Rundbrief Juni – September 2022

Übersicht

1. Neue Maßstäbe in Qualität – Bhava Harmoniums
2. Harmoniumbau mit Verantwortung – Handwerker & Umwelt
3. Frauen in der klassischen indischen Musik (2) – Neue Weiblichkeit
4. Kurz notiert: Unabhängigkeitsjubiläum, Grammy-Gewinnerin aus Pakistan, Kulturkampf in Kerala
5. Wie geht eigentlich (indische) Musik? (29) – Sinn für Schönheit
6. Workshops – Oktober bis Februar
7. Konzerte – Oktober bis Dezember


1. Neue Maßstäbe in Qualität – Bhava Harmoniums

- Neu im Sortiment -


Tradition bewahren und neue Maßstäbe setzen – das ist das Motto unserer neuen Harmoniummarke Bhava. Nic Dillon, Gründer von Bhava, importiert seit 2010 Harmoniums aus Delhi in die USA. Nic hat mit verschiedenen Herstellern zusammengearbeitet und ist bestens vertraut mit den Verhältnissen vor Ort. Trotz langjähriger Bemühungen hat er aber von den etablierten Herstellern nie die gewünschte gleichbleibend hohe Qualität bekommen. Deshalb hat Nic 2020 eine eigene Werkstatt für Harmoniumbau in Delhi eröffnet und einige der besten Handwerker dort fest angestellt. Seitdem lässt er unter dem Markennamen Bhava nach eigenen Vorstellungen Harmoniums im Delhi-Stil in bester Qualität bauen. Bhava Harmoniums zeichnen sich aus durch:
* gleichmäßig gewachsenes und gut abgelagertes Holz
* sauber aufgesprühte und besonders haltbare Lackierung
* rostfreie Schrauben und speziell gefertigte Beschläge
* extra weiche Balgfedern für langes Sustain und sanftes Ausklingen
* hochwertige Zungen für leichte Ansprache und harmonischen Klang
* geschmackvolles, edles Design
* makelloses Äußeres ohne Kratzer, Dellen und Flecken
Die beeindruckende Qualität der Bhava Harmoniums erreicht bisher kein anderer Harmoniumbauer in der Region Delhi. Sie entspricht westlichen Standards und ist nur mit der Qualität der Harmoniums und Shrutiboxen von Paloma aus Mumbai vergleichbar.

Ab sofort bieten wir die folgenden zwei Modelle von Bhava an. Weitere Modelle können wir individuell bestellen.

Bhava Studio

- Bhava Studio Standard Edition - 899 €
Qualitativ hochwertiges Standharmonium zum regelmäßigen Gebrauch - voller Tonumfang, weicher Klang und besonders langes Sustain. Perfekt zur Begleitung von Mantrasingen, Chanting, Yoga und Entspannung. Bauweise im Delhi-Stil mit einfachen Stabtasten, Doppelzungen und Gehäuse aus Kiefernholz. Ohne potenziell störanfällige Oktavkopplung und überflüssigen Deckel – dadurch ist das Bhava Studio SE relativ leicht, robust und gut transportabel. Das Holz wird nur wenig eingefärbt und behält so ein naturnahes Erscheinungsbild mit individueller Maserung. Klang, Spielgefühl und Aussehen vermitteln Leichtigkeit und Freude. Gut geeignet für Einsteiger*innen – aber auch für Profis reizvoll.
Weitere Infos, Bilder & Video.

Bhava Classic

- Bhava Classic Standard Edition - 899 €
Qualitativ hochwertiges Klappharmonium zum regelmäßigen Gebrauch - voller Tonumfang, weicher Klang, besonders langes Sustain und große dynamische Bandbreite. Perfekt zur Begleitung von Mantrasingen, Chanting, Yoga und Entspannung. Die Bauart im Delhi-Stil mit umklappbarem Balg, Koffergehäuse aus Kiefernholz, Doppelzungen und einfachen Stabtasten ist ein Klassiker in der westlichen Kirtanszene. Sie macht das Bhava Classic SE relativ leicht, robust und gut transportabel. Das Holz wird nur wenig eingefärbt und behält so ein naturnahes Erscheinungsbild mit individueller Maserung. Ohne potenziell störanfällige Oktavkopplung. Klang, Spielgefühl und Aussehen vermitteln Leichtigkeit und Freude. Gut geeignet für Einsteiger*innen – aber auch für Profis reizvoll.
Weitere Infos, Bilder & Video.


