Rundbrief Januar / Februar 2018

Übersicht
1. Rückblick – Vertrauen ins Unbekannte
2. Ratgeber Harmoniumkauf (3/6) - Verwendungszweck & Flexibilität
3. Handwerk & Kunst in Bhakti-Musik (3) – Instrumente, Takte & Ragas
4. Buddhadev Dasgupta – Ein Klassizist
5. Anindo Chatterjee – Eines Tablameisters Reise
6. Wie geht eigentlich (indische) Musik? (11) – Jenseits von Perfekt und Nichtperfekt
7. Workshops – Februar bis April
8. Konzerte – Februar bis April

 


1. Rückblick - Vertrauen ins Unbekannte
- Notizen von Yogendra -


Wir leben in unsicheren Zeiten. Der Wandel in Politik, Wirtschaft, Technik und Kultur scheint sich immer mehr zu beschleunigen. Bisherige Gewissheiten sind in Frage gestellt. Niemand weiß so recht, wo es eigentlich hin geht. Und die Probleme erscheinen immer komplexer. Viele Menschen werden dadurch zutiefst verunsichert und reagieren mit Ängsten und Aggressionen. So verschärfen sich Konflikte weiter. Eskalationsspiralen beginnen sich zu drehen. Wie können wir als MusikerInnen und Musikinteressierte damit umgehen?

StarsMusik zu lernen ist immer eine Reise ins Unbekannte. Selbst wenn ich dabei ein Ziel im Sinn haben mag, kann ich vorab doch nie wissen, wo mich der Lernprozess hinführen wird. Denn mit jedem Schritt tun sich neue Horizonte auf. Was anfangs schwierig und fremd war, wird mit der Zeit leicht und vertraut – und gleichzeitig entdecke ich dabei neue Schwierigkeiten. Neue Fremdheiten werden sichtbar. Die Vollendung eines Schrittes ist der Beginn des nächsten. So lange ich mich darauf einlasse, geht das Lernen immer weiter. Es gibt kein Ende, und damit letztlich auch kein Ziel und nichts zu erreichen oder festzuhalten. Was für eine Zumutung! Wie bin ich dadurch immer wieder herausgefordert! Wie sehr geht es dabei immer wieder an meine Grenzen - und darüber hinaus! Da kann ich schon mal verzagen, mich unfähig, wertlos und frustriert fühlen. Aber warum eigentlich? Wo es kein Ziel gibt und nichts zu erreichen, bin ich doch frei! Ich kann spielen, ausprobieren, entdecken! Was für ein Geschenk!

Musik lernen heißt Vertrauen lernen. Vertrauen ins Unbekannte. Es gibt dabei unendlich viel kennenzulernen, das andere Menschen schon vor mir erforscht und entwickelt haben. Fremdes wird zu Vertrautem. Und vielleicht kann ich sogar etwas ganz Neues entdecken. Vertrauen kann Ängste besänftigen und Mut machen. Diese Qualitäten brauchen wir in unserem Leben, in dieser Welt und in dieser Zeit. Dann können wir auch komplexe Probleme miteinander lösen. Dazu möchten wir mit der Arbeit von India Instruments beitragen. Und wir danken herzlich allen, die uns dabei im letzten Jahr unterstützt haben und auch in Zukunft weiter mit uns unterwegs sind!


2. Ratgeber Harmoniumkauf (3/6) - Verwendungszweck & Flexibilität
- Hintergrundinfo -


Wir bieten eine breite Palette ganz unterschiedlicher Harmoniumtypen. Orientierungshilfen in der verwirrend großen Modellvielfalt gibt unser Ratgeber Harmoniumkauf. Er behandelt die Themen Reisetauglichkeit, Klang & Spielgefühl, Verwendungszweck & Flexibilität, Tonhaltefähigkeit, Ansprache & Lautstärke, Stimmung und Bezugsquellen.

Was willst du mit deinem Harmonium alles machen? Was soll es alles können? Klarheit darüber hilft dir bei der Auswahl des passenden Modells. Entscheidend für die musikalischen Möglichkeiten eines Harmoniums sind die Zahl und Art der eingebauten Zungensätze, der Tonumfang und die möglichen Zusatzfunktionen Oktavkoppler und Scale-Changer. Auch die Tonhaltefähigkeit spielt natürlich eine Rolle, aber dazu gibt es im nächsten Rundbrief ein eigenes Kapitel.

