Rundbrief Januar / Februar 2016

Inhalt

1. eMail-Fehler - Neue Adresse
2. Jahresrückblick 2015 - Freude & Fragilität
3. Harmonium, Khol & Gesang - Neue Notenbücher
4. Yoga des Klangs (1/4) - Nada und die Silbe OM
5. Maihar in Germanistan (6/6) - Kamalesh Maitra
6. Nachrufe - Shankar Ghosh, Mrinalini Sarabhai & Sabri Khan
7. Jais Blog - Kekse & Tee in Vrindavan: Ein kleiner Sprung in der Wahrnehmung (2)
8. Workshops - Februar bis April
9. Konzerte - Februar bis März

 


1. eMail-Fehler - Neue Adresse
- Firmen-Info -


Moderne Techniken haben uns schnelle weltweite Kommunikationsmöglichkeiten eröffnet. Alles wird dadurch einfacher, heißt es. Wenn aber die Technik streikt, kann es plötzlich sehr kompliziert werden... In letzter Zeit gab es leider schwere Behinderungen in unserem eMail-Verkehr. Mails an uns wurden teilweise nicht zugestellt oder Mails von uns nicht versendet - und der jeweilige Absender bekam dazu keine Fehlermeldung, so dass er glauben musste, seine Nachricht sei angekommen. So wurde aus dem sonst sehr zuverlässigen Kommunikationsmedium eMail zeitweise ein irritierendes Verwirrspiel.

Wir haben deshalb den Provider gewechselt und eine neue Standard-Mailadresse eingerichtet. Sie lautet music@india-instruments.com - aus der alten Endung .DE wurde die neue Endung .COM !

Bitte:
- speichern Sie unsere neue Mailadresse music@india-instruments.com
- schreiben Sie uns NICHT mehr an music@india-instruments.de
- alls Sie noch keine Antwort auf eine vor Tagen oder Wochen geschickte Mail bekommen haben, leiten Sie diese Mail bitte weiter an music@india-instruments.com

- falls eine eMail oder eine Bestellung oder Anfrage über unsere Website nicht innerhalb von 24 Stunden beantwortet wird, fragen Sie bitte nach (z.B. telefonisch unter 030-6211724)

Wir bitten um Entschuldigung für alle evtl. aufgetretenen Missverständnisse oder Irritationen und hoffen sehr, dass unsere eMail-Kommunikation jetzt wieder zuverlässig funktioniert!


2. Jahresrückblick 2015 - Freude & Fragilität
- Notizen von Yogendra -


2015 war wieder ein gutes Jahr für India Instruments. Wir konnten mehr Menschen denn je mit hochwertigen indischen Musikinstrumenten zu fairen Preisen eine Freude bereiten. Das ist der Kern unserer Arbeit. Wir wissen, dass diese Freude nur unter zwei Bedingungen nachhaltig sein kann: Die Instrumente müssen eine gute bis sehr gute Qualität haben. Deswegen stellen wir in unserem Sortiment hohe Ansprüche an Klang, Spielbarkeit, Handhabung, Aussehen und Langlebigkeit. Und außerdem müssen Mensch und Instrument auch zueinander passen. Deswegen bieten wir im Netz mit umfassenden Informationen hohe Transparenz über unsere Instrumente und legen großen Wert auf individuelle Beratung.

Dank dieser Grundlagen unserer Arbeit konnten wir 2015 organisch weiter wachsen, den Verkauf über unsere Vertriebspartner ausbauen, unser Team ein wenig erweitern und unsere Infrastruktur verbessern. Herzlicher Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben: Unserem wunderbar engagierten Team in Berlin, unseren Mitarbeitern, Partnern und Lieferanten in Indien, den anonymen Technikern und Logistikern die dafür sorgen, dass der Austausch von Informationen und Dingen zwischen Herstellern, Händlern und Nutzern weltweit funktioniert, und last but not least natürlich allen, die bei India Instruments einkaufen, uns weiterempfehlen oder uns auf andere Weise unterstützen. Wir hoffen, dass wir den eingeschlagenen Weg auch dieses und viele weitere Jahre erfolgreich weitergehen und damit Freude in das Leben vieler Menschen bringen können!

