Rundbrief Januar / Februar 2015

Inhalt

1. Jahresrückblick 2014 - Gute Zeiten, schlechte Zeiten
2. Radel Milan - eTabla & eTanpura in einem
3. StringGym - Fingertraining für Sitar
4. Zarin Sharma Daruwala - Meisterin im Hintergrund
5. Kirtan (6): Bauls - mystisch Besessene
6. Yoga & Musik am Fuß des Himalaya (3/3) - Harmoniumkauf
7. Workshops - Februar bis April
8. 8. Konzerte - Februar & März


1. Jahresrückblick 2014 - Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Notizen von Yogendra -


2014 waren gute Zeiten für India Instruments. Unser 20-jähriges Jubiläum haben wir mit vielen Geschenken gefeiert: 170 CDs mit indischen Klängen und 270 Kunstdruckpostkarten der Göttin Saraswati gingen als Dankeschön gratis an Sie und euch, unsere Kunden. Wir haben erfolgreich den Versand kleinerer Liefermengen aus Indien per Luftfracht erprobt. Für unsere Werkstatt konnten wir einen neuen Mitarbeiter gewinnen. Neue Vertriebspartner haben bei uns bestellt. Wir sind bei der Suche nach neuen Lieferanten vorangekommen. Und wir haben ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr hingelegt. Zu verdanken haben wir das einem Team, das sich trotz geringen materiellen Lohns mit Begeisterung und Hingabe für India Instruments engagiert. Und natürlich allen, die bei uns einkaufen, uns weiterempfehlen oder uns auf andere Weise unterstützen. Dankeschön für 20 aufregende und wunderbare Jahre! Mögen ihnen viele weitere folgen!

2014 war aber auch ein schwieriges Jahr. Die Übernahme des kalifornischen Ali Akbar College Store (dem sich India Instruments ideell verbunden fühlte) durch einen indischen Investor hat gezeigt, wie schnell ein traditionsreicher Fachhändler mit hervorragendem Ruf in wirtschaftliche Schieflage geraten und seine Existenzgrundlage verlieren kann. Der rapide Wertverlust des Euro in den letzten Monaten und die dadurch massiv gestiegenen Einkaufskosten machten deutlich, wie sehr das Gedeihen unseres kleinen Unternehmens von weltwirtschaftlichen Entwicklungen mitbestimmt wird, auf die wir keinerlei Einfluss haben. Und Hackerangriffe auf unsere Website und Verluste von mehreren Tausend Euro durch Online-Betrug haben uns vor Augen geführt, wie verletzlich wir sind.

2014 waren schlechte Zeiten für die Welt. Die Eskalation der Bürgerkriege im Irak und in Syrien, der Zerfall des Staates Libyen und die desolaten Verhältnisse in Afghanistan haben deutlich gezeigt, dass sich westliche Ideen von demokratischer staatlicher Ordnung nicht mit militärischer Gewalt in anderen Ländern durchsetzen lassen - weder durch Besatzungsregime noch durch direkte oder indirekte Unterstützung vermeintlich guter Rebellen. Statt Freiheit und Demokratie herrschen Chaos und Gewalt. Auch die bisher scheinbar unaufhaltsame Expansion der EU durch wirtschaftliche Einbindung bei politischer Angleichungsforderung ist in der Ukraine an eine Grenze gestoßen. Das Ergebnis ist ein offener Krieg im Donbass und ein Sanktionskrieg zwischen Russland und der EU. Auch zwischen Israelis und Palästinensern wurde wieder einmal Krieg geführt. Und in Ländern wie dem Kongo, Sudan, Somalia und Kolumbien schwelen Dauerkonflikte, die, von der hiesigen Öffentlichkeit fast unbemerkt, erneut Millionen Menschen in die Flucht getrieben haben.

