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Hemen Sen - Sarod Maker

Hemen Chandra Sen, bedeutendster Sarodbauer der letzten Jahrzehnte und Gründer und Chef der Werkstatt Hemen & Co., ist am 2.1. nach einem schweren Herzinfarkt im Alter von 87 Jahren in Kalkutta gestorben. Von Ali Akbar Khan bis Amjad Ali Khan arbeiteten praktisch alle großen Sarodspieler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eng mit Hemen zusammen und spielten ausschließlich von ihm gebaute Instrumente. Neben Sarods als besonderer Spezialität baute Hemen aber auch Tanpuras und Sitars, die ebenfalls hoch geschätzt werden. Für seine Verdienste erhielt er 2003 den Hafiz Ali Khan Preis aus den Händen des damaligen indischen Premierministers Atal Bihari Vajpayee.

Hemen Chandra Sen kam im Alter von 13 Jahren aus Ost-Bengalen, dem heutigen Bangladesh, nach Kalkutta und wurde dort Schüler von Sitarist Ali Ahmed Khan, einem Onkel von Ali Akbar Khan. Auf Ali Ahmeds Empfehlung hin begann Hemen, Instrumente zu bauen um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dank seiner besonderen Verbindung aus musikalischem Talent und handwerklichem Geschick und seiner guten Kontakte zu führenden Musikern konnte Hemen schon 1946 unter dem Namen Hemen & Co. sein eigenes Geschäft gründen. Zusammen mit Ali Akbar Khan und dessen Vater Allauddin Khan gab er wesentliche Impulse für die Entwicklung der Sarod im modernen Maihar-Stil. Im Laufe der Jahrzehnte erwarb sich Hemen dann weltweit einen ausgezeichneten Ruf für Sarods mit einzigartiger Klangfülle und Sustain in klassisch schlichtem Design. Praktisch alle guten Sarodbauer der Gegenwart haben direkt oder indirekt von Hemen gelernt. Seine Sarods sind noch immer das Maß aller Dinge.

Bis in die Tage vor seinem Tod war Hemen agil und saß täglich in seinem offenen kleinen Laden in der geschäftig lauten Rashbehari Avenue, nur wenige 100 Meter entfernt vom früheren Sitz des legendären Sitarbauers Hiren Roy. Wer ahnungslos vorbeikam und Hemen dort hocken sah, mit strubbeligen weißen Haaren und in zerschlissenem weißen Hemd und Dhoti, hätte ihn eher für einen abgehalfterten Hilfsarbeiter gehalten als für den weltberühmten Instrumentenbaumeister. Äußerlichkeiten waren ihm offenbar unwichtig. Was zählte, war der fast magische Klang, den die Sarods unter seinen Händen bekamen.

In die Zukunft blickte Hemen eher skeptisch. In einem Interview sagte er: “Sitar or sarod making is no longer what it used to be. Once upon a time people were passionate about classical music. The quality of musicians was also much better. They would train for years before being allowed by their gurus to perform publicly. Those days are gone. The only music today’s kids want to learn is the kind that will get them to win television competitions.” Trotzdem nahm Hemen seine beiden Söhne Ratan (50) und Tapan (44) schon früh mit in die Werkstatt und gab sein Wissen von Grund auf an sie weiter. Seit Jahren haben sie mit ihm zusammen gearbeitet und werden den Laden nun in seinem Sinne weiterführen.

Bei India Instruments sind noch einige wenige Sarods und Tanpuras aus den Händen von Hemen persönlich vorrätig. Wenn seine Söhne das hohe Qualitätsniveau halten können, werden wir auch weiterhin Instrumente von Hemen & Co. anbieten. Interessante Alternative für exzellente Sarods ist inzwischen aber auch Kanailal & Sons, von dem wir mittlerweile unser Einsteigermodell beziehen, der aber auch Konzertqualität herstellen kann - so spielt u.a. der älteste Sohn von Ali Akbar Khan, Aashish Khan, auf einer Kanailal & Sons Sarod.