Rundbrief September / Oktober 2012

Inhalt

1. Neues Harmonium - DMS Kirtan
2. Konzertleben in Kalkutta (4/5) - KMDA Garfa Musikfestival
3. Die jungen Meister (4/8) - Jayateerth Mevundi
4. Konzertkalender - Oktober / November
5. Workshops - Instrumental, Gesang & Nada-Yoga
6. Indische Klassik (5/7) - Interpreten: Meister des Raga

 


1. Neues Harmonium - DMS Kirtan 32 D
- Neu im Sortiment -


Harmoniums erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Deswegen haben wir unser Sortiment jetzt um ein interessantes neues Modell erweitert. Das Kirtan Harmonium von DMS ist ein ganz besonders kleines, leichtes und robustes Instrument mit durchdringend kräftigem Klang. Es ist ideal für unterwegs, zur Begleitung von Kirtans und anderen Gruppengesängen und für rhythmisch akzentuiertes Spiel. Das geringe Gewicht und die kleinen Maße werden durch eine intelligente Konstruktion erreicht, ganz ohne komplizierten und störanfälligen Faltmechnismus.

Die 32 Töne vom tiefen F aufwärts reichen über 2 2/3 Oktaven - etwas weniger als bei Harmoniums in voller Größe, aber genug für den Tonumfang aller gebräuchlichen Mantras und Kirtans. Gewöhnungsbedürftig ist die Schräglage der Tastatur, wenn man das Instrument auf den Boden stellt - baulich bedingt durch den fehlenden Unterkasten. Im Schneidersitz kann man das Instrument aber auch an seine Beine lehnen und hat so die Tastatur waagerecht und nah am Körper. Mit einem Schulterriemen durch die angebrachten Trageringe lässt sich das DMS Kirtan Harmonium auch im Stehen umgehängt spielen.

Jeder Ton ist mit zwei Zungen in mittlerer und tiefer Oktave ausgestattet (Male / Bass), so dass sich ein voller, tragender Klang ergibt. Eine getrennte Nutzung der beiden Zungensätze ist allerdings nicht möglich - das DMS Kirtan hat wie das Compactina von Paloma keine Registertrennung. Der Außenbalg an der Rückseite öffnet sich automatisch nach oben und füllt sich dabei wenn er entriegelt wird. Zum Spielen muss man ihn gegen einen leichten Federwiderstand zu sich heranziehen. Der Innenbalg öffnet sich nach unten und verfügt über abnehmbare Federn, mit denen seine Spannung eingestellt werden kann. Baubedingt ist der Innenbalg allerdings etwas kleiner als bei normal großen Harmoniums. Dadurch bekommt das DMS Kirtan einen etwas kürzeren "Atem", so dass beim Akkordspiel oder für gleichmäßig hohe Lautstärke besonders schnell und intensiv mit dem Außenbalg nachgepumpt werden muss.

Delhi Musical Stores (kurz DMS) ist ein größerer Harmoniumbauer und Instrumentenhändler in Delhi. Das Geschäft wurde heute 1970 gegründet und wird seit den 1990er Jahren in zweiter Generation von Inderpal Singh (genannt Inni) geleitet. Inni Singh ist selbst ein ausgezeichneter Sänger und Tablaspieler, spielt nebenher Sitar und Harmonium und betreibt ein digitales Tonstudio. Vor diesem Hintergrund verbindet er bei DMS alte Handwerkstradition mit modernem Qualitätsmanagement und technischen Innovationen. DMS ist seit 2012 Partner von India Instruments.

  • DMS Kirtan Harmonium: 390,- Euro (incl. Tasche, plus 6,90 Euro Versand innerhalb Deutschlands / 19,90 innerhalb von Europa)
    Bilder und weitere Infos.

Eine Übersicht über unsere Harmoniums gibt es hier.
Als besonders kleines und leichtes Harmonium in höchster Verarbeitungsqualität empfehlen wir das Paloma Companion.