2. Harmoniumbau mit Verantwortung – Handwerker & Umwelt

- Hintergrundinfo -


Bhava TeamHandwerk hat in Indien eine jahrtausendealte, hoch entwickelte Tradition. Der überwiegende Teil handwerklicher Arbeit findet im informellen Sektor statt, ohne staatliche Erfassung und Regulierung. Informell arbeitende Menschen können im besten Fall zwar viel Eigeninitiative und Kreativität entwickeln, haben aber keine rechtliche oder soziale Absicherung, werden oft schlecht bezahlt und haben meist einen niedrigen gesellschaftlichen Status. Auch traditionelle Harmoniumbauwerkstätten in Indien sind als kleine Familienbetriebe mit sehr wenigen Stammkräften meist informell organisiert. Hilfsarbeiter und Spezialisten für besondere Arbeiten wie z.B. Oberflächenbehandlung und Stimmung werden nach Bedarf als Tagelöhner dazu geholt. In der Regel werden sie nach Stückzahl bezahlt und stehen dadurch permanent unter Zeitdruck. Sie sind oft in engen, dunklen und schlecht belüfteten Räumen tätig, können jederzeit ersetzt werden, verlieren bei Krankheit ihr Einkommen, haben weder Rechtsschutz noch Zugang zu Sozialleistungen und stehen teilweise in Schuldknechtschaft zu ihren Auftraggebern. Unter diesen schlechten Bedingungen leidet unweigerlich auch die Qualität der gefertigten Instrumente.

Nic Dillon, Gründer der Harmoniummarke Bhava (s.o.), will diese Zustände von Grund auf ändern und hat mit seiner Harmoniumwerkstatt in Delhi nicht nur qualitativ neue Maßstäbe gesetzt, sondern auch ein Vorbild in Sachen sozialer Verantwortung geschaffen. Alle Handwerker arbeiten ohne Zeitdruck so lange, bis die gewünschte Qualität erreicht ist. Die Werkstatträume sind sauber, klimatisiert und gut beleuchtet. Bei der Arbeit werden moderne hochwertige Werkzeuge verwendet und so die Belastung reduziert. Und die Arbeiter sind fest angestellt und bekommen faire Gehälter. Durch die Festanstellung haben sie und ihre Familien Zugang zu staatlichen Gesundheits-, Bildungs- und Altersvorsorgeleistungen. All das sorgt für hohe Zufriedenheit und Motivation bei den Handwerkern und dem gesamten Team. Sie geben ihr Bestes und sind stolz auf die gemeinsame Leistung. Hier einige Stimmen dazu:

Rakesh Shah

"Ich bin stolz darauf, Teil eines Innovationsteams zu sein, das die besten Harmoniums herstellt. Das gibt mir Zufriedenheit bei meiner Arbeit. Ich habe eine gesunde Arbeitskultur vorgefunden, die mich dynamisch und innovativ hält." - Manoj Sharma, Technische Entwicklung & Kastenbau.

"Ich arbeite immer mit Sorgfalt und Liebe und behalte das Gefühl des Endbenutzers eines Bhava-Harmoniums im Kopf. Dieser Job ist wie ein wahr gewordener Traum. Ich werde diesen Laden nie verlassen, weil er uns hilft, unser Leben sowohl finanziell als auch sozial zu stabilisieren. Ich bin der Geschäftsleitung sehr dankbar, die mich und meine anderen Familienmitglieder in den schwierigen Coronazeiten unterstützt hat." - Rakesh Shah, Qualitätssicherung & Stimmung.

Vijender Kumar

"Es war der Wendepunkt in meinem Leben, als ich hier anfing. Vorher wurden die meisten Dinge nur mit den Händen gemacht. Jetzt spart die Verwendung mechanischer Werkzeuge meine Energie, und diese Energie nutze ich, um die besten Harmoniums zu bauen. Hier konzentrieren wir uns auf Qualität und nicht auf Menge. Es gibt eine großartige Arbeitskultur und eine gute Teamarbeit, wie ich sie nur hier erlebt habe." - Vijender Kumar,
Technische Leitung & Montage, 35 Jahre Erfahrung in der Harmoniumindustrie.

Auch ökologische Fragen spielen für Bhava eine Rolle. Die hohe Qualität der hergestellten Instrumente sorgt für eine besonders lange Lebensdauer. Alle Hölzer werden auf offiziellen, staatlich kontrollierten Märkten eingekauft. Geschützte Hölzer werden grundsätzlich nicht verwendet. Abfall in der Produktion wird so weit wie möglich vermieden und so weit wie möglich recycelt. Nach Übersee werden die Instrumente bevorzugt per Seefracht versendet.

Weitere Infos zu Bhava Harmoniums.