Nach UN-Angaben waren 2014 insgesamt über 51 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht - so viele wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die allermeisten von ihnen bleiben als Binnenflüchtlinge im eigenen Land. Das Gros der grenzüberschreitenden Flüchtlinge wiederum landet in Nachbarländern. Pakistan mit 1,6 Millionen und der Iran und der Libanon mit je über 850.000 sind die größten Aufnahmeländer, gefolgt von Jordanien und der Türkei mit je über 600.000. Angesichts dieser Dimensionen nehmen sich die 200.000 Asylsuchenden in Deutschland und 235.000 in der restlichen EU recht überschaubar aus - weniger als 1% der weltweiten Flüchtlinge schaffte es ins sorgfältig abgeschottete Europa.

Peace All dieser bedrückenden Tatsachen sind wir uns sehr bewusst. Aber wir glauben trotzdem weiter an die Kraft der Musik: Sie bringt mit einfachen Mitteln Freude in unser Leben. Sie unterstützt den Fluss unserer Emotionen und hilft uns, auch schwierige Situationen zu bewältigen. Musik ist ihrem Wesen nach allgemein menschlich und transzendiert damit alle Trennungen zwischen Kulturen, Rassen, Religionen, Nationen und Parteien. Sie lässt uns mit anderen in Verbindung treten und fördert ein friedliches Miteinander. Wer Musik macht, kann nicht gleichzeitig schießen, foltern oder bomben. In diesem Sinn möchten wir mit India Instruments auch einen kleinen, bescheidenen Beitrag zu einer friedlicheren und freudvolleren Welt leisten.

 


2. Radel Milan - eTabla & eTanpura in einem
- Neu im Sortiment -


Milan heißt im Hindi Verbindung. Die Milan verbindet elektronische Tabla und Tanpura erstmals in einem Gerät mit gutem Klang und hoher technischer Zuverlässigkeit. Sie ist ideal für alle, die sowohl ein Grundrepertoire indischer Rhythmen als auch einen schönen Bordun-Klangteppich suchen. Für die Tabla sind 15 Rhythmuszyklen (Thekas) in unterschiedlichen Talas von 6 bis 16 Schlägen einprogrammiert. Außerdem simuliert die Milan eine 4-saitige Tanpura. Bis auf die Tonhöhe lassen sich alle Einstellungen der beiden Instrumente unabhängig voneinander regeln. Dadurch kann man die Milan bei Bedarf auch nur als Tabla oder nur als Tanpura nutzen. Die Milan kommt aus dem Hause Radel Electronics, dem Marktführer in der Entwicklung elektronischer indischer Instrumente. Durch neueste Sampler-Technologie kommt die Wiedergabe dem Sound echter Tablas und Tanpuras recht nahe. Radel Milan

 
Die Milan ist ab sofort für 199,- Euro (zzgl. 6,90 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands) bei uns erhältlich. Klangbeispiel, Fotos, nähere Infos zu den Einstellungsmöglichkeiten und technische Daten hier.
Taalmala Digi-108

Ebenfalls seit kurzem neu in unserem Sortiment ist Radels Tablamaschine Taalmala Digi-108. Sie überzeugt mit einer enormen Fülle indischer Rhythmen von Klassik über Folk bis Devotional, gutem Klang, vielen Variationsmöglichkeiten und hoher technischer Zuverlässigkeit. Momentan ist sie sicher das Gerät mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis auf dem Markt. 108 Rhythmuszyklen (Thekas) in 47 unterschiedlichen Talas von 4 bis 48 Schlägen sind vorprogrammiert. Je nach Art des Thekas kann durch eingespielte Fills, Laggis, Tihais, Zimbeln, Zufallsgenerator oder eigene Editierung variiert werden. Weitere 5 Rhythmuszyklen können selbst programmiert und gespeichert werden.

Die Taalmala ist für 189,- Euro (zzgl. 6,90 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands) bei uns erhältlich. Klangbeispiel, Fotos, nähere Infos zu den Einstellungsmöglichkeiten und technische Daten hier.