Paloma Premium

Es gibt Harmoniumzungen in drei Lagen, die jeweils eine Oktave auseinander liegen: Bass ist für tiefe Töne, Male für mittlere und Female für hohe. Standardmäßig haben die meisten Harmoniums zwei Zungenreihen, nämlich Bass und Male. Bass sorgt für Wärme im Klang und Male für Klarheit. Normalerweise kannst du mit Registerzügen einstellen, ob nur die Basszungen, nur die Male oder beide zusammen erklingen sollen. Bei Modellen ohne Registerzüge (z.B. Compactina / Dulcetina oder Harinam) fehlt diese Möglichkeit allerdings – es klingen immer alle Zungensätze zusammen. Harmoniums mit nur einem Zungensatz sind unüblich und eher als Schüler- oder Übeinstrumente gedacht. Ihnen fehlt die Klangfülle zweier zusammen schwingender Oktaven. Musikalisch interessant sind dagegen Harmoniums mit drei Zungensätzen, meist in der Kombination Bass – Male – Female. Die zusätzlichen Female Zungen geben dem Klang Strahlkraft und Brillanz und verbessern mit ihren hohen Frequenzen die Hörbarkeit z.B. beim Singen mit großen Gruppen oder in Instrumentalensembles. Durch die beliebige Kombinierbarkeit aller drei Register ergeben sich zudem sieben verschiedene Möglichkeiten der Klangeinstellung – gegenüber nur drei bei Harmoniums mit zwei Zungenreihen. Wenn du Wert auf ein sehr variables Klangbild legst, ist das ein großer Vorteil.

Tirupati Kirtan Classic

Oktavkoppler sind einfache Mechanismen, die bewirken, dass zusätzlich zur gedrückten Taste noch eine weitere Taste im Abstand von einer Oktave mitklingt. Der gespielte Ton wird quasi gedoppelt. Dieser Mechanismus lässt sich nach Bedarf an- oder ausschalten. Es gibt zwei verschiedene Arten von Oktavkopplern, die nicht beide gleichzeitig in einem Harmonium eingebaut sein können. Oktavkoppler nach unten doppeln zur tieferen Oktave und geben dem Klang bassige Wärme, Wucht und Masse. Wenn sie aktiv sind sorgen sie allerdings auch für einen spürbar höheren Luftverbrauch, was wiederum die Tonhaltefähigkeit beeinträchtigen kann. Nach oben, zur höheren Oktave, gibt der Koppler dem Klang Strahlkraft, Brillanz und Schärfe. In jedem Fall erweitert ein Oktavkoppler die musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten deutlich. Bei einem Harmonium mit drei Zungensätzen können damit bis zu sechs Zungen gleichzeitig mit einer Taste angespielt werden, was eine fast orchestral anmutende Klangfülle ergibt. Allerdings sind Oktavkoppler zusätzliche Bauteile, die das Instrument etwas schwerer und potenziell empfindlicher machen.

Paloma Scale Changer

Der Scale-Changer ist ein Mechanismus, durch den sich die gesamte Tastatur in Halbtonschritten verschieben und so die klingende Tonhöhe der Tasten verändern lässt. Damit kannst du mit einem Handgriff von einer Tonart in die andere wechseln, ohne deine Griffe auf den Tasten verändern zu müssen. Wenn du musikalisch versiert bist und sicher transponieren kannst, ist das nicht relevant. Aber wenn dir musikalische Erfahrung fehlt und du öfter auf verschiedenen Grundtönen spielen musst (z.B. weil du unterschiedliche Gesangsgruppen begleitest), dann ist der Scale-Changer eine wunderbare Erleichterung.

Standardmäßig haben Harmoniums einen Tonumfang von 3 1⁄4 bis 3 1⁄2 Oktaven. Modelle mit weniger Tonumfang sind kleiner und leichter und dadurch einfacher zu transportieren. Der verringerte Tonumfang ist allerdings eine Einschränkung der musikalischen Möglichkeiten und bringt oft auch eine schlechtere Tonhaltefähigkeit mit sich. Wenn du bei der Auswahl aber schon sicher weißt, in welcher Tonlage du dich bewegen und in welchem Stil du spielen willst, kann ein kleinerer Tonumfang genau richtig sein.

Übersicht über unsere Harmoniums hier.
Übersicht über unsere Sonderangebote mit weiteren Harmoniums hier.