2. Konzertleben in Kalkutta (4/5) - KMDA Garfa Musikfestival
- Symposium Report by Rajyashree Ramesh -


Im Februar 2012 hatte Yogendra Gelegenheit, das klassische Konzertleben in der bengalischen Musikmetropole Kalkutta zu erleben. In einer fünfteiligen Reihe berichtet er von den vielen Facetten der aktuellen Szene.

Der 2011 erfolgte Machtwechsel im indischen Bundesstaat West-Bengalen nach 34 Jahren kommunistischer Regierung macht sich auch im Kulturleben der Landeshauptstadt Kalkutta bemerkbar. Wohl auch der Profilierung des frisch ins Amt gerutschten Sportministers Madan Mitra dienten diverse von ihm initiierte Musikveranstaltungen mit freiem Eintritt in kulturell bisher eher unterversorgten Vierteln. Eines davon wurde von der Kolkata Municipal Development Authority (KMDA) im etwas verschlafenen Wohnviertel Garfa in einer Parkanlage ohne offizielle Adresse organisiert. Um dort hinzufinden, bin ich mit Sitarist Purbayan Chatterjee verabredet, einem der Solisten des Festivals. Nachdem unser Treffpunkt mehrfach im Minutentakt der aktuellen Verkehrslage entsprechend umdisponiert wurde, lande ich schließlich gestresst aber froh neben Purbayan auf dem Rücksitz seines Wagens. Vor mir sitzt als Beifahrer Simon Broughton, Chefredakteur des britischen Weltmusik-Magazins Songlines, ein Bekannter von Purbayan, gerade in Kolkata wegen eines internationalen Festivals mit Sufi-Musik und einer Recherche über traditionelle Musik im ländlichen Bengalen.

Das Garfa-Festival entpuppt sich als kommunale Großveranstaltung, für die ganze Straßenzüge geschmückt sind und lautstark beschallt werden. Als VIPs werden wir auf das abgesperrte Festivalgelünde gelotst und fahren direkt beim Backstage-Bereich vor - eingerichtet im Wohnzimmer eines der Organisatoren im Haus gleich hinter dem riesigen Festzelt. Dort sitzt schon Tablabegleiter Anubrata Chatterjee, Sohn von Tabla-Altmeister Anindo Chatterjee. Ich brauche eine ganze Weile, um in der stylishen Erscheinung mit hochglanzpolierter Glatze, Ohrring, Spitzbart und hellblauer Glitzerkurta den dicklichen Teenager wiederzuerkennen, als den ich Anubrata von einem Besuch in Anindos Haus in den 1990ern erinnere.

Nach Smalltalk, Tee und Kaffee müssen die Musiker zum Soundcheck und man führt Simon und mich durch lange, mit roten Teppichen ausgelegte Gänge zu unseren Plätzen. Als offensichtlich ausländisches Künstlergefolge landen wir auf einem der bequemen Sofas in der exklusiven Promi-Zone direkt vor der meterhohen Bühne (und den ebenso hohen Boxentürmen). Der gemeine indische Musikfreund muss dagegen mit einem von etwa 4000 einfachen Plastikstühlen weiter hinten vorlieb nehmen. Während die sich langsam füllen, bleiben wir zwei Bleichgesichter in der Promi-Zone vorerst peinlich allein - bis uns einer der Veranstalter entdeckt und in Beschlag nimmt. Beim obligatorischen Visitenkartentausch erfahren wir einiges über das nachmittägliche Vorprogramm (Tagore-Lieder), seinen Hauptberuf (Eisenbahnbeamter) und seine eigenen musikalischen Talente (Badezimmersänger). Währenddessen findet auf der Bühne hinter geschlossenen Vorhängen der Soundcheck statt: offenbar der Versuch, Purbayans Sitar möglichst E-Gitarrenhaft verzerrt klingen zu lassen und die Laustärke auf ein Niveau zu bringen, dass die Musikwahrnehmung von den betäubten Ohren hinunter zu den Eingeweiden verlagert.