 


3. StringGym - Fingertraining für Sitar
- Neu im Sortiment -


Schmerzende Fingerspitzen statt Freude an der Musik ist das Los vieler Sitarspieler. Dagegen hilft nur der Aufbau kräftiger Hornhaut durch regelmäßige intensive Stimulierung. Im Idealfall werden die Fingerspitzen durch konsequentes tägliches Üben ausreichend angeregt. Aber oft fehlt im Alltag die Zeit für diese Regelmäßigkeit oder es gibt längere Auszeiten durch Krankheit oder Reisen. Diese weit verbreiteten praktischen Probleme lassen sich durch das Trainingsgerät StringGym lösen.

StringGym StringGym besteht aus einem Stück Stahldraht, das in eine Kunststoffhalterung gespannt ist. Das Gerät wird zwischen Daumen und Fingern gehalten. Dabei werden ein oder zwei Fingerspitzen wie beim Sitarspielen auf den Draht aufgesetzt. Durch kräftigen Druck der Fingerspitzen auf den Draht lässt sich dann die typische Belastung beim Sitarspielen simulieren und dadurch die Hornhautbildung anregen. Dabei wird auch die Kraft in den Greiffingern trainiert. StringGym passt in jede Hosentasche. Dadurch kann man fast immer und überall ganz nebenbei damit trainieren - z.B. unterwegs in Autos, Bussen oder Bahnen, beim Fernsehen oder Internetsurfen, in Schule, Studium oder Büro, allein oder in geselliger Runde. So lässt sich ohne Instrument und ohne zusätzlichen Zeitaufwand kräftige Hornhaut aufbauen und erhalten. Und am Instrument kann man dann beschwerdefrei das Spiel genießen.

Das Trainingsgerät StringGym ist ab sofort für 19,90 Euro (zzgl. 1,95 Euro Versandkosten innerhalb Deutschlands) bei uns erhältlich. Weitere Infos hier.

Eine Übersicht über weitere Hilfsmittel und Zubehör für Sitarspieler gibt es hier.

 


4. Zarin Daruwala Sharma - Meisterin im Hintergrund
- Nachruf von Yogendra -


Zarin Daruwalla Es ist selten, dass eine Frau es in der klassischen indischen Musiktradition ganz weit nach oben schafft. Zu tief sitzt noch das tradierte Rollenbild von der Frau als Familienmutter - und zu männlich dominiert ist die indische Musikszene mit ihren informellen Seilschaften zwischen Künstlerfamilien, Gharanas, Veranstaltern, Medien und Sponsoren. Und wenn doch allen Widerständen zum Trotz eine Frau eine große Karriere macht, dann meist als Sängerin. Eine erfolgreiche Instrumentalsolistin ist noch immer die ganz große Ausnahme. Die Sarodistin Zarin Sharma, geborene Daruwala, war eine solche bemerkenswerte Ausnahme.

1946 wurde sie in eine bürgerliche parsische Familie in Mumbai hineingeboren. Schon als Kleinkind zeigte sie musikalisches Talent und wurde von ihrem Vater früh gefördert. 1952 hörte sie ein Duett des legendären Duos Ali Akbar Khan und Ravi Shankar auf Sarod und Sitar - und verliebte sich in die Sarod. Obwohl die Sarod bis heute als fast exklusive Männerdomäne gilt, weil die rechte Hand zum Anschlagen der Saiten angeblich besondere Kraft erfordere und sie bis ins 19. Jahrhundert mit afghanischen Kriegerclans assoziiert war, erhielt die kleine Zarin fortan Sarodunterricht bei Haripad Ghosh. Sie entwickelte sich zu einem musikalischen Wunderkind, ließ sich von den Sängern S.C.R. Bhat, Laxmanprasad Jaipurwale, S.N. Ratanjankar und dem Violinisten V.G. Jog inspirieren und spielte schon Ende der 50er Jahre erstmals einen Track für die Titelmusik eines Bollywood-Films ein.