3. Handwerk & Kunst in Bhakti-Musik (3) – Instrumente, Takte & Ragas
- Beitrag von Srikala -


Gemeinsames Singen von Mantras ist Teil von Bhakti-Yoga, dem indischen Weg der Hingabe. Bhakti-Musik gibt es heute hierzulande in Konzerten, auf Festivals, im Internet und auf CDs. Einige Bhakti-Musiker sind weltbekannte Stars und viele andere eifern ihnen nach. Ist dafür ein bestimmtes musikalisches Handwerkszeug nötig? Ist Bhakti-Musik auch künstlerischer Ausdruck? Wir haben Bhakti-MusikerInnen dazu befragt. Srikala ist Sänger, Produzent und Perkussionist. Bei seinen Live-Auftritten nutzt er seine eigene elektronische Musik ebenso wie indische Perkussion und Ambient Vocals. Seine Projekte umfassen Dub, Hip Hop, Reggae, World Beats und heilige Mantras. Seine Mission ist es, Herzen zu öffnen und Körper zu bewegen.

SrikalaIch praktiziere Bhakti seit über 15 Jahren. Bhakti hat meinen Wunsch geweckt hat, meinen musikalischen Ausdruck mit der Welt zu teilen. Als ich in Bhakti Ashrams in New York und Denver gelebt habe, bin ich tief in die heiligen Texte Indiens eingetaucht. Auf dieser Reise erkannte ich die Kraft der Klangschwingung. Wir wachten jeden Morgen um 4 Uhr morgens auf, um zu singen, zu beten, zu tanzen und die Wissenschaften der Seele zu hören. In dieser tiefen 6-Jahres-Versenkung lernte ich, dass Klang als ein Weg benutzt werden kann, um Heilung zu erfahren und die Seele zu erheben. Bhakti kann ein Weg sein, mich selbst und andere in ihrem Zentrum zu erden. Dieses Wissen gab mir die nötige große Begeisterung, um die Wissenschaft des Bhakti mit den Genres zu verbinden, die ich liebe und mit denen ich aufgewachsen bin - Hip-Hop, Reggae, Dub und Dance.

Als ich meine Reise mit Bhakti begann, hatte ich einige Grundkenntnisse darin Musik zu produzieren und zu texten. Aber ich hatte keine Klarheit oder große Leidenschaft dafür. Bei meinem tiefen Eintauchen in Bhakti habe ich von Meistern gelernt, wie man Mridanga / Khol und Harmonium spielt. Dabei lernte ich auch verschiedene indische Taktarten und bekam ein Verständnis von Raga. Raga ist das Wissen von der Beziehung zwischen Klang und Tages- und Jahreszeiten. Jetzt, 15 Jahre später, habe ich alles, was ich weiß, integriert in mein Dasein als internationaler Künstler und Musikproduzent.

Mein Bhakti-Weg begann allerdings nicht mit dem Wunsch, ein Künstler oder ein Musikproduzent zu werden. Das ist es, was ich an Bhakti so erstaunlich finde: Die Bhakti-Praktiken, vor allem das Singen, reinigen dich und lassen deinen Lebenszweck deutlich werden. Die Praxis gibt dir die Klarheit und Energie, um vorwärts zu gehen und dein Leben in vollen Zügen zu leben. Was auch immer das bedeuten mag. Für mich war es Musik. Für andere mag es Schriftstellerei, Filmemachen oder Unterrichten sein. Was ich wusste, war, dass ich mich sehr für das Erlernen einer Wissenschaft des Lebens interessierte, die Musik und Klang einschloss. Als ich Kirtan fand, fühlte ich mich, als wäre ich nach Hause gekommen - es ist im Grunde genommen Gebet, Gesang und Musik, die miteinander verwoben sind, um Freiheit und Ganzheit in Körper, Geist und Seele zu schaffen.

Website von Srikala.
Radha Ramana Ft. Srikala, Luminahdi, BrandX.
Om Namah Shivaya.


4. Buddhadev Das Gupta – Ein Klassizist
- Nachruf von Partha Chatterjee & Anustup Bhattacharyya -


Über einen großen Meister zu schreiben, ist keine leichte Aufgabe. Die außergewöhnliche Persönlichkeit von Buddhadev Das Gupta, in der sich Musiker, Gelehrter, kreativer Schriftsteller, Komponist und Lehrer vereinen, wurde von allen würdigen Vertretern unserer Gesellschaft geehrt. Aus dem Wenigen, das ich aus meiner persönlichen Zusammenarbeit mit ihm schöpfe, kann ich nur ein oder zwei der unzähligen Aspekte einer so bedeutenden Person herauslesen.