3. Frauen in der klassischen indischen Musik (2) – Neue Weiblichkeit

- Feature von Yogendra -


Der Gott der klassischen indischen Musik ist für Hindus eine Frau: Saraswati ist die Göttin der Musik, der Sprache, der Schrift, des Lernens und der Wissenschaft. Trotzdem wird die öffentlich sichtbare professionelle Szene für klassische indische Musik von Männern dominiert – in Indien ebenso wie in der Diaspora. Im vorigen Newsletter gab es einen historischen Rückblick bis Ende des 20. Jahrhunderts. Jetzt beleuchten wir die aktuelle Situation.

Anoushka Shankar

1998 wurde die erste Soloplatte von Anoushka Shankar veröffentlicht. Die Sitaristin war damals gerade mal 17 und spielte klassische Ragas. Ermöglicht wurde das zunächst durch ihren Vater, den legendären Sitarvirtuosen und Weltmusikpionier Ravi Shankar. Von ihm hatte Anoushka ihre musikalische Ausbildung erhalten und als seine Schülerin, Begleiterin, Assistentin und designierte Nachfolgerin hatte sie privilegierten Zugriff auf sein jahrzehntelang geknüpftes weltweites Netzwerk von Musikern, Veranstaltern und Plattenfirmen. Nach ersten Erfolgen mit klassisch indischer Musik ging Anoushka Shankar ab 2005 künstlerisch zunehmend eigene Wege. Sie erkundete elektronische Sounds mit Musikern aus der südasiatischen Diaspora in England wie Karsh Kale und Nitin Sawhney, spielte mit Flamencomusikern (Traveller), komponierte, konzertierte, machte Aufnahmen, verarbeitete die Flüchtlingskrise in Europa (Land of Gold) und thematisierte biografische Erfahrungen als Frau mit einer reinen Frauenband (Love Letters). Neben ihrer künstlerischen Arbeit engagierte sie sich für Tierrechte und gegen sexuellen Missbrauch und posierte für die indischen Ausgaben von Cosmopolitan und Vogue. Anoushka Shankars gekonntes Spiel mit den verschiedenen Rollen als klassische Raga-Interpretin, kreative Komponistin, Celebrity und Aktivistin führte beispielhaft vor, dass tradierte Einschränkungen keine Macht mehr über die Frauen ihrer Generation haben müssen. So wurde sie Wegbereiterin und ikonisches Vorbild zugleich.

Jayanthi KumareshHeute, in der globalisierten und digitalisierten Welt des 21. Jahrhunderts, in der Geschlechterrollen und -identitäten neu verhandelt werden, haben sich Frauen auch in der klassischen indischen Musik eine breitere Präsenz erkämpft als je zuvor. Im 20. Jahrhundert war es zwar üblich, dass Frauen in wohlhabenden traditionsbewussten Milieus Sitar, Sarod oder Saraswati-Vina spielten – allerdings nur im privaten Rahmen. Inzwischen haben sich aber etliche Frauen öffentlich auf den klassischen Konzertpodien etabliert. Manche konnten, wie Anoushkar Shankar, als Töchter von Musiker*innen im Sinne der Guru Shishya Parampara die Familientradition weiterführen – z.B. die Sitaristinnen Mita Nag, Reshma Srivastava und Sahana Banerjee, die Sarodistin Debasmita Bhattacharya und die Saraswati-Vina-Virtuosin Jayanthi Kumaresh. Andere machten ihren Weg ohne traditionelles Familiennetzwerk – darunter die Sitaristinnen Roopa Panesar und Anupama Bhagwat und die Sarodistinnen Moisilee & Troilee Dutta, Chandrima Majumdar und Rajrupa Chowdhury. Die prestigeträchtigen und populären klassischen Saiteninstrumenten, die Frauen schon länger zugänglich waren, sind aber nur ein Aspekt. Vielleicht noch spannender ist die Tatsache, dass Frauen heute auch Instrumente spielen, für die es praktisch keine weiblichen Traditionslinien gibt. Beispiele sind die Bansurispielerinnen Debopriya & Suchismita Chatterjee und Rasika Shekar, die Sarangispielerin Manonmani, die Rudra-Vinaspielerinnen Jyoti Hegde und Madhuvanti Pal, und die Tablaspielerinnen Rimpa Siva, Mukta Raste und Reshma Pandit. Und natürlich gibt es auch nach wie vor zahlreiche wunderbare Sängerinnen.

