaum darstellen. Deswegen wird die in Indien entwickelte Buchstabennotation nicht als möglichst genaue Spielanweisung benutzt (wie in der westlichen Klassik), sondern nur als Gedächtnisstätze. Aber wie lernt man dann diese Musik und wie wird sie überliefert?

Mündliche Überlieferung - Guru Shishya Parampara

Der Schlüssel dazu ist die mündliche Überlieferung in der Guru Shishya Parampara. Guru bedeutet Lehrer, Shishya heißt Schüler und Parampara bezeichnet die Weitergabe von Wissen von einer Generation zur nächsten. Nicht nur Musik wird so tradiert, sondern z.B. auch spirituelles, medizinisches oder handwerkliches Wissen. Da in allem Wissen letztlich ein göttlicher Ursprung gesehen wird, ist seine Übermittlung ein heiliger Akt. Dafür ist sogar eine eigene Göttin namens Saraswati zuständig - nicht nur die Göttin der Weisheit und des Lernens, sondern auch der Sprache und der Musik! Der Guru ist der Hort dieses Wissens und der Schüler nimmt es idealerweise gläubig und gehorsam, mit Ehrfurcht und Inbrunst, Geduld und Vertrauen in sich auf, bewahrt es und gibt es eines Tages, wenn er selbst Guru geworden ist, unverfälscht weiter.

Traditionelle Ausbildung - Weg zur Meisterschaft

Aus dem Familien- oder Bekanntenkreis wählt der Musik-Guru von Zeit zu Zeit besonders talentierte Jungen aus und nimmt sie in seinen Haushalt auf. Er versorgt sie wie eigene Kinder und übernimmt die volle Verantwortung für ihre musikalische und persönliche Entwicklung. Sein Wissen und sein Kunstverständnis - und damit sein Lebensinhalt - können nur weitergetragen werden, wenn er die richtigen Schüler wählt und sie entsprechend ausbildet. Mehrere Jahre hindurch erhalten die Schüler tägliche Unterweisung, Üben unter den Ohren des Gurus und lauschen seinem Üben. Im Vorspielen und Nachspielen, ohne Noten oder andere schriftliche Aufzeichnungen, lernen sie die Spieltechnik des Instruments, einen umfangreicher Fundus von Kompositionen in verschiedenen Ragas und Talas und die Fähigkeit zur Improvisation. Wenn ein Schüler Konzertreife erreicht hat, nimmt der Guru ihn mit auf die Bühne und spielt mit ihm zusammen im Duett. Sein Prestige setzt er damit ein, um einen würdigen Nachfolger bekannt zu machen und ihm künstlerische Anerkennung zu verschaffen.

Technik - Training und Struktur

Für die Entwicklung der technischen Meisterschaft gibt es einen umfangreichen Kanon von Übungen mit Tonleitern, Rhythmus- und Melodieformeln, die auch von großen Meistern regelmäßig im Hinblick auf Kraft, Schnelligkeit, Präzision und Ausdauer durchexerziert werden. Die Übungen sind aber nicht nur reines Techniktraining, sondern schleifen auch melodische und rhythmische Strukturen ein, die dann in der Improvisation benutzt werden können. Gleichzeitig bilden sie Wahrnehmungsraster aus, die das musikalische Geschehen mental strukturieren. Dadurch lernt man, komplexe Zusammenhänge Tonfolgen und Rhythmen als Sinneinheiten zu verstehen und zu benutzen.

Kompositionen - Essenz der Ragas

Kompositionen bestehen meist nur aus zwei bis vier kurzen strophenartigen Melodielinien. Sie sind sozusagen eine aufs Wesentlichste konzentrierte Miniaturdarstellung eines Ragas. Während der Raga selbst sich nie endgültig fixieren und erschöpfend beschreiben lässt, bietet die Komposition ein handliches Vorbild, das durch die Tradition autorisiert ist und an dem man sich orientieren kann. Je mehr Kompositionen der Schüler mental präsent hat, um so plastischer und präziser wird die Raga-Interpretation sein, die er daraus improvisierend entwirft. Die Kompositionen gilt es deshalb detailgetreu auswendig zu lernen und möglichst ein Leben lang im Gedächtnis zu behalten.

