Rundbrief März 2011


1. Yaman-Kalyan von Nikhil Banerjee
- Neu im Sortiment -


Im Januar vor 25 Jahren ist der große Sitarist Nikhil Banerjee im Alter von nur 54 Jahren verstorben. Sein einzigartig ausgewogenes, gleichzeitig meditatives, lyrisches und virtuoses Spiel fand schon zu seinen Lebzeiten weltweite Anerkennung. In den Jahren nach seinem verfrühten Tod wurden zahlreiche Live-Mitschnitte seiner Konzerte veröffentlicht, die ihm einen dauerhaften unter den ganz Großen in der nordindischen Musiktradition sicherten. Nikhil Banerjees Musik verbindet die rhythmischen Raffinessen und den aus der Dhrupad-Tradition übernommenen meditativen Zugang der Maihar-Schule (der er als Schüler von Allauddin Khan und Ali Akbar Khan zugerechnet wird) mit den gesanglichen und lyrischen Elementen der Khyal-Tradition (aus der ihn vor allem Amir Khan inspirierte und deren vokale Techniken zuvor schon Vilayat Khan auf die Sitar übertragen hatte) und der romantischen Ader seiner bengalischen Heimat. Das geistige Verständnis seiner Musik drückte Nikhil Banerjee einmal so aus: "My approach to music is very deep. I do not compromise. Indian music is based on spiritualism and was practiced and learned to know the Supreme Truth. A musician must lift up the souls of the listeners and take them towards Space."

Zur großen Überraschung und Freude aller Nikhil-Banerjee-Fans hat das englische Label Navras jetzt einen neuen Live-Mitschnitt von ihm herausgebracht. Unter dem Titel "Pratibha" (übersetzt etwa "kreativer Genius") ist eine Aufnahme von Raga Yaman-Kalyan aus dem Pariser Musäe Guimet von 1983 zu hören. Die Tabla-Begleitung spielt Anindo Chatterjee, Nikhil Banerjees regelmäßiger Partner in den Jahren vor seinem Tod. Yaman-Kalyan ist ein sehr populärer Abendraga mit einer Stimmung von Friede, Hingabe und Freude. Dem Raga wird eine sehr harmonisierende und integrierende Wirkung zugeschrieben. Obwohl er sehr komplex ist und eine Fälle von Interpretationsmöglichkeiten bietet, wird Yaman-Kalyan deshalb oft auch als erster Raga für Anfänger in indischer Musik unterrichtet. Unter Bestellnummer NRCD 225 ist "Pratibha" ab Ende März für 15,- Euro (zzgl. Versandkosten) bei India Instruments erhältlich.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bei uns erhältlichen CDs



2. Khyal, Qawwali und Fusion bei Navras
- Neu im Sortiment -


  • DVD Kishori Amonkar (Khyal-Gesang): Sampradaya - Carrying Forward a Tradition
    Die charismatische Khyal-Sängerin Kishori Amonkar, momentan vielleicht die bekannteste und bedeutendste klassisch-indische Sängerin überhaupt, ist jetzt live auf DVD zu erleben. Die tief spirituelle Diva gilt als Rebellin und Avantgardistin innerhalb der klassisch-indischen Tradition und hat mit ihrem kreativen Genius einen ganz einzigartigen expressiven Stil jenseits der Grenzen der traditionellen Gharanas geschaffen. Unter dem Titel "Sampradaya - Carrying Forward a Tradition" ist bei Navras ihr Konzert in der Londoner Kensington Town Hall im Jahr 2000 auf zwei DVDs erschienen. Dabei wurde Kishori Amonkar begleitet von Purushottam Walawalkar (Harmonium), Balkrishna Iyer (Tabla), Milind Raikar (Violine) und Vidya Bhagwat (Vocal Support & Tanpura). Den Audiomitschnitt hatte Navras unter gleichem Titel schon 2002 als Doppel-CD herausgebracht. Zu erleben sind eine ausführliche Interpretation des Morgenragas Alhaiya Bilawal, eine kürzere Version des Morgenragas Jeevanpuri (besser bekannt als Jounpuri) und ein Bhajan im populären Raga Bhairavi.
    - NRDVD016 Vol. 1 Raga Alhaiya Bilawal, 89 Min., 29,- Euro
    - NRDVD017 Vol. 2 Raga Jeevanpuri & Bhairavi Bhajan, 94 Min., 29,- Euro
    Die Doppel-CD Sampradaya sowie zahlreiche weitere Aufnahmen von Kishori Amonkar und vielen anderen großartigen Khyal-Sängerinnen gibt es auf unserer Website im Medienbereich.