Wir sind uns aber auch sehr bewusst, dass wir Teil einer komplexen, hoch vernetzten Welt sind. Und wenn diese Welt aus den Fugen gerät, können wir davor nicht die Augen verschließen. Schon im Rückblick vor einem Jahr habe ich deutlich gemacht, wie verletztlich unser kleines Unternehmen ist. Und ich habe darauf hingewiesen, was für eine astronomisch hohe Zahl von Menschen weltweit aufgrund von immer weiter eskalierenden Kriegen in Not und Elend lebt und auf der Flucht ist. Inzwischen kommen einige dieser Menschen zu uns. Wir erleben unmittelbar, dass Europa sich nicht abschotten kann, und dass die ungelösten globalen Konflikte auch bei uns zu wachsenden Spannungen, Ängsten, Gewalt und Terror führen. Die Konflikte eskalieren derweil weiter oder sind bestenfalls eingefroren. Durch Krieg konnte bisher keiner gelöst werden, so sehr uns das auch immer wieder suggeriert werden mag - im Gegenteil. Die grundlegende Einigung beim Weltklimagipfel in Paris und die einstweilige Entschärfung des Atomkonflikts zwischen dem Iran und der Weltgemeinschaft haben 2015 gezeigt, dass es keine schnellen und einfachen Lösungen gibt, aber dass jahre- oder jahrzehntelange Verhandlungen letztlich doch zu Entspannung und einvernehmlichen Schritten in die richtige Richtung führen können. Suchen wir also ebenso geduldig wie beharrlich nach Möglichkeiten, mit den manchmal unlösbar scheinenden Problemen unserer Zeit sinnvoll und konstruktiv umzugehen.

BalanceMusik kann dabei enorm helfen. Sie ist ein Spiel-Raum, in dem wir ohne Druck Erfahrungen von Harmonie, Fluss und Verbundenheit machen können. Damit löst sie Spannungen sowohl im Einzelnen als auch in der Gemeinschaft. Sie braucht Geduld und Beharrlichkeit, denn musikalisches Wahrnehmungsvermögen und Fertigkeiten im Umgang mit Instrumenten und Stimme entwickeln sich nur organisch durch regelmäßige Praxis über längere Zeit. Sie lehrt uns Demut, indem sie uns unsere Grenzen aufzeigt - nie lässt sich ihre unendliche Vielfalt vollständig erfassen und beherrschen. Sie hilft uns, Schmerz, Trauer, Angst und Wut zu ertragen und zu integrieren. Und sie lädt uns ein, Lust, Freude und Glück zu erleben. Nutzen wir die Kraft der Musik, um uns selbst in Einklang zu bringen. Und teilen wir die Kraft der Musik mit anderen, um Brücken zu bauen und ein klein wenig mehr harmonische Balance in die Welt zu bringen.



3. Harmonium, Khol & Gesang - Neue Notenbücher
- Neu im Sortiment -


Hingebungsvolles Singen spielt im Bhakti-Yoga, dem Yoga der Hingabe, eine große Rolle. Devotees sollten sich und andere beim Singen aber auch mit Instrumenten wie Harmonium oder Khol unterstützen können, um die Wirkung noch zu steigern. Bei uns gibt es jetzt drei neue Bücher, die dabei helfen können.

* The Hare Krishna Music Book
Texte, Noten und Akkorde zu 70 Liedern aus der Hare-Krishna-Bewegung. Das liebevoll gestaltete Buch öffnet einen Zugang zu reichen musikalischen Schätzen zu Ehren Krishnas. Die vorgestellten Lieder werden in Tempeln gesungen und entstammen alter vedischer Tradition. Das Buch beschreibt auch die Einbettung der Musik in tägliche Rituale daheim oder in Tempeln - denn Musik ist ein wesentlicher Teil des Bhakti-Weges.
24,- Euro, Softcover, 176 Seiten, 6 schwarzweiss Fotos, 16 schwarzweiss Illustrationen
Weitere Medien zum devotionalen Gesang.

* Vaisnava Melodies: 23 Easy Tunes for Keyboard
In diesem Lehrbuch sind 23 einfache Melodien auf dem Harmonium zu Ehren Krishnas für Anfänger und musikalische Laien aufbereitet. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich - jeder kann die Melodien mit Hilfe dieses Buches auf dem Harmonium oder einem anderen Tasteninstrument spielen lernen.
12,- Euro, Softcover, 110 Seiten, 5 schwarzweiss Illustrationen
Weitere Medien zum Harmonium.

* Practical Mrdanga Lessons - Systematisches Lehrbuch mit CD zur groovigen Begleitung von Kirtans und Bhajans mit der beliebten Bhakti-Trommel Khol / Mridanga. Vermittelt werden indische Rhythmen, Anschlagtechniken, spezielle Patterns für Khol und coole Breaks und Schlussphrasen.
19,- Euro, 29 S., Spiralbindung, CD mit 44 Tracks
Weitere Medien zu Percussion.