Nach schier endlosen Eröffnungsritualen mit immer neuen Ansprachen, entzündeten Öllampen, rezitierten Mantras und umgehängten Blumenkränzen öffnet sich schließlich der Vorhang und die Show beginnt. Die Soundleute haben ganze Arbeit geleistet: Schon nach wenigen Minuten stelle ich fest, dass ich die Musik nur mit fest zugedrückten Ohren schmerzfrei genießen kann. Künstlerisch ist Purbayans Spiel dagegen echte Feinkost. Er interpretiert den anspruchsvollen Raga Puriya in kompaktem Alap und Jor schnörkellos in all seiner herb strengen Schönheit. Und im Gat begeistert er im Zusammenspiel mit Anubrata mit rhythmischen Raffinessen und spektakulären Läufen. Hier spielt ein mit höchsten Gaben gesegneter Ausnahmekünstler, dessen Charisma, Musikalität und absolute technische Meisterschaft die indische Klassik in den kommenden Jahrzehnten weiter prägen dürften. Nach dem großen Raga in kompromiss klassischer Strenge schließt Purbayan mit einem gefälligen Kirwani, in den er Zitate eines populären bengalischen Liedes einfließen lässt. Ein freudiges Raunen geht durch das Zelt und Purbayan hat mit dieser kleinen Geste auch alle Herzen gewonnen, die keinen Zugang zu den Feinheiten der Raga-Tradition haben. Zugaben sind allerdings nicht mehr gefragt, denn anschließend steht noch der große Gesangsmeister Rashid Khan auf dem Programm.

Ich ziehe es vor, den Abend mit Purbayan, Anubrata und Simon ausklingen zu lassen. Die Stimmung ist locker entspannt und das köstliche Essen im edlen China-Restaurant trägt das seinige dazu bei. Die Musiker hatten zwar auch Probleme mit dem Sound, sind solche Situationen aber gewohnt und wissen damit umzugehen. Zudem ist ein Auftritt vor ein paar Tausend Menschen für sie Routine - zumindest wenn es sich nicht um eines der wirklich bedeutenden Musikfestivals handelt, bei denen Künstler, Kritiker und kenntnisreiches Publikum sich treffen und die Qualität einer Darbietung die Weichen für die weitere Karriere stellen kann. Für mich ist es ein Zeichen für die Vitalität der klassischen Musik, dass nicht nur Großfestivals wie z.B. Dover Lane vier- oder fünfstellige Publikumszahlen erreichen, sondern auch Kiezveranstaltungen wie das KMDA Garfa. Offenbar ist die Raga-Tradition nicht nur in den etwas esoterischen Zirkeln einiger weniger Eingeweihter lebendig, sondern erreicht auch breitere Kreise der stetig wachsenden gebildeten Mittelschicht. Und sie taugt sogar dazu, den kulturellen Anspruch einer neuen politischen Ära zu demonstrieren.



3. Die jungen Meister (3/8) - Jayateerth Mevundi
- Hintergrundreportage von Arunabha Deb -


In der Erstausgabe der neuen indischen Musik-, Tanz- und Theaterzeitschrift Avantika schrieb der Musikjournalist Arunabha Deb im Januar 2012 über die neue Generation großartiger klassisch indischer Musiker im Alter zwischen 30 und 40. Wir bringen seinen Artikel mit einer Einführung und sieben Musikerportraits als Fortsetzungsreihe in acht Teilen.