  • Rahat Fateh Ali Khan (Qawwali-Gesang) & Michael Brook: Kinna Sohna (How Beautiful)
    2007 fand in der Royal Festival Hall in London ein Gedächtnis-Konzert zum 10. Todestag des legendären Qawwali-Sängers Nusrat Fateh Ali Khan statt. Den ersten Teil des Konzertes bestritt Nusrats Neffe Rahat Fateh Ali Khan, der als legitimer Erbe seines Onkels gilt, mit seiner Gruppe mit traditionellem Qawwali. Er wurde bereits letztes Jahr unter dem Titel "Remembering Nusrat" veröffentlicht. Jetzt kommt mit "Kinna Sohna (How Beautiful)" der zweite Teil, in dem Rahat Fateh Ali Khan mit Michael Brook zusammenspielt. 1990 hatte Brook gemeinsam mit Nusrat ein Fusion-Album aufgenommen, das unter Fans seit langem Kultstatus hat. Besonders der Titelsong Mustt Mustt wurde weltbekannt und erschien in zahllosen Remixes und Coverversionen immer wieder neu. Als einer von 10 Tracks ist selbstverständlich auch auf dieser CD eine Interpretation von Mustt Mustt zu hören. Michael Brook arbeitete aber auch erfolgreich mit Brian Ferry, The Pogues und Youssou N'Dour und schrieb die Musik zu Al Gores Klimafilm "Eine unbequeme Wahrheit". Das Booklet bringt die vollständigen Texte aller Lieder mit englischer Übersetzung.
    - NRCD 5512, 15,- Euro
    Das Vorgängeralbum "Remembering Nusrat" sowie viele weitere Qawwali-CDs, finden Sie hier.
  • Bickram Ghosh: Electro Classical
    Tablavirtuose Bickram Ghosh, Sohn von Altmeister Shankar Ghosh, ist nicht nur als klassischer Begleiter von Größen wie Ravi Shankar und Ali Akbar Khan bekannt, sondern hat sich in den letzten Jahren auch als innovativer Fusion-Musiker einen herausragenden Namen gemacht. In seinem eigenen Projekt Rhythmscape entwickelt er eine spannende Verbindung von indischer Musik mit Jazz und Electronica. Sein neues Album "Electro Classical" treibt die Idee einer Elektrifizierung indischer Musik noch ein Stück weiter voran. Ohne die pulsierende perkussive Energie seiner früheren Arbeiten aufzugeben, verwendet Bickram Ghosh jetzt fast ausschließlich elektronische Sounds oder elektronisch abgenommene traditionelle indische Instrumente und schafft damit ein ganz neues faszinierenden New-Age Klanggewand für indische Musik. - NRCD 6008, 15,- Euro Bickram Ghoshs voriges Album "Rhythmscape" sowie viele weitere Fusion-CDs finden Sie hier.

Alle Preise zzgl. Versandkosten. Weitere CDs, DVDs und andere Medien mit indischer Musik finden Sie in unserem Online-Katalog.



3. Colouring the Mind - Raga CD von Yogendra
- Neu im Sortiment -


Seit den 1980er Jahren studiert India-Instruments-Gründer Yogendra die nordindische Raga-Musik mit Schwerpunkt Sitar bei bedeutenden Meistern wie Ali Akbar Khan und Partha Chatterjee. Seit gut 20 Jahren gibt er selbst international klassisch-indische Raga-Konzerte. Unter dem Titel "Colouring the Mind" erscheint jetzt sein erstes Raga-Album. Dabei geht es Yogendra nicht darum, mit den großen Meistern der indischen Tradition aus Vergangenheit und Gegenwart zu konkurrieren. Stattdessen sucht er einen eigenen Zugang zum Wesen der Ragas als Werkzeuge zum "Färben des Geistes". Klangliche Schönheit, Emotionalität und Spontaneität spielen dabei eine größere Rolle als technische Virtuosität oder komplizierte rhythmische Formeln. Begleitet wird Yogendra an der Tabla von Ashis Paul, einem musikalisch hoch sensiblen Meisterschüler von Anindo Chatterjee aus Kalkutta, mit dem er in diesem Frühjahr auch live in Deutschland zu hören sein wird.

"Colouring the Mind" präsentiert drei populäre Abendragas mit dem Untertitel "Ragas for Peace, Love & Joy". Am Anfang steht der majestätisch friedvolle Raga Bageshri mit freirhythmischer Einleitung (Alap), einem Thema mit Variationen (Gat) in langsamem 16er-Rhythmus Tintal, einem Gat in schnellem Tintal und einem schnellen Finale (Jhala) - Spielzeit ca. 35 Minuten. Es folgt der romantische Raga Kirwani mit Alap, Gat in langsamem synkopiertem 16er-Rhythmus Sitarkhani, Gat in schnellem Tintal und Jhala - Spielzeit ca.19 Minuten. Abgerundet wird das Album durch eine verspielte Interpretation von Raga Bhupali mit kurzem Alap und Gat im beschwingten 6er-Rhythmus Dadra - Spielzeit ca.10 Minuten.