Alle Preisangaben zzgl. Versandkosten (1,95 Euro innerhalb Deutschlands / 3,90 Euro weltweit)



4. Nada Yoga (1/4) - Nada & OM
- Praxisinfos von Carmen Mager, Barbara Irmer & Frank Beese -


Die Arbeit mit Klang als Yoga-Weg ist hierzulande noch relativ wenig bekannt. Carmen Mager und Barbara Irmer sind die Autorinnen des Buches Nada Yoga - Hinwendung zum inneren Klang und unterrichten zusammen mit Frank Beese Nada Yoga am Europäischen College für Yoga und Therapie. Die drei geben in dieser Reihe eine Einführung in die Praxis und zeigen, wie indische Musikinstrumente dabei unterstützen können.

Nada YogaNada Yoga, eine historisch dokumentierte Yogatradition, wird seit Jahrtausenden praktiziert, um Harmonie und Einklang zu erfahren. Sie entspringt der schöpferischen, heilenden Kraft des Klangs und vereint Yoga mit der spirituellen Dimension der klassischen indischen Musik. Über unzählige Generationen hinweg erforschten Musiker und Nada-Yogis das Mysterium von Klang und Natur. Aus ihren tiefen Einsichten in grundlegende Schöpfungsprinzipien entfaltete sich eine musikalische Tradition, die diese Gesetzmäßigkeiten reflektiert. Ihr Ausdruck reicht von der Rezitation einer Silbe, eines Mantras oder der heiligen Schriften über Bhajans und Kirtan-Gesänge bis hin zur virtuosen Darbietung der klassischen indischen Ragas. Nada Yoga führt über einen authentischen Ausdruck mit Stimme und Musikinstrumenten sowie durch kontemplatives Hören und Lauschen zu einer Zentrierung des Geistes und zu innerer Erfüllung.

Nada ist ein weitgefasster Begriff, er bedeutet Ton, Klang, Schwingung. Die hörbaren Klänge, die durch das Aufeinandertreffen zweier Dinge entstehen (Trommel und Hand, Saite und Finger, die zwei Stimmlippen beim Gesang, das Klatschen zweier Hände, die Luft mit dem Mundstück der Flöte) sind der physische Aspekt von Nada. Nada bezeichnet jedoch im eigentlichen Sinne den nicht hörbaren Klang, den inneren Ton, der durch die Meditationspraxis erfahren werden kann. Nada Yoga ist also die Yogapraxis mittels Klang und die Yogapraxis, die zur Wahrnehmung der inneren Klänge führt. Dazu gehört auch das bewusste Lauschen: Nada Upasana. Im Nada Yoga lauscht man zum Beispiel auf die Klänge eines Ragas, auf Naturgeräusche, auf den Klang der Tanpura, auf den eigenen Atem, auf den eigenen Herzschlag, in die Stille hinein, auf innere Klänge.

Nada Yoga wird in den yogischen Schriften als Hinwendung zum inneren, mystischen Klang beschrieben. "Nada" kommt von der Wortwurzel "Nad" und bedeutet "Klang" oder "Strömen". Damit ist der Schöpfungsklang gemeint, der in der Silbe OM seinen ursprünglichsten Ausdruck findet. Nada Yoga ist der Weg der Vereinigung der individuellen Seele mit dem kosmischen Ursprung (Brahman) über den Klang. Das Tönen des OM, die Rezitation von Mantren und das Singen von leicht erlernbaren Bhajans und Kirtans mit rhythmischer Begleitung erschließen neue Welten für die Yogapraxis. Durch Chanting und über das Lauschen auf äußere und innere Klänge können wir zu einer Erfahrung von Freude und Erfüllung in meditativer Stille gelangen.

Die Nada Yoga Praxis kann sehr einfach sein, sie besteht möglicherweise in der Rezitation einer einzigen Silbe. Der bekannteste Klang der östlichen Traditionen, im Yoga und speziell im Nada Yoga, ist die Silbe OM, auch Pranava, der kosmische Urklang, genannt. Die Silbe OM ist das Symbol für den Urklang der Schöpfung, aus dem alles erzeugt wurde und fortwährend neu entsteht. OM gilt als ursprünglichster und heiligster Klang. Die Silbe ist das Urmantra, der Inbegriff und die Zusammenfassung aller sprachlichen Äußerungen, speziell aller offenbarten Worte des Veda. OM wird auch als "Wortgestalt des Brahman" bezeichnet. Die Silbe OM wird als Anrufung zu Beginn der Rezitation der heiligen Schriften verwendet. Sie setzt sich zusammen aus den Lauten A-U-M.


AUMRezitationspraxis mit der Silbe OM:

- Bereite den Körper mit Dehnen, Strecken und Gähnen auf das Tönen des OM vor. 

- Nimm eine aufrechte Sitzhaltung ein.

