Rundbrief August 2010


1. Tablatasche im Rucksackformat
- Neu im Sortiment -


Gute Tablas sind relativ schwer und lassen sich, auch wegen ihres Formates, nicht wirklich gut in Taschen oder Koffern in der Hand tragen. Neben Rollkoffern gibt es für dieses Problem jetzt eine neue Lösung – die Tablatasche Backpack im Rucksackformat!

Die Tablatasche Backpack wurde von unserem Lieferanten Paloma entwickelt. An die bisher mit einfachen Tragegriffen versehene gepolsterte Kunststofftasche wurden zwei verstellbare Schultergurte angebracht und der Reißverschluss versetzt. Damit lässt sich die Tasche relativ bequem wie ein Rucksack auf dem Rücken tragen – die Hände bleiben frei. So kann man z. B. mit Tabla problemlos Fahrrad fahren, eine größere Strecke auch in unebenem Gelände zu Fuß gehen oder noch anderes Gepäck tragen. Mit einem Gewicht von ca. 650 Gramm stellt die Tablatasche Backpack nur eine minimale zusätzliche Last dar. Und wenn der Rücken mal nicht frei ist, lassen sich die Schultergurte kurz stellen und so zu Handgriffen umfunktionieren. Beladen wird die Tasche zuerst kopfüber mit der Baya – Fell nach unten. Die Tabla wird quer oben drauf gelegt und mit dem Ringpaar abgepolstert und fixiert.

Fotos der Tasche finden Sie hier.
Infos zu anderen Tablakoffern und -taschen aus verschiedenen Materialien.

Tablatasche Backpack – 49,- Euro (zzgl. Versandkosten)

 


2. DVD-Lehr-Set für Khol, Zimbeln und Harmonium
- Neu im Sortiment -


Das 4er-DVD-Set Devotional Music Lessons bietet mit einer Gesamtlaufzeit von über fünf Stunden eine umfassende Einführung in die traditionelle bengalische Spielpraxis von Doppelfelltrommel Khol / Mridanga, Harmonium und Zimbeln / Kartals – und zugleich eine umfangreiche Sammlung von Musik der Hare-Krishna-Bewegung. Die Bewegung stammt aus Bengalen, hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren weltweit verbreitet und verehrt den Gott Vishnu vor allem in seiner Inkarnation als Krishna. Im Westen wurde sie bekannt durch auf der Straße singende und tanzende Bettelmönche. Ihre Musik basiert auf klassisch-nordindischen und auf besonderen bengalischen Traditionen mit einerseits mitreißenden, andererseits aber auch sehr komplexen Melodien und Rhythmen. Das DVD-Set wurde von Insidern der Hare-Krishna-Bewegung produziert und beinhaltet auch einige kultisch-rituelle Elemente, über die man hinwegsehen sollte, wenn man rein musikalisch interessiert ist. Die Präsentation ist in englischer Sprache und wirkt mitunter etwas spontan improvisiert. Das vorgestellte Material bietet aber eine einzigartige Fülle authentischer Informationen und ist hoch interessant für alle PercussionistInnen mit Faible für indische Grooves, für alle Kirtan-SängerInnen, für Krishna-Devotees und natürlich für alle Harmonium-, Khol- und Zimbel-SpielerInnen.

DVD 1: Mrdanga Lessons – Laufzeit 87 Minuten:
5 aufbauende Lektionen mit Krishna Kirtana Dasa und Nityananda Prana Dasa: Haltung, Mridanga Mantra, Anschlagtechniken mit Sprechsilben (Bols), Anschlagkombinationen, Asawari (8 Beats), Kaharva (8 Beats), Tihais (3-fach wiederholte Schlussformeln), Karfa (16 Beats) und Jhati (4 Beats). Abschließend einige gesungene Bhajans mit Begleitung von Harmonium, Mrdanga und Kartals.

DVD 2 Harmonium Lessons – Laufzeit 113 Minuten:
8 aufbauende Lektionen von Vaiyasaki Dasa in traditionell indischem Melodiespiel zur Gesangsbegleitung mit c# als Grundton: Fingersatz, verschiedene Tonleitern, technische Basisübungen und einfache Melodien. Anschließend 14 komplexere Stücke mit ausgefeilter Begleitung zum Mit- und Nachspielen für Fortgeschrittene. Außerdem vier weitere anspruchsvolle Visnujana-Stücke mit Sunanda Dasa.

DVD 3 Kartal – Laufzeit 36 Minuten:
Krishna Kirtana Dasa demonstriert Haltung, Anschlagtechniken, verschiedene Lieder und Grundrhythmen in 6, 7, 8, 12, und 16 Schlägen.

