Spieltechnik

Sitar und Surbahar werden gespielt während man auf den Boden sitzt mit dem Kürbisresonator ruhend auf dem Fuß.
Das Instrument wird so gehalten, dass der Hals schräg nach oben verläuft vor dem Körper des Spielers. Die Spielsaiten, die über die große Brücke laufen, werden mit einem Draht-Plektrum (Mizrab) die wederum auf den rechten Zeigefinger positioniert wird, angespielt. Die Resonanzsaiten werden nicht angespielt, sondern vibrieren beim spielen mit. Die linke Hand spielt die Melodie auf die Bünde. Eine Besonderheit ist, dass die Saiten nicht nur nach unten gedrückt werden, sondern auch gleichzeitig seitlich gezogen werden können. Dies ermöglicht die Artikulation von subtile Ornamente und Mikrointervalle, die sehr wichtig sind in der klassisch indische Musik.


Inhalt:

Körperhaltung beim Sitarspiel
Fingerstellung der linken Hand
Leichtes und starkes Saitenziehen
Daumenstellung der linken Hand
Anschlagstechniken der rechten Hand

(Text, Konzeption und Demonstration: Yogendra; Foto: Norbert Klippstein)


KÖRPERHALTUNG BEIM SITARSPIEL

a. Optimale Sitarhaltung


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Linkes Bein angewinkelt vor dem Körper auf dem Boden, rechtes Bein darüber, Resonator ruht in der linken Fußsohle, rechter Unterarm ruht auf dem Resonator, rechter Daumen liegt in Höhe des obersten Bundes fest am Instrumentenhals: So steht das Instrument stabil, Instrumentenhals 45 Grad und Instrumentenvorderseite senkrecht zum Boden, linker Arm frei beweglich, Finger der rechten Hand ebenfalls frei beweglich. Spieler sitzt mit aufrechter, gerader Wirbelsäle, hat Instrument mit etwas Abstand vor sich und blickt auf die Rückseite des Halses.

b. Ungünstigere Haltungsvarianten

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Beschreibung der Sitarhaltungen von links nach rechts:

1. rechte Schulter zu tief, Wirbelsäule verkrümmt
2.-4. rechte Schulter zu hoch, Instrumentenhals kommt zu weit nach außen und oben, Korpus hat keinen optimalen Halt von unten.


INGERSTELLUNG DER LINKEN HAND

a. Optimale Grundhaltung der linken Hand

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Greifen eines Tones mit dem Zeigefinger ohne Ziehen: Zeigefinger liegt parallel zu den Bünden, senkrecht zur Saite, drückt die Saite unmittelbar hinter den Bundstäben mit der Fingerspitze ab - dabei den Finger nicht durchdrücken sondern rund lassen. Alle nicht benutzten Finger bleiben entspannt.

Die Hand ist die gerade Verlängerung des Unterarms, das Handgelenk wird nicht abgewinkelt. Linke Schulter hängt locker herab.

b. Ungünstige Haltungen beim einfachen Greifen

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Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

obere Bildreihe:
1. Mittel-, Ring- & kleiner Finger eingerollt
2. Zeigefinger nicht parallel zu den Bünden
3. Zeigefinger vorne durchgedrückt; Mittel-, Ring- & kleiner Finger eingerollt

untere Bildreihe:
1. Zeigefinger vorne durchgedrückt; Mittel-, Ring- & kleiner Finger verkrampft; Hand zu dicht am Hals
2. Zeigefinger nicht parallel zu den Bünden; Mittel-, Ring- & kleiner Finger verkrampft; Hand verdreht & zu dicht am Hals
3. Mittel-, Ring- & kleiner Finger abgespreizt

c. Optimales Greifen des letzten Tons aufwärts

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Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

1. Kleines Intervall mit Zeige- & Mittelfinger
2. Weites Intervall mit Zeige- & Mittelfinger
3. Weites Intervall mit Zeige- & Ringfinger

Der jeweils letzte Ton einer Aufwärtssequenz wird mit dem Mittelfinger gegriffen, wobei der Zeigefinger im Kontakt mit der Saite bleibt; alles andere mit dem Zeigefinger. Bei besonders großen Intervallen kann der letzte Ton auch mit dem Ringfinger gegriffen werden. So wird ein Überstrecken und Verspannen der Hand vermieden.

d. Ungünstige Haltungen beim Greifen des Tons aufwärts

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Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

1. Zeigefinger ist von der Saite abgehoben
2. Ring- & kleiner Finger sind eingerollt
3. Ring- & kleiner Finger sind abgespreizt


 
LEICHTES UND STARKES SAITENZIEHEN

a. Leichtes Ziehen der Saite

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Optimale Bewegung - Finger werden wie bei einer Greifbewegung eingerollt, Handgelenk bleibt gerade, Zug erfolgt parallel zu den Bünden, senkrecht zur Saite.     