Rasika Shekar

Trotz großer Fortschritte und Erfolge stehen Frauen in der klassischen indischen Musik heute aber auch vor großen Schwierigkeiten. Einige betreffen Frauen und Männer gleichermaßen. Die wirtschaftliche Situation der meisten klassischen Musiker*innen in Indien ist prekär. Festanstellungen oder andere regelmäßige Einkommensmöglichkeiten gibt es kaum. Auch allgemeine soziale Sicherungssysteme im Fall von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder für das Alter fehlen. Für ein Singleleben mögen spärliche Einkünfte aus Gigs und Privatunterricht reichen, aber eine Familie lässt sich damit kaum ernähren. Verschärft wird dieses Grundproblem noch durch die schleichende Marginalisierung klassischer indischer Musik in Folge der fortschreitenden Verwestlichung, Kommerzialisierung und Digitalisierung des kulturellen Lebens in Indien. Anschaulich dargestellt ist diese Problematik in dem Film „The Disciple“ – eine Besprechung dazu gab es im Newsletter April – August 2021.

Frauen in der klassischen indischen Musik sind aber auch mit Problemen konfrontiert, die sich direkt aus ihrem Frausein ergeben. Die Musikausbildung ist nach wie vor stark männlich dominiert; und in der Intimität der traditionellen Guru-Shishya-Beziehung sind Frauen kaum geschützt vor sexuellen Belästigungen und Übergriffen. Dieses lange tabuisierte Thema haben wir im Newsletter Juli – Dezember 2020 diskutiert. Auch die Leitungspositionen von Konzertveranstaltern, Kultursponsoren und Medien sind noch weitgehend von Männern besetzt, die in Männernetzwerken operieren. Besondere Förderprogramme für Frauen, die dem entgegenwirken könnten, gibt es meines Wissens bisher nicht. Ein kleiner Lichtblick sind in diesem Zusammenhang soziale Netzwerke und andere neue Medien. Sie ermöglichen es Frauen zunehmend, außerhalb der Männerdomäne etablierter Institutionen öffentlich hörbar und sichtbar zu werden. 

Rimpa Siva

Ein weiterer Punkt: Die wirtschaftliche Unsicherheit und die für eine Konzertkarriere nötige dauernde Mobilität sind mit einem traditionellen Familienleben kaum vereinbar. Gerade von Töchtern erwarten aber die meisten indischen Eltern und Verwandten immer noch Mutterschaft und Versorgung der Familie. Widersprüchlich ist in diesem Zusammenhang die Rolle der Politik. Die seit 2014 in Indien regierende hindu-nationalistische BJP unter Ministerpräsident Modi gibt sich einerseits modern und wirtschaftsfreundlich, propagiert andererseits aber religiös begründet konservative Werte. Klassische indische Musik und Yoga z.B. werden als hinduistische Traditionen gesehen und daher gefördert, gleichzeitig werden aber muslimische Musiker*innen zunehmend ausgegrenzt, Yoga für nationale Propaganda missbraucht, und Frauen vor allem als Haus-Mütter gesehen. Klare Impulse zur Förderung von Frauen in der klassischen indischen Musik kommen eher aus der südasiatischen Diaspora in Großbritannien oder den USA. Beispielhaft zu nennen ist hier das Londoner Darbar Festival, das schon seit vielen Jahren auffallend viele Frauen präsentiert. Auch das Festival Reflektor Anoushka Shankar hat 2021 in Hamburg starke Zeichen gesetzt – besprochen im Newsletter September 2021 – Januar 2022. Die Szene ist in Bewegung gekommen, und auch wenn die Mühlen langsam mahlen, scheint zumindest die Richtung klar: Die klassische indische Musik wird weiblicher.


4. Kurz notiert: Unabhängigkeitsjubiläum, Grammy-Gewinnerin aus Pakistan, Kulturkampf in Kerala

- Szene Info -


Grammy für Arooj Aftab – Ghazals mit neuem Klang

Arooj1997 war der legendäre Qawwalisänger Nusrat Fateh Ali Khan als erster pakistanischer Musiker für einen Grammy nominiert. Er ging damals leer aus. Bei den Grammy Awards 2022 hat jetzt die bisher relativ unbekannte Sängerin Arooj Aftab (*1985) die Sensation geschafft: In der Kategorie Best Global Music Performance gewann sie mit ihrer Neuinterpretation des Ghazal-Klassiker Mohabbat als erste pakistanische Musikerin einen Grammy. Ghazals sind poetische Liebeslieder in Urdu - und enorm beliebt in Pakistan und Nordindien. Arooj Aftab wuchs in einer kulturell interessierten Familie in Lahore mit Ghazals auf. Als Jugendliche litt sie unter dem Gefühl, anders zu sein und nicht dazu zu gehören. 2005 emigrierte sie in die USA, studierte Musik am renommierten Berklee College in Boston, und arbeitet seitdem als Sängerin, Komponistin und Produzentin. Arooj Aftabs Spezialität sind musikalisch vollkommen neue Interpretationen bekannter Ghazals. Die Poesie bekommt dadurch eine ungeahnte Frische. Und die oft eigenwillige Instrumentierung (mit akustischen Saiteninstrumenten wie Geige, Harfe, Gitarre oder Kontrabass und ohne Percussion) schafft eine eindringliche, subtil hypnotische Atmosphäre. So entzieht sich ihre Musik einer Einordnung als pakistanisch oder westlich. Stattdessen löst sie den scheinbaren Gegensatz beider Welten auf und schafft einen Ort der Freiheit jenseits überkommener Kategorien.