Die Arbeit als Studiosolist/in in der indischen Filmindustrie erfordert gnadenlos absolute Perfektion - jeder Ton muss auch auf einem bundlosen Saiteninstrument wie der Sarod exakt sitzen; jeder kleinste Fehler bedeutet eine Bloßstellung vor dem musikalischen Leiter und den Orchestermusikern. Manch berühmter Solist hat den Druck dieser Situation zeitlebens gemieden oder ist darin gescheitert. Der jungen Zarin Daruwala dagegen gelang mit 18 Jahren mit der Musik zum Film Chitralekha der Durchbruch in Bollywood. Von da an kannte man sie als "das Parsi-Mädchen"; jahrzehntelang spielte sie Filmmusiken für die verschiedensten Komponisten ein. Bei Filmmusikaufnahmen lernte sie auch ihren späteren Mann kennen, den Sitaristen Ashok Sharma. Nach der Heirat legte sie ihren Mädchennamen ab und trat als Zarin Sharma auf.

Auch als klassische Raga-Interpretin genoss Zarin Sharma höchste Anerkennung. Die in der Studioarbeit perfektionierte Intonation kam ihr dabei zugute. Während selbst großen Meistern im Konzert gelegentlich Ausrutscher unterlaufen (was in dem Moment keine Rolle spielen mag, aber bei mehrmaligem Hören von Live-Aufnahmen durchaus störend auffallen kann), war ihr Spiel praktisch makellos. Auch von einer angeblichen weiblichen Schwäche der Anschlaghand war bei ihr nichts zu hören. Im Gegenteil: Ebenso vollendet wie ihre Intonation war die Balance zwischen Anschlagsdynamik der rechten Hand und Melodiebildung der linken. Inhaltlich ist sie als Raga-Interpretin ganz der klassischen Tradition treu geblieben. Ihre Arbeit für Bollywood hielt sie streng getrennt von der Raga-Musik.

Hätte sich Zarin Sharma wie manch heutige Musiker von PR-Agenturen vermarkten lassen, hätte sie ein großer Star sein können. In ihrer stillen Art zog sie es aber vor, ein relativ bescheidenes und zurückgezogenes Leben zu führen. So blieb sie außerhalb der Fachwelt relativ unbekannt. Für ihre Verdienste um die Klassik wurde sie aber mit dem Sangeet Natak Academy Award ausgezeichnet - eine der höchsten kulturellen Auszeichnungen, die Indien zu vergeben hat. Ihr bedeutendster Schüler ist der Santurspieler Ulhas Bapat. Zarin Sharma darf als eine der vollkommensten unter den Sarodiyas ihrer Zeit gelten. Am 20.12.2014 ist sie in Mumbai im Alter von 68 Jahren verstorben.

Zarin Sharma spielt raga chandranandann.

 


5. Kirtan (6): Bauls - mystisch Besessene
- Serie von Atul Krishna -


Kirtan wird seit etwa 20 Jahren auch außerhalb Indiens immer beliebter - und ebenso die indischen Instrumente, die zur Kirtan-Begleitung verwendet werden. Atul Krishna, selbst ein versierter Kirtan-Musiker, gibt in einer offenen Serie Hintergrundinformationen über Geschichte, Stile, Musiker und Instrumente des Kirtan.

Bengalen (Bangladesh und der indische Bundesstaat Westbengalen) war (und ist) eine Quelle der Inspiration für viele Musiker, Philosophen und spirituell Gesinnte. Kirtan in der heutigen Form hat seinen Ursprung in Bengalen. Auf den Vater der Kirtanbewegung, Caitanya Mahaprabhu, berufen sich mehrere spirituelle Gruppen. Nicht nur die Vaishnavas (Verehrer von Vishnu) und Kartabhajas (Tantriker) haben höchste Achtung vor ihm, sondern auch die Bauls von Bengalen. Das Wort "Baul" ist aus dem Sanskritwort "Vatula" abgeleitet und bedeutet verrückt oder besessen. Es ist kein Zufall, dass dieses Wort zum ersten Mal verwendet wurde, um Caitanya Mahaprabhu zu beschreiben, den einzig wahren Großen Baul! Bauls sind als mystische Wanderbettler bekannt und werden vor allem in der Kaste der Shudras oder unter den Kastenlosen gefunden. Die Bauls selbst sehen sich nicht als Teil des Kastensystems und lehnen es somit ab, genau wie Caitanya Mahaprabhu das tat.