Jayateerth Mevundi (38), Hubli / Karnataka, Sänger der Kirana Gharana

Im vergangenen Jahr erlebte das Dover Lane Festival ein seltenes Phänomen. Ein schlaksiger junger Mann aus Hubli-Dharwad (dem Juwel im Norden von Karnataka, das nie aufhört brillante Sänger hervorzubringen) wurde eingeladen, im Rahmen des Festivals das zweite Jahr in Folge zu singen. Abgesehen von großen Maestros (und Kaushiki Desikan) ist diese Ehre von den Dover Lane Organisatoren noch fast keinem anderen Künstler zuteil geworden. Und sie wurde gerechtfertigt durch einen besonderen Gast in der ersten Reihe: Pandit Jasraj kam extra vorbei, um Jayateerth zu hören, und als der Youngster seine Interpretation von Raga Puriya Kalyan beendet hatte, gab Jasraj ihm Standing Ovations.

Aber für Jayateerth ist besondere Aufmerksamkeit nichts Fremdes. Sein Leben war in den frühen neunziger Jahren an einem Tiefpunkt angelangt: Mit seiner Gesangskarriere ging es nicht voran und es war schwierig für ihn, in Hubli über die Runden zu kommen. Schließlich verließ seine Heimatstadt und nahm einen Job als Tanpuraspieler bei All India Radio in Goa an. Während dieser Zeit in Goa bekam er den Anruf, der sein Leben veränderte. Der Senderleiter rief ihn zu sich, um ihm zu sagen, dass es einen Anruf für ihn aus Pune gab. Am anderen Ende der Leitung war niemand geringeres als Pandit Bhimsen Joshi. Der Maestro hatte Berichte über Jayateerths Gesang gehört und wollte ihn zum Sawai Gandharva Sangeet Mahotsava einladen (einem Festival, dass Joshi zur Erinnerung an seinen Guru Pandit Sawai Gandharva organisierte). Jayateerth bekam einen 40-minütigen Auftritt, und diese Zeit reichte ihm für einen Raga Yaman, der das Publikum in helle Aufregung versetzte. Die Menge wollte ihn nach einem Stück einfach nicht gehen lassen und schrie nach mehr. Er gab ihnen einen Raga Bahar, aber sie wollten immernoch mehr. Bhimsen Joshi bat ihn dann, ein Kannada-Bhajan singen - eine Spezialität aus Hubli-Dharwad, ihrem gemeinsamen Geburtsort. Später verkündete Joshi bei mehreren Gelegenheiten, dass die Zukunft der Kirana Gharana in Jayatheerths Händes sicher sei.

Jayateerth ist hoch anzurechnen, dass er dieses Versprechen bisher erfüllt hat. Es ist eine ausgemachte Sache, dass er das prominenteste junge Gesicht der Kirana Gharana ist, es wäre nicht übertrieben, ihn als den führenden männlichen Sänger seiner Generation zu bezeichnen. Seinen Radiojob hat er aufgegeben und ist zurück in Hubli. "Ich habe hier viel mehr Ruhe", sagt er, "es gibt keinen besseren Ort, um mich auf meine Musik und mein Riyaz zu konzentrieren." Er hat nicht die Absicht, in eine größere Stadt zu ziehen. Warum sollte er auch? Veranstalter aus dem ganzen Land suchen ihn in seiner ruhigen Oase auf und seine Entscheidung, dort zu bleiben, hat keinen beruflichen Preis. Er hat regelmäßige Konzerte in Delhi und in Kolkata. Und was Maharashtra und das nördliche Karnataka betrifft, so tritt er während der Hauptsaison sogar fast jeden Tag auf.


4. Konzertkalender - Oktober / November
- Szene-Info -


Ausführlichere Infos, Ort und Zeit sowie weitere Termine für 2012 wie immer auf unserem Konzertkalender.