Hintergrundinfo Deutsche Welle.
Hintergrundinfo Telegraph India.
Arooj Aftabs Mohabbat (aus ihrem dritten Album Vulture Prince).


***************************************

75 Jahre indische Unabhängigkeit – Kultur als Schlüssel zum Verständnis

Azadi MahotsavAm 15.8. hat Indien den 75. Jahrestag seiner Unabhängigkeit gefeiert. Weltweit wurden Indiens Geschichte, aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven von zahlreichen Medien besprochen. Dabei wurde deutlich: Indien war und bleibt ein weltpolitischer Akteur mit ganz eigenen Interessen, Chancen und Problemen, der sich vor niemandes Karren spannen lässt. Wer Indien besser verstehen will, tut gut daran, sich mit dessen Kultur zu beschäftigen – die nicht an den 1947 willkürlich definierten Staatsgrenzen halt macht, sondern auch in den Nachbarländern Pakistan (75. Unabhängigkeitsjubiläum am 14.8.), Nepal, Bangladesh und Sri Lanka teils tief verwurzelt ist. Eine gute Gelegenheit dazu bietet die Film- und Serienkollektion „Ein Hoch auf Indien“, die der TV Kanal Arte aus Anlass des Unabhängigkeitsjubiläums zusammengestellt hat. Ein besonderer Leckerbissen für Freund*innen klassischer indischer Musik ist „Das Musikzimmer“ vom Oscar-prämierten Meisterregisseur Satyajit Ray – unbedingt gucken! Zur Feier des Jubiläums fanden natürlich zahlreiche kulturelle Events statt. Und auch die Diaspora ließ sich nicht lumpen und produzierte eigene Beiträge. Besonders originell für Musikfreund*innen ist Raag Darshan von der Hindu University of America: Eine 20-minütige Hommage an die Schönheit Indiens in stimmungsvollen Bildern und Texten – und gleichzeitig ein musikalischer Trip durch 75 nord- und südindische Ragas (deren Namen freundlicherweise eingeblendet werden). Hören und staunen!

Arte Kollektion Indien – bis 13.10.2022 frei verfügbar.
Das Musikzimmer – bis 13.10.2022 frei verfügbar.
Raag Darshan mit 75 Ragas.


***************************************

Kerala Kalamandalam – Frauen für Kathakali-Studium zugelassen

KathakkaliKerala Kalamandalam, gegründet 1927, ist die bedeutendste staatliche Ausbildungsstätte für Kathakali, einen der klassischen Tanztheaterstile aus dem südindischen Bundesstaat Kerala. Kathakali beinhaltet auch Elemente traditioneller Kampfkunst und verlangt von den Lernenden jahrelanges hartes Training, das schon in jungen Jahren beginnt und massiv einwirkende Massagen zur Formung des heranwachsenden Körpers einschließt. Deswegen war das Kathakali-Studium am Kalamandalam bisher ausschließlich Männern vorbehalten. Seit den 1970er Jahren absolvierten aber zunehmend Frauen private Ausbildungen in Kathakali und fanden auch auf den Bühnen Anerkennung. Während andere Kathakali-Institutionen sich daraufhin schrittweise für Frauen öffneten, sperrte sich das Kalamandalam beharrlich. Das ist jetzt Geschichte. Diesen Sommer durften endlich die ersten jungen Frauen im Teenageralter die Kathakali-Ausbildung am Kalamandalam beginnen. Damit ist wohl die letzte große Bastion institutioneller Geschlechterdiskriminierung im indischen Tanz gefallen.

Kurzvideo der ersten Kathakali-Studentinnen.
Kathakali-Dokumentation von 1959.