Improvisation - Spontaneität mit System

Für die Entwicklung der Improvisationsfähigkeit ist es wichtig, von der Musik so viel wie möglich umgeben zu sein, sie beständig auf allen Ebenen in sich aufzunehmen, egal wie weit man sie schon bewusst versteht. Wie bei der Sprachentwicklung des Kleinkindes oder beim Erlernen einer Fremdsprache muss man so viel wie möglich hören, hören, hören. Immer wieder erleben, wie es richtig geht. Erleben durch das Ohr. Wahrnehmen. Mitfühlen. Sich Einschwingen. Aber auch ein bewusstes Lernen gehört dazu: Zunächst improvisiert der Guru eine Melodielinie nach der anderen und der Schüler spielt sie als getreues Echo nach. Ist diese Stufe gemeistert, spielt der Schüler die Phrasen des Gurus nicht mehr als Echo, sondern als Schatten, dicht folgend, fast zeitgleich. Danach beginnt der Schüler, die Melodien des Gurus selbständig mit eigenen Ideen weiterzuführen. Schließlich spielt nur noch der Schüler, schöpfend aus der Erinnerung an zahllose frühere Improvisationen, an die geübten Formeln, an die gelernten Kompositionen; und der Guru hört zu, nickt, kommentiert, gibt nur noch kleine Korrekturen und segnet seinen Schüler, der nun selbst ein Meister geworden ist.

Lernen heute - Ideal und Wirklichkeit

In unserer globalisierten Gegenwart verändert sich das traditionelle Indien in immer höherem Tempo. Der ökonomische Druck nimmt ebenso zu wie die Abkehr von alten Traditionen und der Wunsch nach individueller Entfaltung. Klassische Musiker werden nicht mehr von Fürsten unterhalten, sondern müssen sich auf dem freien Markt behaupten. Das Ideal der Guru Shishya Parampara wird zwar nach wie vor hochgehalten, aber es wird immer schwieriger, sie in alter Form weiterzuführen. Unterricht muss bezahlt und stundenweise begrenzt werden. Die wenige Zeit, die Guru und Schüler miteinander haben, muss möglichst intensiv genutzt werden. Digitale Aufnahmegeräte und die überall zugänglichen Aufnahmen großer Meister ersetzen teilweise den persönlichen Kontakt und helfen den Schülern, selbständiger zu lernen. Neben den Schätzlingen etablierter Gurus haben so auch talentierte Außenseiter die Chance, es als Musiker ganz nach oben zu schaffen.

Tradition im Wandel - Schlüssel zur Lebendigkeit

Sicherlich ist klassische indische Musik heute weltweit nicht mehr so angesagt wie Ende der 1960er und in den 1970er Jahren. Aber als Vorreiter dessen, was inzwischen unter dem Namen Weltmusik ein eigenständiger Bereich der globalen Musikindustrie geworden ist, hat sie sich in Japan, Nordamerika, Australien und Europa eine feste Nische im Konzertleben erobert. Und in Indien selbst steht sie nach wie vor in voller Blüte. Meister der indischen Klassik sind bekannte Stars, über die auch in den Klatschspalten der Zeitungen berichtet wird. Und viele großartige jüngere Musiker tragen die Tradition weiter ins 21. Jahrhundert. Möglich ist das wohl nur, weil die indische Klassik einerseits tief in der indischen Kultur verwurzelt ist und mit Raga und Tala einen einzigartigen festen Kern hat, andererseits aber nie in der bloßen Wiederholung festgefügter Formen erstarrt ist. Ein Musiker, der nur genau wiederholen würde was sein Guru ihn gelehrt hat, wäre nichts weiter als ein Papagei. Jede Raga-Performance erfordert eine kreative Interpretation, in der Raga und Tala durch die unwiederholbare Qualität des gegenwärtigen Moments mit neuem Leben erfüllt werden. So lange der indischen klassischen Musik diese Balance zwischen Traditionsbewahrung und Erneuerung gelingt, wird sie ihre bezaubernde Frische bewahren und Menschen aus aller Welt weiter inspirieren und beglücken.

 

 


8. Workshops - Juni bis September
- Szene-Info -


Workshops sind eine gute Gelegenheit, neue Inspiration für die Beschäftigung mit indischen Instrumenen, indischer Musik und indischem Tanz zu bekommen und sein Verständnis zu vertiefen. Das möchten wir gerne fürdern! Deshalb veröffentlichen wir ab sofort regelmäßig eine Übersicht aktueller Workshoptermine hier im Rundbrief. Nähere Infos zu allen Angeboten gibt es immer auf unserer Workshopseite.