- Lenke Deine Aufmerksamkeit auf die Atembewegung im ganzen Körper.

- Nimm den Brustraum von innen her wahr.
- Töne 12 x laut das OM und richte die ganze Aufmerksamkeit auf den Klang des OM, lasse dabei das M etwas länger klingen als das O.

- Lausche auf den Nachhall des Klangs.
- Nimm den Atem und die Wirkung im ganzen Körper wahr.

- Töne mit entspanntem Ausatem 12x sanft das OM.
- Lausche auf den Nachhall des Klangs und verweile noch einige Minuten in der Stille.



5. Maihar in Germanistan (6/6) - Kamalesh Maitra
- Hintergrundgeschichte von Yogendra -


Die Maihar-Schule hat mit großen Meistern wie Ravi Shankar, Ali Akbar Khan, Nikhil Banerjee und Hariprasad Chaurasia die klassische indische Musik in den Westen gebracht und jahrzehntelang weltweit ihr Bild geformt. Wir erzählen ihre Geschichte und zeigen, wie auch die Szene für indische Musik in Mitteleuropa bis heute von Maihar-Musikern geprägt wird.  

Kamalesh Eine Geschichte der Maihar-Schule in Deutschland wäre unvollständig, ohne abschließend einen ihrer großen Meister vorzustellen - der 2005 verstorbene Kamalesh Maitra hat immerhin fast 30 Jahre lang in Berlin gelebt und gewirkt. 1976 trat er als Solist beim legendären Metamusik Festival auf und ein Jahr später ließ er sich im Westteil der damals noch geteilten Stadt nieder und begann dort zu unterrichten. Das Interesse an klassischer indischer Musik war in den späten 1970er Jahren spürbar größer als heute, er hatte regen Zulauf und seine Arbeit trug schon relativ bald erste Früchte. 1980 gründete Kamalesh mit seinen Schülern das Ragatala Ensemble, für das er in den folgenden Jahrzehnten laufend komponierte. Grundlage seiner Stücke für das bunt gemischte Ensemble mit indischen und westlichen Instrumenten war immer die klassische nordindische Ragamusik. Seine Schüler hatten so die Gelegenheit, im Zusammenspiel tiefer in die Musik einzutauchen und Bühnenerfahrung zu sammeln, auch wenn sie nicht die nötige Reife für eigene Solistenauftritte hatten. Über den pädagogischen Wert hinaus war das Ragatala Ensemble mit internationalen Konzerttourneen und mehreren CD-Produktionen aber auch künstlerisch ambitioniert und erfolgreich.

Während seiner Berliner Jahre war Kamalesh Maitra nicht nur als engagierter Lehrer und Ensembleleiter aktiv, sondern auch als international konzertierender Solist. Sein Hauptinstrument und Markenzeichen dabei war das Tabla Tarang, ein Set aus 10 - 16 einzelnen Tablas, die auf verschiedene Melodietöne gestimmt werden, so dass man darauf klassische indische Ragas spielen kann. Kamalesh war vielleicht der einzige Virtuose, der dieses schwierig zu spielende und zu handhabende Instrument so meisterlich beherrschte, dass er damit sowohl Konzerte gab als auch Platten veröffentlichte. Sein zweites Soloinstrument, mit dem er ebenfalls konzertierte, war die Sarod. Neben Auftritten unter eigenem Namen arbeitete er auch mit Ravi Shankar, Trilok Gurtu, Tri Atma, Falco, Tom Cunningham, Peter Pannke und Mark Nauseef und tourte mit Joachim-Ernst Berendts Programm Nada Brahma - Die Welt ist Klang. Und schließlich verwirklichte er seine künstlerischen Visionen in mehreren Werken für westliches Orchester, die von verschiedenen Berliner Orchestern aufgeführt worden sind.

KamaleshGeboren wurde Kamalesh Maitra 1924 im heutigen Bangladesh. Musik als Broterwerb kam bei seiner Familie nicht in Frage, und so musste er mit der Familientradition brechen und seiner Berufung auf eigene Faust folgen. Er lernte zunächst Tabla und war Schüler von Keramatulla Khan. Später lernte er auch Sarod bei Ali Akbar Khan. Damit erhielt er die stilistische Prägung der Maihar-Schule. Seine aktive Musikerkarriere begann 1950 mit einem Engagement als Master Drummer bei der Tanzkompagnie von Uday Shankar, dem großen Pionier des indischen Tanzes und älteren Bruder von Ravi Shankar - als Bedingung dafür musste er Tabla Tarang lernen. Die überaus fruchtbare Zusammenarbeit mit Uday Shankar, für den er schließlich als Music Director wirkte, währte gut 20 Jahre, führte Kamalesh auf Tourneen durch die ganze Welt und öffnete ihm Türen zu zahlreichen Projekten und Institutionen in Indien, mit Lehrtätigkeiten, Konzerten und Kompositionen für Film und Bühne. Ein besonderer Höhepunkt vor seinem Umzug nach Berlin war 1974 die Europa- und Nordamerikatournee mit dem von George Harrison produzierten und von Ravi Shankar geleiteten Music Festival from India, bei dem u.a. auch Hariprasad Chaurasia, Shivkumar Sharma, Sultan Khan, Lakshmi Shankar, L. Subramaniam, Kartick Kumar und Alla Rakha mitspielten.