***************************************

Tempelfestival in Kerala – Nicht-Hindu Künstlerinnen ausgeschlossen

Temple Fest KeralaHeiße Diskussionen gab es im April um das jährliche 10-tägige Festival im Koodalmanikayam Tempel in Kerala mit rund 800 Künstler*innen. Die Tempelleitung sagte den eingeladenen Bharatanatyam-Tänzerinnen V.P. Mansiya und Soumya Sukumaran kurzfristig ab, weil sie nicht nachweislich Hindus sind. Daraufhin erklärten die Tänzer*innen Devika Sajeevan, Anju Aravind und Karthik Manikandan öffentlich, dass sie aus Solidarität mit den Ausgeschlossenen das Festival boykottieren und ebenfalls nicht auftreten. „Kunst hat keine Religion oder Kaste und transzendiert alle Schranken“, schrieb Anju Aravind als Begründung. Die Landesregierung von Kerala forderte Gespräche zwischen allen Beteiligten, um den Konflikt beizulegen, aber die Tempelleitung beharrte darauf, dass nur Hindus teilnehmen können. Shashi Tharoor, weltbekannter Schriftsteller und Politiker der oppositionellen Kongress-Partei, kritisierte die Entscheidung als schädlich für die Gesellschaft. B. Gopalakrishnan, Vizepräsident des Kerala-Landesverbands der hindu-nationalen BJP, erklärte, dass Hinduismus eine umfassende Religion sei und man Nicht-Hindus nicht so ausschließen könne. Und Ramesh Koottala, Vertreter einer Untergruppe des radikalen Hindu-Kampfbunds RSS, forderte die Tempelleitung auf, die Entscheidung zu revidieren und die Teilnahme aller Künstler*innen sicherzustellen. Unter Druck von allen Seiten hat das Tempelkomitee inzwischen seine Haltung revidiert, eine Änderung der alten Bräuche für notwendig erklärt und der Priesterschaft nahegelegt, die neue Linie mitzutragen. Das Ringen um die Definitionsmacht im indischen Kulturleben geht weiter.

Hintergrundartikel der Hindustan Times.
Video-Impressionen vom Koodalmanikayam Festival 2019.


5. Wie geht eigentlich (indische) Musik? (29) – Sinn für Schönheit

- Zitat von Carl Safina -


In der Reihe „Wie geht eigentlich (indische) Musik?“ bringen wir seit Frühjahr 2016 assoziative, prägnante Anregungen von Künstlern und Intellektuellen.

HorowitzDas Leben hat Liebe und Schönheit geschaffen und sich dann beständig in ihre Richtung weiterentwickelt. Diese beiden Fähigkeiten sind die beiden größten, wichtigsten Wahrheiten der belebten Welt. Wenn das Leben auf seinem langen und beschwerlichen Weg jemals irgendein Ziel hatte, dann das Fortschreiten von Liebe und Schönheit. Der Sinn für Schönheit existiert als tief verwurzelte Fähigkeit, die uns seit unermesslich langer Zeit vererbt wird und vielen Wesen in unterschiedlichem Ausmaß eigen ist. Mir scheint es, als gäbe es den Schönheitssinn, damit sich Lebewesen hier auf Erden zu Hause, glücklich und lebendig fühlen. Wenn es irgendetwas gibt, das noch wunderbarer ist als die Existenz des Lebens, dann die Tatsache, dass das Leben für sich selbst einen Sinn für Schönheit erschaffen hat.

Carl Safina ist Meeresbiologe und einer der renommiertesten Naturschriftsteller weltweit. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet.
Zitat aus: Carl Safina: Die Kultur der wilden Tiere, München 2022, S. 256


6. Workshops – Oktober bis Februar

- Szene-Info -


01.10. GÖTTINGEN Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
02.10. NL-ROTTERDAM Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
07.-09.10. OY-MITTELBERG Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
07.-09.10. BAD MEINBERG Indischer Tanz mit Anna Grover
14.-16.10. OY-MITTELBERG Harmonium Aufbauseminar mit Jürgen Wade
15.10. MANNHEIM Raga meets Kirtan mit Yogendra & Ashis Paul
16.-21.10. BAD MEINBERG Harmonium Intensiv mit Sarada Drautzburg
27.10. TÜBINGEN Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
04.-06.11. BAD MEINBERG Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
04.-07.11. CH-MIGLIEGLIA Naad Yoga Retreat with Manish Vyas
05.11. MÜNCHEN Südindische Percussioninstrumente mit Ernst Ströer
05.11. BERLIN Naad Yoga mit Sundaram
11.-13.11. WANGERLAND Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
11.-13.11. OBERLAHR Harmonium Lernseminar mit Marco Büscher
12.-18.11. CH-BASEL Annual Seminar of the Ali Akbar College of Music - Indian classical vocal, instrumental, sitar & tabla
18.11. CH-LUZERN Naad Yoga with Manish Vyas
25.-27.11. BAD MEINBERG Harmonium Aufbauseminar mit Evelyn Fiedermann
26.11. STUTTGART Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
03.12. DARMSTADT Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
04.12. MAINZ Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
10.12. KASSEL Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
11.12. DORTMUND Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
12.12. CH-GOSSAU Harmonium Workshop with Manish Vyas
25.-30.12. OBERLAHR Mantras, Kirtans & Bhajans mit Sundaram
30.12.-06.01.23 BAD MEINBERG Kirtan & Mantrasingen Kursleiter-Ausbildung mit Narendra & Hagit
01.-04.01.23 OBERLAHR Harmonium Lernseminar mit Maya Plum
27.-29.01.23 BAD MEINBERG Harmonium Lernseminar mit Jürgen Wade
03.-05.02.23 BAD MEINBERG Harmonium Lernseminar mit Evelyn Fiedermann
17.-19.02.23 OBERLAHR Harmonium Lernseminar mit Maya Plum