DVD 4 Sri Prahlad Harmonium Melodies – Laufzeit 90 Minuten:
Sri Prahlad präsentiert dreißig gesungene Melodien mit anspruchsvoller Harmoniumbegleitung in D und E und in mittlerem Tempo für das Hare Krishna Maha Mantra sowie sieben weitere Melodien für Pranama genannte Hymnen. Außerdem eine Einführung zu Absicht und Praxis von Chanten und Kirtan-Gesang in der Hare-Krishna-Bewegung.

Devotional Music Lessons, 4-DVD-Set in robuster Kunststoffhülle – 26,90 Euro (zzgl. Versandkosten).

Weitere Lehr-DVDs zu Harmonium, Percussion, etc. finden sich hier.



3. Notenheft für Kirtan-Gesang
- Neu im Sortiment -


Kirtan nennt man in den spirituellen Traditionen Indiens den Wechselgesang zwischen Vorsänger und Devotees. Die dabei gesungenen Mantras, Hymnen oder Gebete werden meist auch von Instrumenten wie Harmonium und Tabla begleitet. Hierzulande wird oft auch Gitarre zur Begleitung verwendet. Kirtan-Singen wird beschrieben als eine freudvolle Methode zur Erweiterung des Bewußtseins. Besonders inspirierend ist für viele Menschen der Kirtan-Gesang in einer begeisterungsfähigen großen Gruppe. Aber natürlich kann man die Kirtan-Melodien auch allein für sich zu Hause singen.

Das Kirtan Notenheft im handlichen Format A5 und mit praktischer Spiralbindung bietet einen reichen Fundus von fast siebzig bekannten und beliebten Mantras, Gebeten und spirituellen Liedern. Die Melodie zu jedem Stück wird in üblicher westlicher Notenschrift angegeben. Für Menschen, die unsicher sind im Notenlesen, stehen unter den Notenlinien für jeden Ton auch die Tonnamen als Buchstaben. Direkt darunter stehen dann die Texte. Und wer eine Begleitung zur Melodie sucht, findet über den Notenlinien die gängigen Akkordsymbole. Die Melodien und Rhythmen sind bewusst einfach gehalten. Viele Stücke werden alternativ in zwei verschiedenen Tonarten angegeben, so dass man die für die eigene Stimme bequemste Lage aussuchen kann. Abgerundet wird das Werk mit einführenden Texten, einem Index und diversen Götterbildern. Insgesamt ist das Kirtan Notenheft wegen seiner guten Zugänglichkeit wunderbar geeignet für Einsteiger und musikalische Laien, bietet aber auch versierteren Musikern sicherlich einige neue Anregungen.

Kirtan Notenheft, 113 Seiten, A5 – 12,80 Euro (zzgl. Versandkosten).



4. Bolscript – Programm für Tablakompositionen
Opensource Programm von Hannes Oud


Bolscript ist ein kostenloses Opensource-Programm, um Tablakompositionen aller Art einzugeben und zu verwalten. Die Kompositionen werden in einer einfachen textbasierten Struktur eingegeben, und werden gleichzeitig unter Berücksichtigung des gewählten Talas und der Geschwindigkeiten gut lesbar angezeigt. Dabei kann man für die Darstellung auch Devanagari wählen oder verschiedene Schläge zusammenfassen lassen (Dha Ge Ti Te -> Dhagetite) um noch mehr Übersicht reinzubringen. Einmal eingegebene Kompositionen werden in einer Liste angezeigt und können, falls die Liste länger wird, über eine schnelle Suche wiedergefunden werden. Hier kann man einen beliebigen Teil der gesuchten Komposition, z. B. "Dha Ge Ti Te", oder auch abgekürzt "dgtt" eingeben und in der Liste erscheinen sofort nur noch alle die Kompositionen, die diese Sequenz enthalten. Übrigens lassen sich Kompositionen in ihrer schönen Darstellung auch als pdf sichern (um sie z. B. anschließend zu drucken oder zu mailen.

Bei der Eingabe neuer Kompositionen lassen sich bisherige Sequenzen innerhalb einer Komposition wiederverwenden, wiederholen, kürzen, in ihrer Geschwindigkeit variieren, einzelne Schläge betonen, Fußnoten und Kommentare hinzufügen etc. Eine Sache, die das Programm nicht macht, ist jede Art von Audiowiedergabe.

Ich habe es bisher auf Mac OS X 10.6 und Windows XP testen können, hauptsächlich wird eine aktuelle Javainstallation vorausgesetzt. Näheres dazu, und das Programm selbst, findet Ihr unter:http://code.google.com/p/bolscript/

Ich freue mich, falls jemand es ausprobieren möchte und mir Feedback gibt, oder, falls es Javaprogrammierer unter euch gibt: Mitarbeit wäre super!