Für sein Lebenswerk und seine Verdienste um das Berliner Kulturleben wurde Kamalesh Maitra 2000 im Rahmen des Festivals Musica Vitale mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet. Mit seiner hohen Kunstfertigkeit und lebendigen Kreativität hat er hierzulande wohl mehr Menschen als jeder andere im direkten Kontakt die Faszination der indischen Musik nahegebracht. Für manch einen hat sich dadurch eine Tür in eine andere Welt aufgetan. Und für einige hat der ganze Lebensweg dadurch eine neue Richtung genommen. In ihnen allen wirkt der Geist von Kamalesh Maitra weiter.

Raga bilaskhani todi mit Kamalesh Maitra an Tabla Tarang und Trilok Gurtu an der Tabla.

 


6. Nachrufe - Shankar Ghosh, Mrinalini Sarabhai & Sabri Khan
- Szene-Nachrichten von Yogendra -


Shankar GhoshShankar Ghosh war nicht nur einer der großen klassischen Tablaspieler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein kreativer Innovator und einer der einflussreichsten Tablalehrer seiner Zeit. Er wurde 1935 in Kalkutta geboren, erhielt eine solide musikalische Grundausbildung, wurde 1953 Schüler des legendären Musikmeisters Gyan Prakash Ghosh und erspielte sich rasch einen Ruf als brillanter junger Tablabegleiter. Ab 1962 tourte er im Westen mit Ali Akbar Khan und spielte mit praktisch allen damaligen Größen der indischen Klassik, u.a. mit den Instrumentalisten Ravi Shankar, Vilayat Khan, Nikhil Banerjee, Sharan Rani und V. G. Jog und den Sängern und Sängerinnen Bade Ghulam Ali Khan, Omkarnath Thakur, Vinayakrao Patwardhan und Girija Devi. Dabei trug er wesentlich zur Entwicklung des modernen Tablabegleitstils bei, der dem Tablaspieler bis dahin unübliche Freiräume für eigene Soli gibt und eine lebhafte Interaktion zwischen Solist und Begleiter beinhaltet. Später trat Shankar Ghosh selbst als Solist auf und schuf dafür eigene Kompositionen, die auch von anderen Tablaspielern übernommen und so Teil des allgemeinen Repertoires wurden. In reiferen Jahren zeigte sich seine Kreativität vor allem in der Entwicklung einer eigenen musikalischen Formensprache für sein reines Percussion-Ensemble Music of the Drums, in Kompositionen für Fernsehen und Radio und in Projekten mit westlichen Musikern wie John Handy, Greg Ellis, Pete Lockett und John Bergamo.

Seine Leidenschaft für das Unterichten wurde deutlich, als Shankar Ghosh 1968 das Ali Akbar College of Music in Kalifornien mit gründete und dort bis 1972 lehrte. Im Laufe der Jahre verfeinerte und systematisierte er seine Unterrichtsmethodik immer weiter und bildete damit zahlreiche Tablaspieler zu gefragten Profimusikern aus. Bestes Beispiel ist sicher sein Sohn Bickram Ghosh, der seinerseits ebenfalls mit Ravi Shankar spielte und mit Fusion-Projekten Erfolge feiert. Shankar Ghosh beschränkte seine Unterrichtstätigkeit aber nicht nur auf die Profiausbildung, sondern bemühte sich immer auch darum, sein Wissen möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Daraus entstand u.a. das DVD-Set The Tabla with Pandit Shankar Ghosh und das Online-Lernprogramm der Shankar Ghosh Academy of Music. Auch in Deutschland hat Shankar Ghosh in den 1990er Jahren zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Sanjukta Ghosh, mit regelmäßigen Lehrbesuchen in Bonn einiges zur Verbreitung indischer Musik getan. Einer seiner prominentesten hiesigen Schüler ist sicher Raul Sengupta, Percussionist in der Band von Prem Joshua. Für seine Verdienste um die indische Musik wurde Shankar Ghosh 2000 mit dem Sangeet Natak Akademi Award ausgezeichnet. Am 22.1. ist er im Alter von 80 Jahren in Kalkutta an einem Herzleiden gestorben.