Ungünstige Bewegung - Hand zu dicht am Hals

b. Starkes Ziehen der Saite

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Optimale Bewegungen

Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

1. Zeige- & Mittelfinger auf einem Bund
2. Zeige- & Mittelfinger auf zwei benachbarten Bünden


Ungünstige Bewegungen

Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

1. Zug schräg zu den Saiten statt senkrecht
2. Daumen zu weit um den Hals gefasst, Hand zu dicht am Hals

 
DAUMENSTELLUNG DER LINKEN HAND

a. Optimale Daumenstellung beim Greifen und Ziehen

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Daumen liegt leicht an der Rückseite des Halses, Zeigefinger und Daumen bleiben bei allen Bewegungen einander gegenüber vorn bzw. hinten am Hals, Daumen dient bei starkem Ziehen als Gegenhalt. Daumen wir nie vom Hals gelöst, sondern bleibt immer in leichtem Kontakt.

b. Ungünstige Daumenstellungen beim Greifen und Ziehen

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Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

1. Daumen verkrampft gewinkelt, Hand zu dicht am Hals
2. Daumen zu weit am Halsrand, Handgelenk stark gewinkelt, Hand zu weit vom Hals
3. Daumen fast parallel zum Hals, Handgelenk eingeknickt, Hand zu dicht am Hals
4. Daumen zu weit um den Hals gefasst, Hand zu dicht am Hals


ANSCHLAGTECHNIKEN DER RECHTEN HAND

Mizrab fest auf den Zeigefinger, so dass der Bügel quer über den Fingernagel läuft. Das Mizrab soll sich beim Anschlagen möglichst wenig am Finger bewegen; vor allem darf es nicht seitlich verrutschen. In der Regel muss das Mizrab, wenn die Größe stimmt, noch individuel zurechtgebogen werden, um sich dem Finger optimal anzupassen. Anschlagen der Saiten NUR mit dem Mizrab, dabei aber IMMER alle vier Finger zusammen bewegen.

a. Grundhaltung der rechten Hand vor Anschlag "da"

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Daumen etwa in Höhe des obersten Bundes fest am Instrumentenhals in 45 Grad-Winkel zum Hals - diese Daumenposition nie verändern. Das Handgelenk ist über die Deckenkante hinaus nach vorn geschoben, so dass ich durch den Zwischenraum die Brücke sehen kann.

Die Hand hängt bei fixiertem Daumen relativ entspannt herab, wobei alle Finger locker zusammen bleiben und leicht gerundet sind. Dies ist die Ausgangsstellung für den Anschlag "da": die nach unten hängenden vier Finger schwungvoll nach oben fast bis zur Faust einrollen, dabei die erste Saite von unten nach oben anschlagen (und in der Regel die zweite Saite mit zum Schwingen bringen).

b. Handstellung vor Anschlag "ra"

Die Hand ist im Gelenk leicht angehoben und alle vier Finger sind fast bis zur Faust eingerollt. Dies ist die Endstellung nach dem Anschlag "da" und zugleich die Ausgangsstellung für den zweiten Anschlag "ra": Die eingerollten vier Finger schnellen nach unten-vorn in die Grundhaltung (s.o.) zurück, dabei wird die erste Saite von oben nach unten angeschlagen.

Bei allen Anschlägen wird das Handgelenk nur wenig und der Unterarm gar nicht mitbewegt - Schwung und Kraft kommen aus den Fingern. Das Grundprinzip ähnelt einem Aufschlag beim Tennis: Eine relativ große Bewegung wird schwungvoll durchgezogen und trifft an einem bestimmten Punkt mitten in ihrer Schwungbahn auf den Ball / die Saite. Die Saite wird nicht angerissen oder angezupft sondern angeschlagen.

c. Chikari-Schlag

Die Bilder zeigen die Handstellung vor und nach dem Chikari-Schlag

Die Chikari-Saiten werden grundsätzlich mit einem "ra" angeschlagen: Die Hand wird von der Grundhaltung (s.o.) aus dem Handgelenk etwas nach oben gehoben und seitlich gedreht (ohne den Unterarm zu bewegen!), die Finger werden eingerollt und schnellen leicht nach vorn.

b. Ungünstige Haltung der rechten Hand

Beschreibung der Bilder von links nach rechts:

1. Zeigefinger wird allein bewegt, andere Finger sind abgespreizt
2. Hand ist nach innen durchgedrückt
3. Daumen liegt nicht am Hals auf4. Hand ist verdreht
5. Daumen liegt parallel zum Hals, Hand ist zu weit hinten