Buddhadev

Buddhadev Das Gupta war der älteste Vertreter eines der authentischsten Sarod-Stile der Gegenwart und wurde weltweit als einer der besten Meister der Sarod anerkannt. Er wurde 1933 in Bhagalpur, Bihar, geboren und begann im Alter von 10 Jahren von Radhika Mohan Maitra Sarod zu lernen. Die Ausbildung dauerte 38 Jahre bis zum Ableben seines Lehrers. Dies ist das längste und intensivste Training, das der große Maestro je einem Schüler vermittelt hat. Neben seiner Musik absolvierte Buddhadev Das Gupta eine brillante akademische Laufbahn und arbeitete 32 Jahre lang als Ingenieur. Sein Stil basierte weitgehend auf dem seines Lehrers Radhika Mohan Maitra - entstanden aus einer Synthese der beiden Gharanas Senia und Shahjahanpur. Es war jedoch seine einzigartige musikalische Persönlichkeit, die sein unverwechselbares Spiel prägte. In Würdigung seines Beitrags auf dem Gebiet der indischen klassischen Musik hat die indische Regierung ihn 2012 mit dem Padma Bhushan ausgezeichnet. Außerdem erhielt er den Sangeet Natak Akademi Award. Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 war Das Gupta Guru in der Instrumental Abteilung der Sangeet Research Academy in Kolkata - bis zu seinem Tod am 15. Januar.

In ihm habe ich zwei verschiedene Eigenschaften beobachtet. Seine Art in der Musik und im Leben allgemein war eine solide Verkörperung traditioneller Werte. Sein angeborener Respekt vor der eigenen Kultur, seine Abneigung gegen Äußerlichkeiten und Pomp, seine oft durch Sarkasmus verdeckte essentielle Bescheidenheit und seine Leidenschaft für Reinheit in der Musik waren in jedem seiner lebhaften Worte zu spüren. Sein fester intellektueller Zugriff auf Form und Inhalt, ob schriftlich oder musikalisch, war geprägt durch Sicherheit und Bedeutsamkeit. Seine Kleidung und seine Manieren trugen den unverwechselbaren Stempel der Tradition. Man hätte ihn für einen Hardcore-Konservativen gehalten, der alles meidet, was zu viel ist. Wenn er eine alte Komposition unterrichtete, ließ er keinerlei zusätzliche Verzierung zu - aus gutem Grund natürlich. Er meinte, dass der Schüler jeden Moment etwas hinzufügen oder wegnehmen könnte und damit die Schönheit der Musik verderben würde. Ob in der Raga-Analyse oder in Rhythmusvariationen, er hat immer eine sehr bewusste und bedachte Haltung eingenommen, um einen sehr rationalen und überzeugenden Standard zu schaffen. Vielleicht hat ihm das Einnehmen verschiedener Perspektiven die Erkenntnis gebracht, dass Musik ein hochgradig vernünftiges Unterfangen ist und Extravaganzen dabei eher unpassend sind. Solche Meister verdienen es, den Platz des Gurus einzunehmen und sind höchst willkommen, wenn sie jüngere Musiker für die Beliebigkeit ihres Spiels zurechtweisen, die der Tod jeder Exzellenz in der klassischen Kunst ist. Die Quintessenz all seiner Bemühungen waren Zurückhaltung und der Wunsch, den klassischen Normen gerecht zu werden.

Buddhadev

Und doch war derselbe Mensch frei von allen Einseitigkeiten und Vorurteilen in seiner Beurteilung von Musikern anderer Stile. Er war immer großzügig darin, jemanden zu ermutigen, zu würdigen und zu segnen, der es verdient hatte. Obwohl er seinem eigenen Stil so unnachgiebig treu ergeben war, genoss er es ungemein in anderer Art zu komponieren. Beispiele dafür sind seine bekanntesten Kompositionen, gestaltet nach dem Vorbild von Tagore-Liedern. Ähnlich erstaunlich fand ich vor vielen Jahren ein paar Minuten seines Sarodspiels im Film Ganadevata. Auch während Diskussionen über irgendein Thema in der Musik war stets deutlich, dass er nie zögern würde, eine Sichtweise zu akzeptieren, die logisch wäre, auch wenn sie nicht zu den alten Konzepten passen würde. So war er durchaus progressiv, wenn es um Experimente ging. Er war zwar ein Purist, aber nie ein Puritaner.