02.10. MÜNCHEN: BHAJAN & ABHAY SOPORI - Santur
05.10. REGENSBURG: BHAJAN & ABHAY SOPORI - Santur
06.10. STUTTGART: JAYALAKSMI SEKHAR - Saraswati-Vina
07.10. NL - ALDTSJERK-OUDKERK: FAIYAZ KHAN, IMRAN KHAN & HEIKO DIJKER - Tabla
07.10. BONN: ASHIM CHOWDHURY - Sitar
13.10. STUTTGART: SUBROTO ROY CHOWDHURY - Sitar
13.10. HEIDELBERG: IOANNA SRINIVASAN - Kathak dance
14.10. DÜSSELDORF: IOANNA SRINIVASAN - Kathak dance
14.10. STUTTGART: SUBROTO ROY CHOWDHURY - Sitar
14.10. B - BRÜSSEL: GAURI GUHA - Vocal
16.10. B - BRÜSSEL: HARSH WARDHAN - Bansuri
16.10. B - BRÜSSEL: NIRUPAMA & RAJENDRA - Bharatnatyam & Kathak
19.10. B - BRÜSSEL: MITA NAG - Sitar
20.10. STUTTGART: ANITA ILLIC - Bharatanatyam-Tanz
20.10. DK - KOPENHAGEN: RHYTHMOSAIC DANCE COMPANY - Swan Lake Revisited
21.10. DK - KOPENHAGEN: RHYTHMOSAIC DANCE COMPANY - Swan Lake Revisited
23.10. BERLIN: CHRISTIAN NOCON - Sitar
25.10. NEUSTADT: MITA NAG - Sitar
25.10. POTSDAM: CHRISTIAN NOCON - Sitar
26.10. DRENKOW: CHRISTIAN NOCON - Sitar
27.10. WILDEMANN / HARZ: YOGENDRA - Sitar
27.10. ECKERNFÖRDE: CHRISTIAN NOCON - Sitar
27.10. STUTTGART: MITA NAG - Sitar
28.10. STUTTGART: MITA NAG - Sitar
01.11. LUDWIGSHAFEN: INDIGO MASALA - Acoustic Asian World Fusion
01.11. BERLIN: DEBASHREE DAS - Gesang & SEBASTIAN DREYER - Sitar
02.11. HAMBURG: CHRISTIAN NOCON - Sitar
03.11. BERLIN: DEBASHREE DAS - Gesang & SEBASTIAN DREYER - Sitar
10.11. MAGDEBURG: IOANNA SRINIVASAN - Kathak dance
10.11. STUTTGART: MONALISA GHOSH & PRAJNA PRATISTHITA MOHANTY - Odissi-Tanz
10.11. CH - ZÜRICH: KEN ZUCKERMAN - Sarod
11.11. STUTTGART: MONALISA GHOSH & PRAJNA PRATISTHITA MOHANTY - Odissi-Tanz
11.11. CH - OBERWIL: DEBASHREE DAS - Gesang & SEBASTIAN DREYER - Sitar
13.11. HALLE: SEBASTIAN DREYER - Sitar
16.11. CH - BASEL: KEN ZUCKERMAN - Sarod & SWAPAN CHAUDHURI - Tabla
17.11. NÜRNBERG: RAKESH CHAURASIA - Bansuri
18.11. NL - AMSTERDAM: LAVANYA ANANTH - Bharatanatyam-Tanz
24.11. STUTTGART: SOHINI DABNAT - Kathak-Tanz
25.11. STUTTGART: SOHINI DABNAT - Kathak-Tanz
27.11. DK - KOPENHAGEN: PRAKASH SONTAKKE - Vocal & FIGURA ENSEMBLE


5. Workshops - Instrumental, Gesang & Nada-Yoga
- Szene-Info -


In den kommenden Wochen finden mehrere überregional interessante Workshops statt, die wir gerne empfehlen möchten. Ausführliche Infos dazu sowie weitere Angebote gibt es auf der laufend aktualisierten Workshopseite im Netzwerkteil unserer Website.