Shankar Ghosh 2011 in lebhafter Interaktion mit dem jungen Sarodspieler Prattyush Banerjee.
Schallplattenaufnahme von Ali Akbar Khan mit Shankar Ghosh – Dhun in Raga Khamaj in langsamem 14er und schnellem 16er Rhythmus.
DVD set The Tabla with Pandit Shankar Ghosh bei India Instruments.

 

Mrinalini Sarabhai

Mrinalini Sarabhai, geboren 1918 in Kerala, war eine zentrale Figur in der Renaissance der klassischen indischen Tanzstile im 20. Jahrhundert. Sie stammte aus der gebildeten Mittelschicht. Einige Kindheitsjahre lebte sie in der Schweiz und kam dort mit der neuen ganzheitlichen Musikpädagogik von Jacques Dalcroze in Berührung. Ihre höhere Schulbildung erhielt sie in Shantiniketan unter den Augen von Rabindranath Tagore. Nach einem Jahr an einer Schauspielschule in den USA fand sie ihre Berufung schließlich im klassischen indischen Tanz. Der war damals in gebildeten Kreisen noch anrüchig assoziiert mit Tempelprostitution und wurde im Zuge der indischen Unabhängigkeitsbewegung gerade erst als nationales Kulturgut entdeckt. Es gab noch keine etablierten Ausbildungsstätten - man musste zum Lernen jahrelang bei alten Meistern in entlegenen Dörfern leben. Die Pionierin Rukmini Devi hatte 1936 gerade frisch die heutige Kalakshetra Academy als erste Schule für klassisch indischen Tanz gegründet. U.a. dort lernte Mrinalini den Bharatanatyam-Stil bei Meenakshi Sundaram Pillai. Das Tanzdrama Kathakali studierte sie als erste Frau überhaupt bei Thakazhi Kunchu Kurup.

1949 gründete Mrinalini Sarabhai in Ahmedabad ihre eigene Schule, die Darpana Academy of Performing Arts. Dort machte sie es sich zur Aufgabe, nicht nur klassischen indischen Tanz im kleinformatigen traditionellen Solostil zu überliefern, sondern auch kreativ weiterzuentwickeln. Im Lauf ihrer Karriere choreografierte sie über 300 Tanzdramen, bei denen sie oft auch selbst mittanzte, und in denen sie den Bühnenraum neu erschloss, Gruppenformen schuf, männliche und weibliche Elemente in neue Balance brachte und das Repertoire enorm verbreiterte. Letztlich schuf sie unter Verwendung des klassischen Bewegungsvokabulars eine neue zeitgenössische Tanzsprache. Damit gab sie dem indischen Tanz wesentliche künstlerische Impulse und legte zugleich Grundsteine für seine heutige breite Popularität. Mrinalinis wachem, freiem und schöpferischem Geist folgend wurde Darpana aber keine bloße Tanzschule, sondern eine spartenübergreifende Akademie kreativer Bühnenkunst. Tanz wird dort ebenso gelehrt wie Musik, Schauspiel, Figurentheater und Performance Art. So wurde Mrinalinis Darpana zu einer prägenden Institution für ganze Generationen indischer Bühnenkünstler. Für ihr Lebenswerk erhielt Mrinalini Sarabhai mit dem Sangeet Natak Akademi Award (1994), dem Padma Shri (1965) und dem Padma Bhushan (1992) einige der höchsten Auszeichnungen, die ein Künstler in Indien bekommen kann. Ihr Werk wird von ihrer Tochter Mallika Sarabhai, selbst eine bekannte Tänzerin, fortgeführt. Am 21.1. ist sie im Alter von 97 Jahren verstorben.

Gr0ßartiger 50-minütiger (englischsprachiger) Dokumentarfilm über Mrinalini Sarabhai.


Sabri Khan
Sarangispieler bleiben normalerweise eher im Hintergrund. Sie treten in der klassischen indischen Raga-Tradition meist als Begleiter für Vokalisten auf, kaum als Solisten. Zudem ist ihr Instrument sehr schwierig zu spielen und hatte in gebildeten Kreisen lange einen etwas zweifelhaften Ruf wegen der Verwendung als Begleitung für Unterhaltungstänzerinnen. Aber unter Kennern und aktiven Musikern werden die wenigen Meister der Sarangi in hohen Ehren gehalten. Sabri Khan, einer dieser Meister, ist am 1.12. im Alter von 88 Jahren in Delhi verstorben. Der indische Staatspräsident Pranab Mukherjee würdigte ihn in einer Trauerbotschaft und unterstrich damit seine große Bedeutung für die traditionelle indische Kultur.