Das Ableben eines Großen wie Buddhadev Das Gupta ist ein herber Verlust für die indische klassische Musik sowie für die gesamte Nation. Das Land ist ärmer geworden ohne sein Wissen und seine Gelehrsamkeit. Er hinterlässt seine Frau, zwei Söhne und unzählige Schüler, die er im Laufe der Jahre unterrichtet hat, darunter Debasish Bhattacharya, Bhabanishankar Das Gupta, Pratyush Banerjee, Anirban Das Gupta, Sugato Nag, Abir Hussain und viele andere.

Kurzes Gedächtnisvideo.
Buddhadev Dasgupta unterrichtet Raga Gujari Todi.
Ganzer Raga: Jhinjhoti Studioaufnahme 1989.


5. Anindo Chatterjee - Eines Tablameisters Reise
- Glückwunsch von Pritam Singh -


2018 feiern wir den 65. Geburtstag des Tablavirtuosen Anindo Chatterjee, einem der besten Tablaspieler Indiens. Geboren in einer Musikerfamilie, begann Anindo seine Ausbildung bei seinem Onkel. Er war sechs Jahre alt, als er den ersten Preis beim nationalen Kinderwettbewerb von All India Radio gewann. Der große Meister Jnan Prakash Ghosh war von dem jungen Talent so beeindruckt, dass er Anindo kennenlernen wollte und ihn später als seinen Schüler annahm. Ab dem Alter von neun Jahren begann Anindo seine Ausbildung im Farukhabad-Stil und blieb bis zu dessen Tod 1997 bei seinem Meister, also fast 34 Jahre. Jnan Prakash Ghosh hatte das Privileg, Tabla und klassischen Gesang von vielen großen Meistern aus verschiedenen Gharanas (Schulen) zu lernen. So hatte er Kenntnis von verschiedenen Stilen, die er an seine Schüler weitergab. Er war ein großer Gelehrter und Musikwissenschaftler, hoch angesehen für seine Leistung, eine ganze Generation von Musikern hervorzubringen. Zwischenzeitlich lernte Anindo auch vom großen Tabla-Maestro Afaq Hussain aus der Lucknow Gharana. Damit ist er auch als Vertreter dieser Tablaschule anerkannt.

AinindoBis zu seinem sechzehnten Lebensjahr lebte Anindo in seinem Elternhaus in einem kleinen Dorf etwas außerhalb von Kalkutta. Dort übte er täglich sechs bis zehn Stunden, über viele Jahre hinweg. Es bedurfte jedoch mehr als nur fleißiger Übung, um sich aus der großen Zahl begabter junger Tablaspielern in Kalkutta herauszuheben. Anindo wurde weltberühmt, als er viele Jahre lang mit dem Sitarmeister Nikhil Banerjee auftrat und ihn auf seinen Tourneen rund um die Welt begleitete. Seine erste Auslandstournee führte ihn 1975 nach Europa, wo er in Paris, Stockholm und München auftrat und seine erste Studioaufnahme veröffentlichte. Während seiner langen Karriere begleitete er fast alle großen Meister der indischen klassischen Musik und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1970 den President's Award und 2002 den Sangeet Natak Academy Award. Aber, wie Anindo selbst sagt, "die größte Auszeichnung ist die Liebe und Inspiration, die ich von Zuschauern auf der ganzen Welt erhalte."