* Drei Kurzworkshops für Kurzentschlossene:
29.9. Berlin: SITAR mit SEBASTIAN DREYER
30.9. Mannheim: INDISCHE RHYTMIK mit INDRANIL MALLICK
30.9. Mannheim: INDISCHE MUSIK mit PARTHA BOSE

* 12. - 14.10. Saarbrücken: SITAR mit YOGENDRA
Intensiv-Workshop für Anfänger mit Vorkenntnissen und Fortgeschrittene mit Live-Tablabegleitung. Geübt werden Spieltechniken, Melodiephrasen und Rhythmusmuster und eine Komposition mit komplexen Variationen. Auch Improvisationsübungen und natürlich die Freude am Spielen kommen nicht zu kurz.

* 15. - 18.10. Brüssel: CLASSICAL BANSURI mit HARSH WARDHAN
Harsh Wardhan is a famous bansuri player from New Delhi and tours regularly in India and in Europe. His pedagogy is based upon a sophisticated concept for finger placement. Harsh is also one of the best Indian bansuri makers today.

* 28.10. - 4.11. Bad Meinberg: Grundausbildung Nada Yoga mit Anne-Careen Engel
Nada Yoga benutzt Klang, Atem, Stimme und Rhythmus, um auf die Pranaströme im Körper einzuwirken. Dabei wird mit altem Wissen um Klang (Nada), Energiebahnen (Nadis), Körperzentren (Chakras) und "Nada Brahma", der Welt als Klang gearbeitet. Nada Yoga ist der älteste Yoga-Weg überhaupt.

* 16. - 22.11. Basel: 27. Jährliches Seminar für Indische Musik des Ali Akbar College of Music, Switzerland
Parallele Intensiv-Workshops für Anfänger bis Fortgeschrittene - Instrumental- und Gesang mit Ken Zuckerman und Daniel Bradley sowie Tabla mit Swapan Chaudhuri und Henry Nagelberg. Diverse Schnupperkurse am 18.11.. Traditionsreiches Seminar mit international renommierten Lehrern.



6. Indische Klassik (5/7) - Interpreten: Meister des Raga
- Hintergrundinfo von Yogendra -


Die klassische indische Musiktradition und ihre Instrumente sind die Grundlage für die Arbeit von India Instruments. Aber was hat es mit dieser Tradition auf sich? In einer siebenteiligen Reihe von Yogendra bringen wir eine Einführung für Einsteiger.

Klassische indische Musik (5/7) - Interpreten: Meister des Raga

Im 20. Jahrhundert wurden Instrumental-Virtuosen zu großen Stars der indischen Klassik. Ihre neu entwickelten Formen prägen alle heute aktiven Musiker. Einige dieser Pioniere stellen wir hier vor.

Ravi Shankar - der Pionier im Westen
Der Sitarist und Komponist Ravi Shankar (*1920) hatte schon als Teenager die Vision, indische Musik in den Westen zu bringen. Nach seiner Lehrzeit bei Altmeister Allauddin Khan leitete er in den 1950er Jahren das Orchester von All India Radio, schrieb Filmmusiken für den oscar-prämierten Regisseur Satyajit Ray und begann in Europa und Nordamerika zu konzertieren und mit Jazzmusikern zu arbeiten. Dank seines Einfühlungsvermögens, seiner Kreativität und kommunikativen Begabung gelang es Ravi Shankar, immer weitere Kreise für seine Musik zu begeistern. In den 1960ern erlangte er Kultstatus durch das Zusammenspiel mit dem Star-Geiger Yehudi Menuhin, als Lehrer von Beatle George Harrison und mit seinem Auftritt beim legendären Woodstock-Festival. Später konzentrierte er sich mehr darauf, zu unterrichten, klassisch zu konzertieren und zu komponieren - u.a. für den oscar-prämierten Film Gandhi und in Zusammenarbeit mit Minimal-Komponist Philip Glass. Der Klang seiner Sitar ist heute für viele westliche Ohren der Inbegriff indischer Musik schlechthin.