Baul Was mich am meisten an den Bauls fasziniert, ist ihre Musik. Sie könnte in der Tat das einzige sein, was ihre Tradition am Leben erhält. Sie singen vor allem über spirituelle Themen, darunter auch über den "Großen Baul" (alias Caitanya Maharaprabhu) und seine engsten Vertrauten (Nityananda, Inkarnation von Shankarshan, Advaita Acharya, Inkarnation von Maha Vishnu, und viele andere), aber auch über Radha und Krishna. Baul Musik hat vielleicht nicht die gleiche Ruf-und-Antwort-Form, die wir als Kirtan kennen. Aber ihre Lieder sind auf jeden Fall als devotionale Musik zu klassifizieren. Das Gefühl, das sie mit ihrer Musik rüberbringen, ist unbeschreiblich erfüllt von Liebe und Hingabe. Die Bauls begleiten ihre Lieder meist mit den Saiteninstrumenten Ektara, Dotara oder Khamak. In größeren Gruppen verwenden sie auch einfache Flöten, die Quertrommeln Dholak und Khol, die kleine Bass-Kesselpauke Duggi, die Zimbeln Manjira / Kartal und die Fußglocken Ghungroo und Nupur.

Die Musik der Bauls hatte großen Einfluss auf die Poesie und Musik von Rabindranath Tagore. Seine Komposition der Nationalhymne von Bangladesh basiert auf einem Lied von Gagan Harkara, einem Bauldichter und Zeitgenossen von Tagore. Ein berühmter heutiger Kirtan-Künstler, der stark von den Bauls beeinflusst wurde, ist Jai Uttal.

Lakshman Das Baul singt auf einem privat Treffen in den USA über Sri Radha.Er begleitet sich selbst mit Dotara und Ghungroos.

Ein Volkslied, gesungen von Basudeb Das Baul. Solist Basudeb Das Baul spielt eine Dotara, der weißbärtige Begleiter im Hintergrund eine Khamak und der Trommler eine Dholak. Das Video wurde in Shantiniketan, Westbengalen, gefilmt, einem wichtigem Zentrum der Baulkultur.

Debdas Baul singt mit seiner Gruppe an einem Flussufer in Westbengalen. Er spielt Ektara und Duggi. Der Clip hat Untertitel mit dem Liedtext und ist ein Auszug aus Charlie Steiners Baul Dokumentarfilm "Ami Pagol - Ich bin verrückt".

Die folgenden Baul-Instrumente sind bei India Instrumente erhältlich: Dotar, Ektara, Dholak, Khol, Manjira und Ghungrus.

 


6. Yoga & Musik am Fuß des Himalaya (3/3): Harmoniumkauf
Reisereportage von Samante Kamaladiwela -


Samante Kamaladiwela ist 2013/14 ein Jahr lang durch Indien, Sri Lanka und den Iran gereist, um tiefer in seine Leidenschaften Yoga und Musik einzutauchen. Einige besondere Erfahrungen in Uttarakandh, dem indischen Bundesstaat am Fuße des Himalaya in dem der Ganges entspringt, schildert er in dieser dreiteiligen Reihe.

Harmoniumkauf

Nach der Yoga-Ausbildung am Fuße des Himalaya wollte ich die letzten Tage in Nordindien nochmal in Rishikesh verbringen. Die Zeit der intensiven Yoga-Praxis während der Ausbildung wirkte noch stark nach. Es war eine Reise in das Innere, eine Erkundung des Selbst. Die Aufmerksamkeit des Geistes war beständig nach innen gerichtet und die äußere Welt erschien wie ein Nebenschauplatz. Allerdings veränderte die Hektik der Stadt diesen Zustand langsam wieder. Das kunterbunte Treiben sorgte für Zerstreuung und Ablenkung und langsam aber sicher wurde die innere Balance und die Stille von weltlichen Gedanken und Emotionen eingenommen und die Geduld auf die Probe gestellt. Ein Versuch dem entgegenzuwirken war der Umzug von dem lauten Hotel, wo ich die ersten Tage wohnte, zu einer Unterkunft etwas weiter am Ganges. Es war ein altes vergessenes Hotel, kaum besucht und wunderschön direkt am Fluß gelegen. Es wirkte fast schon unwirklich - sobald man weiter oben wieder im Trubel der Stadt unterwegs war, kam einem die ruhige Oase wie ein Traum vor.