Sabri Khan stammte aus einer alten Sarangspielerdynastie, die ihre Linie bis zum legendären Tansen, Hofmusiker bei Großmogul Akbar im 16. Jahrhundert, zurückverfolgt. Er lernte von frühester Kindheit an bei seinem Großvater, Vater und Onkel und entwickelte später seinen eigenen Stil. Als einer der ganz wenigen Sarangispieler war er damit auch als Solist erfolgreich und veröffentlichte Platten unter eigenem Namen. Auf Tourneen in Asien, Nordamerika und Europa machte er die Sarangi als einer der ersten auch außerhalb Indiens bekannt. Für seine Verdienste um die klassische indische Musik erhielt er zahlreiche Ehrungen, u.a. 1986 den Sangeet Natak Akademi Award als höchste fachliche Auszeichnung für einen indischen Künstler sowie 1992 den Padma Shri und 2006 den Padma Bhushan, zwei der höchsten zivilen Orden des indischen Staates. Sabri Khans musikalische Linie wid von mehreren Söhnen und Enkeln fortgesetzt. Der bekannteste ist heute sein Sohn Kamal Sabri, ebenfalls Sarangispieler.

Sabri Khans ungemein klares, expressives und kunstvolles Spiel ist in zahlreichen Schallplatten- und Live-Aufnahmen bei YouTube zugänglich. Hier ine kurze Fernseh-Performance mit Tablabegleitung in Raga Goud-Sarang (Bild und Ton leider nicht synchron...).


7. Jai's Blog - Kekse und Tee in Vrindavan: Eine andere Wahrnehmung (1/2)
- Notizen von Jai Uttal -


Jai Uttal, Schüler von Neem Karoli Baba und Ali Akbar Khan, ist seit Anfang der 1990er Jahre einer der Pioniere der Kirtan-Musik. Er hat 18 Platten veröffentlicht und dabei durch die Verbindung von indischen Traditionen mit westlichen Elementen immer wieder neue musikalische Horizonte erschlossen. Sein Album Mondo Rama war 2002 die erste Kirtan-Platte, die eine Grammy-Nominierung erhielt. Wir bringen in loser Folge Auszüge aus seinem Blog. Mehr von und über Jai Uttal hierJai Uttal.

Im ersten Teil dieses Blogs hatte er von der besonderen Atmosphäre in Vrindavan erzählt, dem nordindischen Heimatort von Gott Krishna, voll mit Tempeln, Sadhus und Magie, und von seinen morgendlichen Spaziergängen am Fluss.


Als ich an diesem besonderen Tag vom Fluss weg spazierte, hörte ich einen entsetzlichen Lärm. Ein junger Asket, bedeckt mit weißer Paste und bekleidet mit einem einfachen Lendentuch, saß auf einer kleinen Steinmauer, schlug Zimbeln gegeneinander und schrie aus vollem Hals Radhe Shyam Radhe Shyam Radhe Shyam!!. Augenblicklich zerbrach mein Frieden in 1000 Stücke. Die Zimbeln erschienen mir lauter als die Rockkonzerte, die ich daheim in den Staaten hinter mir gelassen hatte. Und seine rauhe Stimme war wie kratzendes Sandpapier im Innern meines Gehirns. Wohin war das glückselige Indien, das ich liebte?

Ich beschleunigte meine Schritte und versuchte, unbemerkt an ihm vorbeizukommen. Aber just in diesem Moment trat ein alter Mann in oranger Robe aus der kleinen Hütte neben dem Pfad, gebeugt vom Alter und mit unternehmungslustig langen Rastalocken. Der junge Asket war augenblicklich still als sein uralter Guru mir Tee und Kekse anbot. Wir setzten uns und schlürften den dampfenden Chai, schauten zu wie die glitzernd grünen Papageien von Baum zu Baum flogen, sanken in tiefe, himmlische Meditation und lauschten den fernen Kirtanklängen im sanften Wind. Was für ein Friede...
Aber alles hat einmal ein Ende, der Chai war ausgetrunken, die Kekse aufgegessen, und der alte Mann entließ mich mit einem sanften Lächeln. Ich verabschiedete mich mit einer ehrfurchtsvollen Berührung seiner uralten, rissigen Füße und setzte meinen Spaziergang fort. In diesem Moment begann der Lärm von neuem. KLÄNK KLÄNK KLÄNK KLÄNK!!!
Die schrecklichen Zimbeln!!! Die heiser schreiende Stimme!!! Oh Gott, wie schnell war mein innerer Frieden wieder verschwunden!