– Hannes Oud, hannes.oud@gmail.com



5. Indisch-pakistanische Musikverständigung
Hintergrundreportage von Peter Pannke


Tanzt den Sufi-Rock – Pakistan und Indien üben den musikalischen Grenzverkehr
"Love Pakistan", titelte die Times of India am Neujahrstag 2010. "Wirkt es nicht seltsam," hieß es in dem ganzseitigen Artikel, "diese beiden Wörter nebeneinander stehen zu sehen? Wenn wir an die andere Seite der Grenze denken, fallen uns eher Terror, Hass und Fanatismus ein. Aber diese allzu oft wiederholten Wörter verschließen nur unseren Geist vor der unbestreitbaren Tatsache, dass auch jenseits der Grenze Menschen wie wir leben." (...) Mit diesem Artikel begann eine groß angelegte Kampagne, für die sich die Times of India und die Zeitungen der Jang-Gruppe – die größten Medienunternehmen der beiden Länder – zusammen getan hatten. Sie wollten die Möglichkeiten der friedlichen Verständigung ausloten, ohne Rücksicht auf die Politiker, die den Terroranschlag auf Mumbai im November 2008 wieder einmal zu gegenseitigen Vorwürfen nutzten, dafür aber unter Mitwirkung der Zeitungsleser und Blogger.

'Aman ki Asha', die 'Hoffnung der Leute' hieß die Kampagne, die mit einer Konzertreihe eingeläutet wurde. Eine ganze Flut von Aktionen, Dichterlesungen, Seminaren über wirtschaftliche Zusammenarbeit, Runden Tischen und Musikveranstaltungen kam ins Rollen. Den Anfang machte der indische Sänger Kailash Kher, der im Alten Fort in Delhi zusammen mit Rahat Fateh Ali Khan aus Pakistan auftrat. Der auch in Pakistan populäre Kher gilt als der Shooting Star des Bollywood-Soundtracks, während Rahat Fateh Ali für seine verpoppte Sufimusik vom indischen Filmmagazin Stardust mit einem Preis ausgezeichnet wurde. In einem Stadion in Mumbai traf die pakistanische Sufi-Diva Abida Parveen auf die indische Klassik-Sängerin Shubha Mudgal, ähnliche Großveranstaltungen lockten Zehntausende in die Stadien der indischen Metropolen.

Ganz neu ist die Idee freilich nicht. Die voluminöse Abida Perveen tritt seit Jahren regelmäßig bei einem indischen Festival auf, das an den mittelalterlichen Sufi-Dichter Amir Khusrau erinnert. Sein Grab liegt im Süden von Delhi und ist heute ein Wallfahrtsort. Ein paar hundert Meter entfernt, im berühmten Mausoleum des Mogulfürsten Humayun, fand in diesem Jahr wieder das Jahan-e-Khusrau-Festival statt, das der indische Modezar und Filmregisseur Muzaffar Ali 2001 ins Leben gerufen hatte. Alljährlich ließen sich die Zuhörer durch Sufi-Klänge in Ekstase versetzen – bis das Festival 2006 wegen der Spannungen zwischen Hindus und Muslimen ausgesetzt wurde. Inzwischen ist der musikalische Grenzverkehr wieder möglich, im Februar 2010 begeisterten Sufi-Musiker aus Pakistan das indische Publikum. (...)

Zwar erlangten die pakistanischen Medien unter der Präsidentschaft von Benazir Bhutto und Parwez Musharraf größere Freiheiten, gegenwärtig sieht es aber schon wieder schlechter aus: Vor kurzem haben die Behörden Facebook gesperrt. Betroffen sind zwei Millionen Nutzer, die das soziale Netzwerk in Pakistan angeblich hat. Anstoß nehmen die Islamisten vor allem auch an Musik, erst recht an den westlichen Einflüssen, die sie vermittelt. Bombendrohungen richten sich nicht nur gegen Kirchen und shiitische Moscheen, sondern auch gegen Kassettenläden und Konzerte. Schon seit Jahren werden Taxifahrer, die Musik spielen, verprügelt, Videos und DVDs verbrannt, einige Musiker sogar getötet. Daraus zu schließen, dass es in Pakistan keine Musik mehr gebe, wäre allerdings verfehlt. Die Pakistaner sind mindestens so musikbegeistert wie ihre indischen Nachbarn, übertroffen wird das nur noch von der gemeinsamen Leidenschaft für Cricket. (...)