Harmonium Ich hatte mir vorgenommen, in Indien noch ein Harmonium zu erstehen. Die Musikgeschäfte in den Touristenstraßen schienen mir jedoch nicht geeignet zu sein. Abgesehen davon, dass sie selten ein Harmonium im Angebot hatten, waren die Instrumente hier eher von minderer Qualität und auch viel zu teuer. Ich hörte mich um und erfuhr, dass es einige kleine Musikgeschäfte in Rishikesh Downtown gab, die ich mir mal anschauen sollte. Also fuhr ich rein in das echte Rishikesh, wo sich kaum Touristen aufhalten und das indische, turbulente Alltagsleben seinen Lauf nimmt. Ich kam an Märkten vorbei mit Gemüse- und Obstständen und allerlei anderen Alltagsgegenständen. In einer Ecke gab es z.B. einen Stand, der haufenweise Jaggery verkaufte, Blöcke von verfestigtem Zuckerrohrsirupkonzentrat, das auf bis zu 200 C erhitzt wurde. Jaggery ist bei den Indern recht beliebt. Während man es in Europa kaum kennt und nur recht teuer in Reformhäusern oder größeren Biomärkten kaufen kann, gibt es in Nordindien auf jedem größeren Obst- und Gemüsemarkt einen Jaggerystand.

Harmonium In der Nähe des zentralen Marktes, in einer Seitenstraße, sollte sich der Musikladen Shri Ganga Harmonium befinden. Nach kurzer Zeit stand ich vor einem Musikgeschäft, auf welches die Beschreibung zutraf. Eigentlich war es nichts weiter als eine Garage, vollgestopft mit verschiedenen Musikinstrumenten oder Teilen von Instrumenten, in dem ein sonderbar aussehender älterer Mann auf dem Boden saß und eine Trommel reparierte. Auf meine Frage hin nickte er nur kurz und widmete sich sofort wieder seinem Instrument. Da trat ein junger Mann hervor, sprach mich auf Englisch an und fragte mich, was ich denn suche. Es stellte sich heraus, dass dies der Sohn des Alten war. Nachdem geklärt worden war, dass ich mich für ein Harmonium interessierte, kramte der Alte ein verstaubtes Harmonium hervor und stellte es mir hin. Er hatte es selbst gebaut. Mir gefiel das Instrument sofort; es war zwar nicht gerade edel verarbeitet und arg verstimmt, aber der Klang war schön und voll. Irgendwie fing es für mich den Charakter von Indien ein - ohne Schnörkel und sehr direkt.

Ich bestand darauf, dass das Instrument noch gestimmt werden musste, bevor ich es kaufte. Der ältere Mann fing sofort an und baute das Harmonium soweit auseinander, dass man die metallenen Harmoniumzungen sehen konnte, die den Ton abgeben. Er war sehr schnell damit, feilte die verstimmten Zungen mit seiner Feile etwas ab und korrigierte somit die Tonhöhen bis die Töne alle einigermaßen aufeinander abgestimmt waren. Wenn er mich zwischendurch fragend anschaute, als ob er meine Zustimmung suchte, schüttelte ich den Kopf und er fing wieder an zu stimmen. So drehten wir ein paar Runden, denn ich war nicht eher zufrieden bis meine Ohren keine Dissonanz mehr feststellen konnten. Hier wollte ich keine Kompromisse eingehen. Wir sprachen die ganze Zeit über kein Wort miteinander und verständigten uns nur mit Zeichen. Aber es funktionierte und zum Schluss war ich zufrieden mit dem Klang. So kam ich am Ende meiner Reise noch zu meinem Harmonium.