Vilayat Khan - die singende Sitar
Während Ravi Shankar sich mit neuen kreativen Ideen beschäftigte und indische Musik weltweit populär machte, bewegte sich Vilayat Khan (1928 - 2004) ganz im Rahmen der Tradition und revolutionierte das Sitarspiel sozusagen von innen heraus. Er entstammte einer alten Musikerdynastie, verlor aber schon früh seinen Vater. Dadurch hatte er zwar von Kindesbeinen an eine solide klassische Musikausbildung, genoss aber als junger Mann auch die Freiheit, einen ganz unverwechselbar eigenen Stil zu entwickeln. Wie keinem anderen vor ihm gelang es Vilayat Khan, mit seinem klaren, wenig schnarrenden Ton und dem Spiel mit gezogenen Tönen seine Sitar zum Singen zu bringen. Damit fand er zahlreiche Schüler und Nachahmer und wurde prägend für fast alle Sitaristen nach ihm. In der Tradition von Vilayat Khan im engeren Sinn stehen heute sein Bruder Imrat Khan, dessen Söhne Nishat und Irshad Khan, seine Söhne Shujaat und Hidayat Khan, sein Cousin Rais Khan sowie Shahid Parvez und Budhaditya Mukherjee.

Nikhil Banerjee - die vollendete Form
Wie Vilayat Khan war auch der Sitarist Nikhil Banerjee (1931 - 1986) ein Vetreter reiner indischer Klassik. Er war aber auch Schüler von Allauddin Khan, dem unkonventionellen, experimentierfreudigen Altmeister, und bekam dort wesentliche Impulse zur Entwicklung seines ganz eigenen Stils. Darin integrierte Nikhil Banerjee die gesangliche Spielweise und die schnellen Läufe eines Vilayat Khan ebenso wie die rhythmische Rafinesse eines Ravi Shankar und verband die meditative Raga-Entfaltung und strenge Form des Dhrupad mit der Eleganz und Kreativität des Khyal und der romantischen Emotionalität des Thumri. Diese Synthese gilt vielen bis heute als vollendete Form und Nikhil Banerjee als größter Sitarmeister des letzten Jahrhunderts. Von seiner Klangästhetik und seinem Formsinn geprägt sind heute vor allem die Sitaristen Kushal Das, Partha Bose, Partha Chatterjee sowie sein Sohn Purbayan Chatterjee.

Ali Akbar Khan - die Tiefen der Seele
Als Sohn von Altmeister Allauddin Khan war das Leben von Ali Akbar Khan (1922 - 2009) praktisch von Geburt an erfüllt von Musik. Die eruptive Energie und zugleich kristallene Klarheit seines Spiels auf der bundlosen Laute Sarod zog die Menschen in einen hypnotischen Strudel, der an die tiefsten Gründe der Seele rührte. Der Geigenvirtuose Yehudi Menuhin hielt ihn schlicht für den größten Musiker der Welt. Ali Akbar Khan schrieb zwar auch Filmmusiken und spielte mit Jazzmusikern, blieb aber immer tief in der indischen Klassik verwurzelt. In den 1960er Jahren ließ er sich in Kalifornien nieder und widmete den größten Teil seiner zweiten Lebenshälfte der Mission, seine Musik an Schüler aus aller Welt weiterzugeben. Echos seines Sarodspiels sind heute bei seinen Söhnen Aashish und Alam Khan und bei Musikern wie Tejendra Narayan Mazumdar oder Ranajit Sengupta zu hören.

Amjad Ali Khan - höfische Eleganz
Neben Ali Akbar Khan hat vor allem Amjad Ali Khan (*1945) das Sarodspiel der letzten Jahrzehnte geprägt. Er stammt aus einer alten Familie von Hofmusikern, die wesentlich zur Entwicklung der modernen Sarod beigetragen hat. Makellose Technik und bezwingende Eleganz sind die Markenzeichen seines Stils. Amjad Ali Khans Söhne Ayaan und Amaan führen die Familientradition in der nächsten Generation fort.