Ainindo

Sein Tablaspiel besticht durch kristallklare Töne, unglaubliche Schnelligkeit und ein unvergleichliches Repertoire an komplexen und authentischen Kompositionen. Seine Persönlichkeit zeigt sich in seinem sanften, weichen und mühelosen Spiel. Er wird von Musikern und Musikliebhabern nicht nur für sein virtuoses Spiel hoch geschätzt sondern auch für seine Unschuld und Bescheidenheit. Sowohl als Solist wie als Begleiter ist er außergewöhnlich. Beim Begleiten bereichert er die Performance durch seine kontrollierte Herangehensweise, die klangliche Qualität und das Verständnis jedes einzelnen Künstlers. Seine Soloauftritte sind immer unterschiedlich - er ist spontan und spielt alles, was ihm in den Sinn kommt. Dabei schöpft er aus seinem reichen Repertoire an Kompositionen der verschiedenen Gharanas. Anindo wurde kürzlich nach dem Unterschied zwischen Tablasolo und Begleitung gefragt. Seine Antwort war humorvoll und wahr zugleich: "Tabla solo zu spielen ist wie ein Junggesellenleben: Man kann zeigen und tun, was man will, ohne Einschränkungen. Tabla-Begleitung ist wie das Eheleben: Man muss Kompromisse eingehen und Verständnis zeigen. Es ist sehr wichtig, dem Melodiesolisten zuzuhören und ihn zu verstehen. Manchmal mag man sein Spiel vielleicht nicht, aber trotzdem muss man ihm folgen und ihn unterstützen. Die Interaktion im richtigen Moment ist sehr wichtig, sonst geht die Harmonie verloren."

Anindo tritt seit seinem neunten Lebensjahr ständig auf, und selbst heute mit mitte Sechzig gibt er noch 100 bis 120 Konzerte im Jahr. Den Rest des Jahres unterrichtet er an seinen Tablaschulen in Indien, Europa, Nordamerika und Australien. Wir haben das Privileg, dass er im März dieses Jahres Tablasolokonzerte in den Niederlanden und Deutschland und einen Tablaworkshop in Deutschland gibt - verpassen Sie diese seltenen Gelegenheiten nicht!

Tablasolo in Tintal.
Begleitung Nikhil Banerjee in Raga Zila Kafi.
Begleitung Krishna Bhatt in Raga Kafi.


6. Wie geht eigentlich (indische) Musik? (11) – Jenseits von Perfekt und Nichtperfekt
- Zitat von Tyshawn Sorey -


In der Reihe „Wie geht eigentlich (indische) Musik?“ bringen wir seit Frühjahr 2016 assoziative, prägnante Anregungen von Künstlern und Intellektuellen.

Tyshawm Sorey

Wenn ich je perfekt sein sollte - dann bin ich tot! Weil es dann nichts mehr zu lernen gibt, nichts mehr zu entdecken gibt, keine Fehler. Ich ziehe das Lernen und Wachsen vor, den Versuch, besser zu werden. Nichtperfektes annehmen zu können hilft dabei, sich von der Frage zu lösen, ob etwas perfekt ist oder nicht - solange man einen Weg findet, mit einem Fehler umzugehen. Musik ist etwas Lebendiges. Sie ist nicht fixiert. Für mich kommt es bei einem Musiker am Ende darauf an, ob er über das Perfekte und Nichtperfekte hinwegsehen kann und zum Akzeptieren kommen kann. Das ist ein Schlüssel für mich.

Tyshawn Sorey (* 1985) ist Jazzschlagzeuger und Komponist und hat ein eigenes System zur Organisation von Live Improvisation in großen Ensembles entwickelt. Das Zitat stammt aus der Zeit No. 48 vom 23.11.2017.


7. Workshops - Februar bis April
- Szene-Info -


Nähere Infos zu allen Angeboten und weitere Termine auf unserer Workshopseite.

25.02. WALLERFANGEN: Nada Yoga mit Sundaram
02.-04.03 BAD MEINBERG: Mantra Singen - ein Weg zum Herzen mit Katyayani und Sundaram
10.03. ES - BARCELONA: Shabad Guru with Snatam Kaur
10.03. BERLIN: Spielend indisches Harmonium lernen mit Lea Rauh
16.-18.03. OLDENBURG: Sitar Intensiv mit Yogendra
24.-25.03. BOIZENBURG: Soul Radiance through Shabad Guru mit Snatam Kaur
28.03. STUTTGART: Tabla Workshop with Anindo Chatterjee
30.03. WEIMAR: Naad Yoga Lehrerausbildung mit Nelly Gian Geier & Surinder Singh
06.-08.04. OY-MITTELBERG / ALLGÄU: Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
09.04. - 15.04. SEHLENDORF / OSTSEE: Dhrupad-Gesang mit den Gundecha Brothers
20.-22.04. BAD MEINBERG: Harmonium Lernseminar mit Katyayani
20.-22.04. BAD MEINBERG: Nada Yoga - Sing dich ins Licht mit Anne-Careen Engel
21.04.-17.07.CH - BASEL: Tabla Seminar mit Shankar Chowdhury
22.-27.04. OY-MITTELBERG / ALLGÄU: Harmonium- und Kirtan Woche mit Devadas
22.-29.04. BAD MEINBERG: Nada Yoga Grundausbildung mit Anne-Careen Engel


8. Konzerte - Februar bis April
- Szene-Info -


Ausführlichere Infos, Ort und Zeit sowie weitere Termine in unserem Konzertkalender.