Aber als ich mich für einen letzten schmerzlichen Blick zurück umwandte, begann die Magie. Der alte Mann, der kaum fähig schien zu gehen, tanzte auf der Schwelle seiner Hütte. Plötzlich war sein schief gebeugter Körper erfüllt mit der Anmut und Schönheit eines jungen Mädchens. Seine grazil schwingenden Hüften, sein verzücktes Lächeln, sein wallendes Haar; der alte Asket hatte sich in Radha verwandelt, die Göttin der Liebe! Und um die mysteriöse Verwandlung des Bewusstseins vollständig zu machen, war der Kirtan des jungen Sadhus jetzt der Klang von Engelsgesang. Seine furchtbaren Zimbeln hatten sich in ein göttliches Orchester von klingelnden Glöckchen verwandelt. Mein Herz stand still und Tränen schossen aus meinen Augen. Hier war Radha Rani, die in den Gärten von Vrindavan ihre Liebe für Krishna tanzte.

Als es schien, als würde die Welt vergehen in einer Ekstase der Liebe, verschwand der alte Mann einfach in seiner Behausung und ließ mich zurück inmitten von Hitze und Staub und der Kakophonie des jungen Sadhus. Aber mein Geist war still und mein Herz war voll als ich den Pfad weiterging. Ich hatte eine weitere Gelegenheit bekommen, die versteckte Welt hinter der oberflächlichen Realität zu sehen; den Wahrnehmungen des Herzens vor denen des urteilenden Geistes zu vertrauen. Ich hatte ein paar Tropfen Gnade aus dem unermesslichen Ozean der Hingabe erhalten.



8. Workshops - Februar bis April
- Szene-Info -


Workshops sind eine gute Gelegenheit, neue Inspiration für die Beschäftigung mit indischen Instrumenen, indischer Musik und indischem Tanz zu bekommen und sein Verständnis zu vertiefen. Das möchten wir gerne fördern! Deshalb veröffentlichen wir regelmäßig eine Übersicht aktueller Workshoptermine hier im Rundbrief. Nähere Infos zu allen Angeboten und weitere Termine gibt es immer auf unserer Workshopseite.

21.02. MANNHEIM: Harmonium Workshop mit Gyanroopa Dickbertel
21.02. BERLIN: Harmoniumworkshop für Anfänger mit Reina Berger
04.03. - 06.03. BAD MEINBERG: Mantra Singen - ein Weg zum Herzen mit Sundaram
18.03. - 20.03. BAD MEINBERG: Harmonium Lernseminar mit Devadas Mark Janku
19.03. - 20.03. STUTTGART: Nada Yoga mit Sundaram
27.03. - 03.04. BAD MEINBERG: Mantrayogalehrerausbildung mit Sundaram
01.04. - 03.04. BAD MEINBERG: Einführung ins Nada Yoga mit Anne-Careen Engel
09.04. - 10.04. CH - ZÜRICH: Harmonium Lernseminar mit Gyanroopa Dickbertel
18.04. - 24.04. SEHLENDORF (Ostsee): Dhrupad mit den Gundecha-Brothers
29.04. - 01.05. HORUMERSIEL (Nordsee): Harmonium Aufbauseminar mit Devadas Mark Janku



9. Konzerte - Februar & März
- Szene-Info -


Ausführlichere Infos, Ort und Zeit sowie weitere Termine für 2016 in unserem Konzertkalender.

05.02. BERLIN: Karuna Sagari Venkatachalam - Bharatanatyam Dance
13.02. STUTTGART: Nasir Aziz - Sitar
14.02. STUTTGART: Nasir Aziz - Sitar
25.02. A - LANS: SitarStation
27.02. LANSERHOF: SitarStation
01.03. A - INNSBRUCK: Klaus Falschlunger - Sitar
03.03. BADENWEILER: Indian Air - Sitar Diaries
05.03. AUGSBURG: Satyaa & Pari - Kirtan Concert
12.03. UNNA: Satyaa & Pari - Kirtan Concert
12.03. LÖRRACH: Indian Air - Sitar Diaries
12.03. DRESDEN: Sundaram & Friends - Mantras / Kirtan zum Mitsingen
13.03. SELIGENSTADT: Satyaa & Pari - Kirtan Concert
17.03. MÜNCHEN: Pulsar Trio
17.03. A - LANS: Indian Air - Sitar Diaries
18.03. PASSAU: SitarStation
19.03. STUTTGART: Sundaram & Friends - Mantras / Kirtan zum Mitsingen
26.03. LANSERHOF: Indian Air - Sitar Diaries

Zurück