Aufgenommen wurde das Album im vergangenen Oktober von Daniel Fuchs, in der Szene vor allem durch sein Plattenlabel Peshkar bekannt als feinsinniger Klangtüftler - dort waren in den 1990er Jahren u.a. Aufnahmen mit renommierten Künstlern wie Kushal Das, Tejendra Majumdar, Ronu Mazumdar und Purbayan Chatterjee erschienen. Hörproben von "Colouring the Mind" als Stream und die Möglichkeit zum kostenpflichtigen Download gibt es auf www.yogendra.de. Als CD ist das Album für 15,- Euro (zzgl. Versandkosten) exklusiv bei India Instruments oder direkt bei Yogendra erhältlich. Für alle Bestellungen, die bis 31.3. eingehen, gilt ein um 20% reduzierter Subskriptionspreis von 12,- Euro (zzgl. Versandkosten).

Videoclips mit Yogendra und Ashis Paul gibt es auf www.youtube.com/yogendrasitar



4. Intensiv-Workshops und eLearning
- Fortbildung -


Die nächsten Wochen und Monate bieten einige hoch interessante Studien- und Vertiefungsmöglichkeiten für alle Freunde von Musik und Tanz aus Indien.

Sitar-Intensivworkshops bieten gleich zwei renommierte Meister an. Vom 1. - 5.4. unterrichtet Kushal Das in Boppard (bei Koblenz). Und vom 4. - 8.5. unterrichtet Partha Chatterjee (enger Schüler von Nikhil Banerjee - s.o.) in Bad Homburg (bei Frankfurt). Tablaspieler können vom 1. - 5.4. bei Altmeister Shankar Ghosh lernen - in Boppard parallel zum Sitarworkshop mit Kushal Das. Und für Kathak-Tänzer bietet Ioanna Srinivasans Academy of Kathak Dance in Berlin vom 18. - 27.3. insgesamt drei mehrtätige, nach Schwierigkeitsgrad gestaffelte Workshops an. Nähere Infos zu allen Angeboten auf unserer Workshopseite

Für alle, die lieber zu Hause am PC indische Musik lernen möchten, läuft von April bis Juni wieder der bewährte eLearning-Kurs "The Music of South India" von Ludwig Pesch. Er umfasst auch praktische Übungen und persönliche Interaktion und wird auch auf deutsch unterstützt. Mehr dazu auf www.carnaticstudent.org.


5. Klangarbeit mit Ragas (2) - Malkauns
- Hintergrundinfo von Thomas Meisenheimer -


Der pentatonische Mitternachts-Raga Malkauns ist wie eine nächtliche Liebeserklärung. Er wird oft auch Malkosh genannt - darin steckt das Wort "Kaushika", das man mit "Leidenschaft" übersetzen kann. Die "Klangformel" besteht aus Grundton (Sa), kleiner Terz (komal Ga), Quarte (Ma), kleiner Sexte (komal Dha) und kleiner Septime (komal Ni). In der südindischen karnatischen Musik heißt diese Tonskala Raga Hindolam. Die Ragamala Miniatur-Malerei stellt Malkauns häufig als adeligen Herrn dar, der berauschende Betelnuss genießt, von Dienerinnen umgeben ist und manchmal auch ein Saiteninstrument in der Hand hält. Mitunter wird Malkauns aber auch als meditierender Yogi oder als leidenschaftlicher Liebhaber gezeigt.

Das Fehlen der Quinte und der Sekunde gibt diesem Raga einen sehr besinnlichen und kontemplativen Charakter. Komal Ga drückt hier für mich die Leidenschaft aus. Die Quarte Ma ist der Ruhepol, leicht berauscht, kontemplativ. Komal Dha ruft die Dunkelheit hervor, die Mystik der Nacht und Komal Ni das Sinnliche. Der Raga erzeugt eine innere dienende Haltung und öffnet mir immer wieder die Herzenstüre. Malkauns ist wie ein Dankgebet, kraftvoll und in sich ruhend. Wenn ich diesen Raga höre, kommen sehr leicht alle Gedanken zur Ruhe. Malkauns wirkt für mich entspannend und trancefördernd. Diese ausgleichende und harmonisierende Wirkung schätze ich sehr nach einem geschäftigen Tag. Malkauns hat für mich auch etwas Mächtiges, Ehrfürchtiges und Würdevolles. Es spiegelt sich hier die Hingabe und die bedingungslose Liebe an einen Meister wider. Dies wird sehr schön in dem alten indischen Film 'Baiju Bawra' deutlich. Im Moment der Rückkehr des Sänger Baiju zu seinem Musik-Meister Swami Haridas nach langer Trennung ist der legendäre Playback-Sänger Mohamed Rafi mit Raga Mailkauns zu hören:

Seit über 20 Jahren beschäftigt sich Thomas Meisenheimer mit indischen Ragas, ihrer Wirkung und ihrem Einsatz als klangtherapeutisches Mittel. In der Reihe "Klangarbeit mit Ragas" stellt er seine Erfahrungen vor - nicht als allgemeine "Raga-Hausapotheke", sondern als Anregung zu eigenem Ausprobieren, Erleben und Erforschen.

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