 


7. Workshops - Februar bis April
- Szene-Infos -


Workshops sind eine gute Gelegenheit, neue Inspiration für die Beschäftigung mit indischen Instrumenen, indischer Musik und indischem Tanz zu bekommen und sein Verständnis zu vertiefen. Das möchten wir gerne fördern! Deshalb veröffentlichen wir regelmäßig eine Übersicht aktueller Workshoptermine hier im Rundbrief. Nähere Infos zu allen Angeboten und weitere Termine gibt es immer auf unserer Workshopseite.

Workshop 07.02 - 08.02. NL - DEN HAAG: Sitar Workshop with Ashok Pathak
14.02 - 15.02. NL - DEN HAAG: Vocal Workshop with Ashok Pathak
14.02. - 15.02. DRESDEN: Kathak-Tanz mit Ioanna & Ravi Srinivasan
27.02. - 01.03. WANGERLAND (Nordsee): Harmonium Lernseminar mit Uma Marija Balic
06.03. - 08.03. SAARBRÜCKEN: Raga & Tala Intensiv mit Yogendra
13.03. - 15.03. BAD MEINBERG: Harmonium Aufbauseminar mit Jürgen Wade
April 2015 - April 2016 BERLIN: Training Voice Meditation with Amelia Cuni
April - November 2015 HOF KUPPEN: Nada Yoga Basistraining mit Anne-Careen Engel & Ram Vakkalanka
03.04. - 06.04. OY-MITTELBERG (Allgäu): Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
05.04. - 12.04. BAD MEINBERG: Mantra Yogalehrer Ausbildung mit Sundaram & Katyayani Ulbricht
10.04. - 12.04. OY-MITTELBERG (Allgäu): Harmonium Aufbauseminar mit Jürgen Wade
10.04. - 12.04. BAD MEINBERG: Einführung Nada Yoga mit Anne-Careen Engel
17.04. - 19.04. OBERLAHR (Westerwald): Harmonium Lernseminar mit Govinda Roth
17.04. - 19.04. HEMMOOR (Nordsee): Sitar - Schritt für Schritt mit Yogendra

 


8. Konzerte - Februar & März
- Szene-Infos -


Wie in der Winterzeit üblich, gibt es in den nächsten zwei Konzertmonate nur wenige Veranstaltungen mit indischen Klängen. Das Highlight ist sicher das Doppelkonzert der Khyal-Virtuosin Kaushiki Chakrabarty, Tochter von Ajoy Chakrabarty, und des Sitar-Altmeisters Krishna Bhatt Anfang März in Lausanne. Ausführlichere Infos, Ort und Zeit sowie weitere Termine für 2015 in unserem Konzertkalender.

Konzerte 07.02. STUTTGART: Katrin Northe / Rupakam - Bharata-Naytam-Tanz
08.02. STUTTGART: Hans Wettstein - Sitar & Shrirang Mirajkar - Tabla
15.02. DRESDEN: Akbar's Palace - Kathak-Dance
20.02. AT - MIEDERS: Indian Air
22.02. MÜNCHEBERG: Matrameru - interkulturelles Tanz-, Trommel- & Musiktheater
26.02. B - BRUXELLES: Alick Sengupta - Vocal & Ensemble
27.02. AT - HALL: SitarStation
27.02. AACHEN: Alick Sengupta - Vocal & Ensemble
28.02. FRANKFURT/M.: Alick Sengupta - Vocal & Ensemble
07.03. CH - LAUSANNE: Kaushiki Chakrabarty - Khyal Vocal / Krishna Bhatt - Sitar
08.03. AUGSBURG: Satyaa & Pari - Kirtan
13.03. AT - LANS: Indian Air
14.03. STUTTGART: Satyaa & Pari - Kirtan
14.03. NÜRNBERG: Indigo Masala - World Music Stories
28.03. CH - ZÜRICH: Satyaa & Pari - Kirtan
28.03. STUTTGART: Ranajit Sengupta - Sarod
29.03. STUTTGART: Ranajit Sengupta - Sarod
29.03. RASTATT: Shirin Sengupta - Vocal


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