Der erste Sufi-Musiker aus Pakistan, der über die Grenzen seines Landes hinaus berühmt wurde, war der 1997 verstorbene Nusrat Fateh Ali Khan. Vorreiter der musikalischen Grenzüberschreitung war jedoch die Rockband 'Junoon'. "Eine kraftvolle Mischung aus fäusteschwingendem Hardrock à la Led Zeppelin oder Santana und traditionellen südasiatischen Rhythmen auf Tabla und Dholak", befand das Wall Street Journal, die New York Times erhob sie zur 'U2 Südostasiens'. Benazir Bhutto ließ die Band zu ihrem Regierungsantritt aufspielen, ihr Nachfolger Nawaz Sharif verbannte sie wiederum aus allen Rundfunk- und Fernsehkanälen. Der Popularität von 'Junoon' tat das keinen Abruch. Als sie 1998 die Atombombentests beiderseits der Grenze kritisierten und in einem Song "kulturelle Fusion statt Kernfusion" forderten, eroberten sie Indien im Sturm. Vor 20.000 Zuschauern stachen sie bei einem von MTV India ausgetragenen Wettbewerb Sting, Def Leppard und Prodigy aus und wurden zur "best international rock band" gekürt.

Unter Präsident Musharraf kehrte Junoon nach Pakistan zurück. Für den Dokumentarfilm 'The Rockstar and the Mullah' reiste der Gründer und Leadsänger der Gruppe Salman Ahmad durch Pakistan und diskutierte mit konservativen Klerikern, Musikern und Menschen von der Straße über das Musikverbot, das dem Islam immer wieder nachgesagt wird. "Ein Ammenmärchen, das sich irgendwie in den Köpfen festgesetzt hat," war sein Fazit - keiner der Befragten konnte ihm irgendeinen Beweis für ein solches Verbot vorlegen. Den Höhepunkt seiner vor kurzem erschienenen Autobiographie "Rock & Roll Jihad" bildet eine Reise vom pakistanischen Lahore ins indische Patiala. Dort hat sich Salman auf die Suche nach den Spuren seiner Großeltern gemacht, die vor sechzig Jahren aus Indien fliehen mussten. Der Videoclip zu seinem Song über die Versöhnung der Enkelgeneration trifft den Nerv der Zeit. Die jungen Leute haben die Nase voll von der säbelrassenden Rethorik ihrer Großväter, sie wollen Frieden.

Mittlerweile gibt es etliche jüngere Bands, die sich ein Beispiel an Junoon nehmen. Obwohl sie von den 30 Millionen CDs, die Junoon verkauft haben soll, nur träumen können, die Millionengrenze haben inzwischen auch Hardrock-Bands wie Karavan, Aaroh und Mizraab längst überschritten. In Pakistan ist derzeit jedes Konzert ein Wagnis, aber das scheint die trotzige Kreativität der Jugendlichen – 60 Prozent der Bevölkerung sind unter 18 – nur noch mehr herauszufordern. Der Tanz auf dem Vulkan geht weiter, getanzt wird in Pakistan aber nicht zu HipHop oder Techno-Rhythmen, sondern zu Sufi-Rock. In Indien sind die pakistanische Rockmusiker willkommen, sie gelten als besonders professionell. Abgesehen von Azal, die den Soundtrack zu dem Bollywood-Hit "Singh is King" lieferten, gibt es viele andere pakistanische Bands, die ihr Geld in Indien verdienen. (...)

Der Grenzübergang Attari-Wagah zwischen dem indischen und pakistanischen Teil des Pandschab spielt eine ähnliche Rolle wie in Deutschland die Glienicker Brücke oder der Checkpoint Charlie. Das allabendliche martialische Ritual der Wachablösung, bei dem auf beiden Seiten die Grenzposten aufmarschieren, lockt seit Jahren Touristen und Friedensaktivisten an. 2001 wurde der Maler und Aktionskünstler Jimmy Engineer, der – die pakistanische und die indische Flagge an die Brust geheftet - von Islamabad nach Delhi marschieren wollte, noch an der Grenze aufgehalten, neuerdings tauchen hier immer mehr Peaceniks auf, die Kerzen anzünden und Taschentücher, auf die Kinder Friedenssymbole gemalt haben, zusammenknoten. Im nahe gelegenen Amritsar hat sich ein jährliches Friedensfestival etabliert, an dem viele Hundert Künstler aus beiden Ländern teilnehmen. Nach dem Anschlag in Mumbai im November 2008 hat eine Theatergruppe aus Lahore als erste den Schritt über die Grenze wieder gewagt, um ein vom Sufidichter Bulleh Shah inspiriertes Stück aufzuführen. Auch der Friedensbus, eine Initiative von Premierminister Vajpayee und seinem damaligen pakistanischen Kollegen Nawaz Sharif, fährt hier, sofern es nicht gerade wieder eine Unterbrechung wegen akut verschlechterter Beziehungen gibt, regelmäßig über die Grenze. (...) Offenbar kommt die Zivilgesellschaft mit ihren Friedensbemühungen besser voran als die offiziellen Vertreter der beiden Länder..

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