Ausführlichere Infos sowie weitere Termine auf unserer Workshopseite.


7. Konzerte – Oktober bis Dezember

- Szene-Info -


01.10. OFFENBACH Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
01.10. KÖLN Shivani Karmarkar (Kathak Dance)
01.10. CH-BADEN IM AARGAU Venya Nair (Bharatanatyam Arangetram)
01.10. GB-LONDON Upahaar School of Dance (Bharatanatyam)
01.10. STUTTGART Ranajit Sengupta (Sarod)
01.10. CH-FREIBURG IM UECHTLAND Rabindra Goswami & K. G. Westman (Sitar)
01.10. BERLIN Madhrui Chattopadhyay (Violine), Roy Sunak (Bansuri)
02.10. GB-LONDON Elemental Goddess (dance performance)
02.10. STUTTGART Ranajit Sengupta (Sarod)
02.10. F-PARIS Deepa Hedge (Bharatanatyam)
03.10. F-PARIS Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
05.10. GB-LIVERPOOL Prabhat Rao (Khyal)
05.10. SE-STOCKHOLM Mayukh Gangopadhyay (Sarod)
06.10. BERLIN Silpi Paul (Khyal)
07.10. CH-BADEN IM AARGAU Renate Streuli (karnatischer Gesang)
07.10. CH-SEON Klaus Falschlunger (Sitar)
07.10. A-WIEN Rina Killmeyer (Bansuri), Swarnendu Mandal (Sarod)
07.10. F-PARIS Ranjan Narendra Lawrence (Sitar)
08.10. RU-MOSCOW Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
08.10. BERLIN Sebastian Dreyer (Sitar)
08.10. ARNSTADT Pulsar Trio (Fusion)
08.10. A-LINZ Rina Killmeyer (Bansuri), Swarnendu Mandal (Sarod)
08.10. PANKETAL Manickam Yogeswaran (Gesang, Mridangam, Kanjira)
08.10. F-PARIS Samrat Pandit (Khyal)
08.10. F-PARIS Deepsankar Bhattacharjee (Sitar)
09.10. CH-BADEN IM AARGAU Vijaya Rao (Bharatanatyam)
09.10. GB-LONDON Maya Dhananjay (Kathak)
09.10. F-PARIS Free Student Performance (Bharatanatyam)
09.10. F-PARIS Isabelle Anna (Kathak)
10.10. MÜNCHEN Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
11.10. NL-ALMERE Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
12.10. NL-ALMERE Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
13.10. GB-LONDON Sabir Khan (Sarangi), Ramana Balachandran (Vina)
14.10. GB-LONDON Sanskrati Wahane (Sitar), Prakrati Wahane (Santur)
14.10. GB-LEICESTER Soumik Datta (Sarod)
14.10. HEIDELBERG Yogendra (Sitar)
14.10. GB-LIVERPOOL Ramana Balachandran (Vina)
15.10. BG-SOFIA Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
15.10. GB-LONDON Uday Bhawalkar (Dhrupad)
15.10. GB-LONDON Eeshar Singh (Santur)
15.10. GB-LONDON Bharathi Prathap (Khyal), Rajrupa Chowdhury (Sarod)
15.10. GB-LONDON Britten Sinfonia, Anoushka Shankar (Sitar)
15.10. GB-LONDON Prabhat Rao (Khyal)
15.10. NEUSTADT WEINSTRASSE Yogendra (Sitar)
15.10. CH-BADEN IM AARGAU Divya (Bharatanatyam Tanztheater)
15.10. GB-LIVERPOOL J. A. Jayant (Bansuri)
15.10. STUTTGART Shirin Sengupta (Khyal)
15.10. F-PARIS Anwar Khan und Truppe (Rajasthani)
16.10. GB-LONDON Purbayan Chatterjee (Sitar), Rakesh Chaurasia (Bansuri), Shubha Mudgal (Khyal)
16.10. GB-SAFFRON WALDEN Britten Sinfonia, Anoushka Shankar (Sitar)