23.02. ÜBERLINGEN: Satyaa & Pari - Kirtan
23.02. WALLERFANGEN: Sundaram - Kirtan
23.02. BE - LIEGE: Sitardust - Strings
24.02. ÜBERLINGEN: Prema Hara - Kirtan
25.02. BE - BRUSSELS: Sitardust - Strings
02.03. THIERSTEIN: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
03.03. BAD HERSFELD: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
03.03. STUTTGART/OSTFILDERN: Samrat Pandit - Khayal Vocal
04.03. HEIDELBERG: The Heidelberg Kirtan Project - Kirtan
04.03. ERFURT: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
05.03. WEINSTADT: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
08.03. CH – BIEL / BIENNE: Ranajit Sengupta - Sarod
09.03. F - NICE: Nicolas Delaigue - Sitar
10.03. REGENSBURG: Satyaa & Pari - Kirtan
11.03. ES - BARCELONA: Snatam Kaur - Mantras
11.03. A - WIEN: Indian Air - Sitar Diaries
12.03. PL - ANDRYCHOW: Indian Air - Sitar Diaries
13.03. GB - LONDON: Snatam Kaur - Mantras
13.03. PL - WARSHAU: Indian Air - Sitar Diaries
14.03. PL - SOPOT: Indian Air - Sitar Diaries
15.03. PL - ELBLAG: Indian Air - Sitar Diaries
16.03. PL - KWIDZYN: Indian Air - Sitar Diaries
16.03. HEILBRONN: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
17.03. PT - LISBON: Snatam Kaur - Mantras
17.03. OFFENBACH: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
19.03. NL - AMSTERDAM: Snatam Kaur - Mantras
21.03. CZ - PRAHA: Snatam Kaur - Mantras
23.03. HALDENSLEBEN: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
24.03. NL - DEN HAAG: Anindo Chaterjee - Tabla
24.03. NORDHAUSEN: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
27.03. FI - HELSINKI: Snatam Kaur - Mantras
29.03. CH - ZÜRICH: Snatam Kaur - Mantras
29.03. STUTTGART/OSTFILDERN: Anindo Chatterjee - Tabla Solo
31.03. LV - RIGA: Snatam Kaur - Mantras
31.03. BAD MEINBERG: The Love Keys - Kirtan
02.04. BE - BRUSSELS: Snatam Kaur - Mantras
04.04. SK - BRATISLAVA: Snatam Kaur - Mantras
06.04. GB - LONDON: Janaki Rangarajan - Bharat Natyam
06.04. A - BUCH/JENBACH: Indian Air - Sitar Diaries
08.04. HEIDELBERG: The Heidelberg Kirtan Project - Kirtan
12.04. A - WIEN: Indian Air - Sitar Diaries
13.04. HEIDELBERG: Yogendra – Sitar
13.04. A - GUNTRAMSDORF: Indian Air - Sitar Diaries
13.04. POTSDAM: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
14.04. CH - ZÜRICH: Satyaa & Pari - Kirtan
14.04. LAUENAU: Pulsar Trio - Sitar, Piano, Drums
15.04. BAD ROTHENFELDE: The Love Keys - Kirtan
17.04. A - RIED IM ZILLERTAL: Klaus Falschlunger - Sitar
18.04. WOLFSBURG: Yogendra – Sitar
20.04. BERLIN: Diptesh Bhattacharya - Sarod
21.04. STUTTGART: Prosenjit Sengupta - Sarod
21.04. BAD KOHLGRUB: The Love Keys - Kirtan
22.04. NL - DEN HAAG: Kalyanjit Das - Sitar
22.04. BRAUNSCHWEIG: Yogendra - Sitar
22.04. STUTTGART: Prosenjit Sengupta - Sarod
25.04. HAMBURG: Faiz Ali Faiz & Ensemble - Qawwali
27.04. GB - LONDON: J A Jayanth – Bansuri

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