31.5. - 2.6. BAD MEINBERG (bei Detmold): Harmonium Aufbauseminar mit Jürgen Wade
31.5. - 2.6. BAD MEINBERG: Nada-Yoga Schnupperseminar mit Anne-Careen Engel
8.6. - 9.6. BERLIN: Kathak - indischer klassischer Tanzmit Ioanna Srinivasan
9.6. - 11.6. / 16.6. WENDLAND: Klassischer Indischer Tanz Bharata Natyam mit P. T. Narendran & Kalamitra
21.6. - 24.11. GUT HÜBENTHAL (bei Kassel / Göttingen): Jahresgruppe Mantra, Kirtan & Nadayoga mit Sundaram
7.7. - 14.7. B - NEUFCHATEAU: Indian Music Workshops Tabla, Sitar, Vocal, Bansuri & Kathak Dance mit Anindo Chatterjee, Ashok Pathak, Sayeeduddin Dagar, Jay Gandhi & Maitreyee Mahatma
12.7. - 18.7. CH - TESSIN: Intensiv Tanz Kurs Bharata Natyam mit Nateschwara Akademie
19.7. - 21.7. RAMSTHAL (zwischen Fulda und Würzburg): Sitar - Schritt für Schritt... mit Yogendra
17.8. - 18.8. BERLIN: Raga Meditation - Dhrupad-Gesang & Feldenkrais mit Amelia Cuni & Ute Birk
18.8. - 23.8. BAD MEINBERG (bei Detmold): Harmonium Aufbauseminar mit Jürgen Wade
23.8. - 25.8. BAD MEINBERG (bei Detmold): Harmonium Aufbauseminar mit Jürgen Wade

 


9. Konzerte - Juni & Juli
- Szene-Info -


Mit Vishwa Mohan Bhatt am 31.5. in München und Hariprasad Chaurasia am 18.6. in Köln sind wieder große Meister der indischen Klassik hierzulande zu hören - nicht verpassen! Der Juni bietet ein abwechslungsreiches Programm auch in vielen kleineren Städten - Augen auf! Ausführlichere Infos, Ort und Zeit sowie weitere Termine für 2013 wie immer in unserem Konzertkalender.

31.05. MÜNCHEN: VISHWA MOHAN BHATT - Mohan-Vina
01.06. FRANKFURT: KLASSISCHER INDISCHER TANZABEND
01.06. STUTTGART: SUBHANKAR CHATTERJEE - Vocal
01.06. CH - BADEN: RITIKA CHAKRABORTY - Nateshwara-Tanz
02.06. STUTTGART: SUBHANKAR CHATTERJEE - Vocal
02.06. GÖTTINGEN: 2. KATHAK UTSAV FESTIVAL
02.06. BONN: ABIR SINGH KHANGURA - Esraj
02.06. BERLIN: KATYAYANI - Harmonium & Vocal
02.06. CH - LUGANO: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
03.06. ERFURT: SOMABANTI BASU - Sarod
07.06. CH - PORRENTRUY: PREM JOSHUA & Band - World Fusion
08.06. BAD ESSEN: INDIGO MASALA - Acoustic Asian World Fusion
08.06. STUTTGART: SUGATO BHADURI - Mandoline
08.06. CH - ASCONA: PREM JOSHUA & Band - World Fusion
08.06. CH - BADEN: SHIVARANJINI CHITHAMBARAM - Nateshwara-Tanz
09.06. STUTTGART: SUGATO BHADURI - Mandoline
09.06. I - LERICI LA SPEZIA: PREM JOSHUA & Band - World Fusion
09.06. BIBERACH: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
14.06. SCHWANSTETTEN: INDIAN AIR
14.06. HANNOVER: IRIS BRIKEY - Kathak-Tanz
14.06. WEINHEIM: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
15.06. STUTTGART: ANJAN SAHA - Sitar
15.06. STUTTGART: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
16.06. STUTTGART: ANJAN SAHA - Sitar
16.06. HEIDELBERG: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
17.06. A - BADEN: AVANT-RAG
18.06. KÖLN: HARIPRASAD CHAURASIA - Bansuri
19.06. REMSCHEID: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
20.06. KÖLN: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
22.06. STUTTGART: SOMBANTI BASU - Sarod
22.06. CH - BADEN: OM SHARANAVABHAVA - Tanz-Theater
22.06. KÖLN: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
23.06. STUTTGART: SOMBANTI BASU - Sarod
23.06. CH - BADEN: OM SHARANAVABHAVA - Tanz-Theater
23.06. SCHÜTTORF: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
24.06. BAD BENTHEIM: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
28.06. CH - BERN: PREM JOSHUA & Band - World Fusion
28.06. FREIBURG: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
29.06. STUTTGART: NAVAB KHAN - Santoor, IMRAN KHAN - Vocal
29.06. CHEMNITZ: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
30.06. STUTTGART: NAVAB KHAN - Santoor, IMRAN KHAN - Vocal
30.06. SCHMIEDEBERG: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
30.06. BONN: MEERA VARGHESE - Bharatnatyam-Tanz
01.07. LEIPZIG: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
04.07. FREIBURG: Vikash Maharaj - Sarod, Abhishek Maharaj - Sitar
06.07. BONN: Indische klassische Musik mit Odissi-Tänzen
08.07. HEIMSHEIM: RANAJIT SENGUPTA - Sarod
10.07. F - COMPS: PREM JOSHUA & Band - World Fusion
19.07. STUTTGART: INDIGO MASALA - Acoustic Asian World Fusion
31.07. A - BAD HOFGASTEIN: INDIAN AIR

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