Hariprasad Chaurasia - Krishnas Flöte
Vor allem Dank Hariprasad Chaurasia (*1938) ist die Bambusflöte Bansuri, früher ein reines Folk-Instrument, heute ein voll anerkanntes klassisches Solo-Instrument. Ihm gelang es, auf einer großen, tiefen Bansuri das gesangliche Spiel im Khyal-Stil durch neue Anblastechniken mit der rhythmischen Komplexität des Dhrupad-Stils zu verbinden und so eine einzigartig vielschichtige Synthese zu schaffen. Darüber hinaus ist Hariprasad Chaurasia aber auch als Flötist und Komponist für zahlreiche Bollywood-Filme aktiv gewesen und hat mit großen Musikern aus aller Welt in Fusion-Projekten gespielt, u.a. mit John McLaughlin und Jan Garbarek. Hariprasads Spiel mit seinem einschmeichelnden Klang, grooviger Rhythmik und melodischer Vielschichtigkeit ist heute vielleicht die am leichtesten zugängliche Form großer indischer Klassik und hat eine ganze Generation von Bansurispielern geprägt, Seine Ideen werden weitergeführt von Flötisten wie Rakesh Chaurasia, Rupak Kulkarni, Ronu Mazumdar, Nityanand Haldipur und Ragunath Seth.

Shivkumar Sharma - der Duft von Kashmir
Die schillernden Klangkaskaden des indischen Hackbretts Santur sind assoziiert mit der reinen Klarheit der Berge im nordindischen Kaschmir. Shivkumar Sharma (*1938) gelang es mit neuartigen Spieltechniken, die Santur auch für klassische Ragas salonfähig zu machen. Sein gefälliger Klang spricht die Herzen an und seine vielfältigen rhythmischen Möglichkeiten sorgen für spannende Komplexität. Neben seiner klassischen Karriere war Shivkumar Sharma aber auch zusammen mit Hariprasad Chaurasia als Duo Shiv-Hari in zahlreichen Bollywood-Filmen erfolgreich. Sein Sohn Rahul sowie Ulhas Bapat, Bhajan Sopori und Satish Vyas sind heute bedeutende Santurmeister.

Bismillah Khan - der Ruf von Varanasi
Der Shahnaispieler Bismillah Khan (1916 - 2006) war einer der größten Charismatiker der indischen Klassik. Obwohl selbst frommer Moslem verbrachte er den größten Teil seines Lebens in Varanasi, der heiligen Stadt der Hindus am Ufer des Ganges und nahm dort rege am einzigartigen kulturellen Leben teil. So verkörperte Bismillah Khan in seiner Person wie in seinem zugleich majestätischen und zutiefst heiteren Spiel ebenso den Geist von Varanasi wie das Ideal eines friedlichen Zusammenlebens der Religionen aus dem Geist einer tiefen Spiritualität. Bekannte Shahnaispieler sind heute Daya Shankar und Ali Ahmed Hussain.

Zakir Hussain - Magie der Tabla
Eigentlich ist die Tabla nur eine Begleitinstrument - aber unter den Händen von Zakir Hussain (*1951) stiehlt sie manchem Solisten die Schau und wird selbst zum heimlichen Star. Nachdem er von frühester Kindheit an bei seinem Vater Alla Rakha die traditionelle Tabla-Kunst erlernt hatte, ging Zakir Hussain schon als Teenager in die USA und wurde dort neben John McLaughlin und L. Shankar einer der Köpfe der legendären Gruppe Shakti. In diesem und vielen weiteren bahnbrechenden Weltmusikprojekten erwies sich Zakir Hussain sowohl als weltoffener, kreativer Komponist und Improvisator als auch als brillanter Entertainer. Sein Charisma, seine ansteckende Spielfreude und sein Reichtum an klanglichen Nuancen haben eine ganze Generation von Tablaspielern geprägt. Heute lässt sich kaum ein Tablaspieler nennen, der nicht von Zakir Hussain beeinflusst wäre.

CDs mit all diesen Künstlern sind u.a. bei India Instruments erhältlich

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