16.10. KASSEL Yogendra (Sitar)
16.10. CH-WINTERTHUR Divya (Bharatanatyam Tanztheater)
16.10. GB-LONDON Lakshay Mohan (Sitar), Aayush Mohan (Sarod)
16.10. STUTTGART Shirin Sengupta (Khyal)
16.10. F-PARIS Thomas Vo Van Tao (Mohiniyattam)
18.10. PL-KRAKOW Deva Premal & Miten with Manose (Mantras)
18.10. GB-BRISTOL Soumik Datta (Sarod)
20.10. HANNOVER Yogendra (Sitar)
21.10. GB-LONDON Soumik Datta (Sarod)
21.10. BERLIN Pulsar Trio (Fusion)
21.10. HAMBURG Yogendra (Sitar)
21.10. STUTTGART Mayukh Gangopadhyay (Sarod)
22.10. KLOSTER LEHNIN Matyas Wolter (Sitar)
22.10. NIENBURG Yogendra (Sitar)
22.10. GB-LONDON Alpana Sengupta Dance Company (Kathak)
22.10. STUTTGART Monalisa Ghosh, Rachana Kar, Reshmi Saha (Odissi)
22.10. F-PARIS Jyotika Rao und Truppe (Bharatanatyam)
23.10. CH-ZÜRICH Divya (Bharatanatyam Tanztheater)
23.10. GB-LONDON J. A. Jayant (Bansuri)
23.10. STUTTGART Monalisa Ghosh, Rachana Kar, Reshmi Saha (Odissi)
23.10. F-PARIS Fanny Florentin (Bharatanatyam)
23.10. F-PARIS Lilanoor Ensemble
25.10. GB-SOUTHAMPTON Soumik Datta (Sarod)
29.10. GB-BURY Soumik Datta (Sarod)
29.10. MALSCH Deepsankar Bhattacharjee (Sitar)
29.10. POTSDAM Sebastian Dreyer (Sitar)
30.10. GB-NORWICH Anoushka Shankar (Sitar), Britten Sinfonia
30.10. GB-COVENTRY Soumik Datta (Sarod)
30.10. F-PARIS Niladri Kumar (Sitar)
30.10. BERLIN Sebastian Dreyer (Sitar)
30.10. GB-LONDON Charity Concert (Khyal)
31.10. F-PARIS Niladri Kumar (Sitar)
31.10. STUTTGART Kushal Das (Sitar)
01.11. STUTTGART Kushal Das (Sitar)
02.11. CH-GENF Dattatreya Velankar (Khyal)
04.11. BERLIN Dave Stringer & Band (Kirtan)
04.11. BERLIN Matyas Wolter (Sitar)
04.11. STUTTGART Silpi Paul (Khyal)
05.11. GB-LONDON Pratap Pawar (Kathak)
05.11. BAD SCHANDAU Matyas Wolter (Surbahar)
05.11. STUTTGART Dipak Sharma (Bansuri)
06.11. SE-STOCKHOLM Niladri Kumar (Sitar)
06.11. GB-LONDON Gaurav Mazumdar (Sitar)
06.11. STUTTGART Dipak Sharma (Bansuri)
08.11. GB-COLCHESTER Soumik Datta (Sarod)
10.11. GB-GLOUCESTER Soumik Datta (Sarod)
13.11. CH-BASEL Kushal Das (Sitar), Ken Zuckerman (Sarod)
15.11. GB-NORWICH Soumik Datta (Sarod)
17.11. F-PARIS J.A.Jayant (Bansuri), Sumanth Manjunath (Violine)
18.11. F-PARIS Kengo Saito (Surbahar)
20.11. CH-ZÜRICH Ken Zuckerman (Sarod)
20.11. F-PARIS Brigitte Chataignier (Mohiniyattam)
24.11. HAMBURG ANIM Ensemble (afghanische Musik)
25.11. HAMBURG ANIM Ensemble (afghanische Musik)
26.11. HAMBURG Naghma-e-Israfil (Musik aus Kaschmir)
26.11. STUTTGART Debasish Ganguly (Sitar)
27.11. HAMBURG Saami Brothers (Qawwali)
27.11. STUTTGART Debasish Ganguly (Sitar)
03.12. F-PARIS Nishat Khan (Sitar)
04.12. A-WIEN Rina Killmeyer (Bansuri), Elnaz Mohammadzadeh (Santur)
09.12. WIESENBURG Indigo Masala (Fusion & Kathak)
09.12. KÖLN Satyaa und Pari (Mantras)

Ausführlichere Infos sowie weitere Termine in unserem Konzertkalender.

Zurück