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25 Jahre Ali Akbar College of Music in Basel

Hommage von Yogendra
(Januar 2011)

"So weit wie Sonne und Mond scheinen - so weit verbreite diese Musik!" - diesen Auftrag erhielt der 2009 verstorbene Sarodmeister Ali Akbar Khan einst von seinem Vater, dem legendenumwobenen Allauddin Khan, Lehrer von Ravi Shankar und vielen anderen großen indischen Musikern. Diesen Auftrag verinnerlichte Ali Akbar Khan so sehr, dass er den größten Teil seines Lebens damit verbrachte, tausenden Schülern aus aller Welt die klassische indische Raga-Musik zu vermitteln. 1956 gründete er das erste Ali Akbar College of Music (AACM) in Kalkutta und 1967 das zweite in der Nähe von San Franzisko, wo er die nächsten 42 Jahre bis zu seinem Tod kontinuierlich lehrte. Eine dritte Schule, das Ali Akbar College of Music Switzerland, gründete schließlich Ali Akbar Khans Meisterschüler Ken Zuckerman 1985 in Basel. Ende November feierte das AACM Switzerland sein 25-jähriges Jubiläum - Zeit für eine Würdigung!

Von Anfang an hatte Ken Zuckerman bei der Gründung Ali Akbar Khans volle Unterstützung. Von 1985 bis zur Jahrtausendwende machte der Altmeister jedes Jahr im Herbst für ein bis zwei Wochen Station in Basel, um persönlich am AACM Switzerland zu unterrichten. Von Anfang an dabei war auch Tabla-Virtuose Swapan Chaudhuri, lange Jahre Ali Akbar Khans regelmäßiger Begleiter. Das Charisma, die Offenheit und das Engagement dieser beiden Ausnahmekünstler zog Schüler aus ganz Europa zu den jährlichen Seminaren - die jedes Mal gekrönt wurden mit einem gemeinsamen Konzert von Ali Akbar Khan und Swapan Chaudhuri. Basel wurde dadurch zu einem der bedeutendsten europäischen Zentren für indische Musik. Aus gesundheitlichen Gründen musste Ali Akbar Khan in den letzten Jahren seine regelmäßigen Besuche zwar einstellen, aber auch ohne ihn sorgte Ken Zuckerman mit unermüdlichem Einsatz dafür, dass die Tradition der Seminare im Herbst bis heute kontinuierlich Jahr für Jahr mit einem ausgezeichneten Lehrerteam auf hohem Niveau fortgesetzt wird.

Neben den Seminaren als Höhepunkten besteht die Arbeit des AACM aber auch aus laufenden Unterrichtsgruppen, Einzelunterricht, Gastunterricht mit eingeladenen Künstlern und der Organisation von Konzerten mit klassisch-indischer Musik. Im Laufe der Jahre unterrichtete das AACM über 1500 Schüler und organisierte mehr als 180 Konzerte. Gastdozenten waren u.a. Lakshmi Shankar, Alla Rakha, Zakir Hussain, Hariprasad Chaurasia, Sultan Khan, Pandit Jasraj, George Ruckert und die Gundecha-Brüder. Konzerte fanden - außer mit Ali Akbar Khan und Swapan Chaudhuri - u.a. statt mit Ravi Shankar, Bhimsen Joshi, Nikhil Banerjee, Mohiuddin Dagar, V.G. Jog, Alla Rakha, Kishori Amonkar, Shivkumar Sharma, Hariprasad Chaurasia, Ram Narayan, Sultan Khan, Zakir Hussain, Anindo Chatterjee, Ajoy Chakraborty, Buddhaditya Mukherjee, Parween Sultana, Ronu Mazumdar, Ken Zuckerman und den Gundecha Brothers.

Unerlässlich für den Erfolg des AACM war auch die großzügige Unterstützung der Musikakademie Basel. Ken Zuckerman war schon seit 1980 als Lehrer für Improvisation in der mittelalterlichen Musik an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis, dem Mittelalter-Zentrum der Musikakademie, tätig. Dank seines hohen Ansehens und seiner guten Kontakte stellte die Musikakademie von Anfang an die Räumlichkeiten für die Seminare im Haus zur Verfügung. Im Rahmen des Studio für Musik der Kulturen wurde später auch laufender Unterricht in indischer Musik in das Angebot der Musikakademie integriert.

Ich persönlich bin von 1987 bis 2000 konsequent jedes Jahr im Herbst zum Seminar mit Ali Akbar Khan nach Basel gepilgert. Dort habe ich nicht nur musikalisch immer wieder neue Schätze gefunden und die Einladung zu weiteren Studien am AACM in Kalifornien bekommen, sondern auch menschlich viele nachhaltig bereichernde Begegnungen gehabt. Es gäbe zahlreiche Anekdoten aus diesen Jahren zu erzählen: Wie ich einmal an Stelle von Ravi Shankar für dessen abendliches Konzert im Soundcheck Sitar spielte. Wie ich als Tanpurabegleiter mit Ali Akbar Khan auf der Bühne saß. Wie ich in einem seiner Konzerte von Hustenanfällen geschüttelt es doch nicht fertig brachte zu gehen, weil ich keinen Moment verpassen wollte. Wie wir als Schüler uns gegenseitig darin zu überbieten versuchten, wer dem anderen demütiger die Füße berühren konnte, und dazu voreinander auf dem Boden des Seminarraums herumkrochen. Aber das gehört wohl in einen anderen Rahmen.

Was aber unbedingt noch hierher gehört, ist ein Lob und Dank an Ken Zuckerman. Ohne seine schier unermüdliche Energie würde es das AACM Switzerland heute längst nicht mehr geben. Wenn Ali Akbar Khan sein geistiger Vater ist, dann ist Ken Zuckerman so etwas wie seine geistige Mutter: Unentwegt bemüht, die physischen Grundlagen sicherzustellen, rührend besorgt um das Wohlergehen von Schülern und Lehrern gleichermaßen, immer ansprechbar, immer unterstützend und immer eine Inspiration durch seine vorbildliche Menschlichkeit und Musikalität. Ken, die indische Musik in Europa und auch ich persönlich haben dir viel zu verdanken - ich gratuliere von hier aus noch einmal nachträglich ganz herzlich zu 25 Jahren AACM Switzerland und wünsche mindestens noch einmal so viele weitere erfolgreiche Jahre!

(Weitere Infos auf www.aliakbarcollege.org und www.kenzuckerman.com)